Eine ?Tour d’Horizon de Humboldt“ initiieren

Prof. Dr. Christoph Schneider, Foto: Matthias Heyde
Herr?Schneider, Sie sind heute zum?Vizepr?sidenten?für?Forschung?gew?hlt worden. Herzlichen?Glückwunsch. Wann werden Sie das?Amt antreten?
Schneider:?Vielen Dank! Zun?chst lassen Sie mich für das vom?Konzil in meiner Wahl zum Ausdruck gebrachte Vertrauen sehr herzlich danken. Ich werde mein Bestes geben,?diesem Vertrauen gerecht zu werden, und hoffe auch die, die meine Bewerbung kritisch gesehen haben,?durch?meine?Arbeit in den kommenden Jahren zu überzeugen. In der Ausschreibung war der 1. Juli 2021?für die ?bernahme des Amtes?vorgesehen. Dem steht aus meiner Sicht nichts entgegen. Die Details hierfür gilt es jetzt aber?erst?noch zwischen allen Beteiligten abzustimmen.
Was verbinden Sie mit der Humboldt-Universit?t?
Schneider:?Die Humboldt-Universit?t?zu Berlin?ist?für mich?vor allem ein Ort inspirierter wissenschaftlicher Debatte, exzellenter Forschung und engagierter Lehre. An der HU gibt es?viele brillante?Wissenschaftler*innen, eine hohe Intellektualit?t, engagierte und kreative Studierende, die ausgepr?gte Freude und Neugier auf wissenschaftliches Neuland, und auch in der Verwaltung?ganz?viele?Menschen, denen die Geschicke der HU wirklich am Herzen liegen. Die HU ist sicher einer der Leuchttürme?auch?in der internationalen Universit?tslandschaft,?mit einer starken Wirkung und Sichtbarkeit in den wissenschaftlichen und aber gerade auch den gesellschaftlichen und politischen Debatten. Das ist angesichts mancher Unzul?nglichkeit in den internen Prozessen bemerkenswertund?für die weitere Entwicklung unserer Universit?t?Ansporn,?Verpflichtung und Herausforderung.
Welche Ihrer bisherigen Erfahrungen werden Sie als Pr?sidiumsmitglied?an der Humboldt?einbringen?
Schneider:?Meine vielf?ltige Erfahrung mit inter- und?transdiszipliner?Forschung, gemeinsam mit Kolleg*innen aus vielen F?chern, aber auch Forschungserfahrung in der Grundlagenforschung, bei Forschung in gro?en Verbünden ebenso wie bei der Begleitung?von individuellen Stipendiat*innen aus verschiedenen L?ndern und Kontexten wird mir –?so hoffe ich –?helfen,?die Vielfalt und Breite von Forschung an der HU zu würdigen und in allen Prozessen mitzudenken. Die Erfahrung als Fachkollegiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, als Gutachter vieler internationaler Panels, aber auch die Vorerfahrungen in der akademischen Selbstverwaltung?–?sowohl in der HU, als auch an anderen Standorten?–?sind natürlich bedeutsam. Ich nehme auch alle meine Erfahrungen mit administrativen Prozessen an?der HU aus?Sicht von?Forschenden mit in die neue Aufgabe und erwarte, dass mir das hilft,?multiperspektivisch und moderierend zu unterstützen, dass wir gemeinsam?die?an der HU anstehenden Aufgaben?anpacken und?meistern.?
Was sehen Sie als gr??te Herausforderungen in diesem Amt an der Humboldt-Universit?t?
Schneider:?Es sollte unser Ziel sein sowohl individuelle Forschung an der HU als auch koordinierte Drittmittelforschung noch besser zu unterstützen. Idealerweise geht?beides?Hand in Hand, sodass individuelle Forschung und Forschungsverbünde sich gegenseitig befruchten. Das?bedeutet, dass wir?als HU?in?zweifacher?Art und Weise?exzellent bleiben?und am besten noch sichtbarer werden,?und zwar?sowohl in den nationalen Wettbewerben um Exzellenzcluster und institutionelle DFG-F?rderung in der Berlin?University Alliance, als auch bezüglich individueller Forschungsleistung, die sich dann in Forschungspreisen und zum Beispiel?in?Erfolgen?bei?Ausschreibungen des European Research Council?widerspiegeln wird. Die Randbedingungen dafür gemeinsam mit allen Gruppen, Instituten und Verwaltungseinheiten?zu gestalten und weiter zu entwickeln, das ist die zentrale Herausforderung aus meiner Sicht.
Welche Akzente wollen Sie setzen, wenn Sie Ihr Amt an der HU angetreten haben?
Schneider:?Mir geht es zun?chst?darum, dass wir ein gemeinsames Verst?ndnis von ausgezeichneter, ?cutting-edge“-Forschung in den verschiedenen Disziplinen entwickeln, um?dann?passende Strategien weiter zu entwickeln, die gemeinsam getragen und?angepasst auf die F?cher umgesetzt werden. Meine Idee ist, dies mit einer ?Tour?d’Horizon?de Humboldt“ zu initiieren. Auf der Basis?dieses Diskurses?geht es darum HU-spezifische Formate, Antrags- und Administrationsprozesse und strukturelle Bedingungen so zu?etablieren, dass wir unser Forschungspotential optimal nutzen. Ich wei?,?das klingt ein wenig theoretisch. Ich bin aber überzeugt?davon, dass der langfristige Erfolg in der Forschung an der HU?ma?geblich von unserem gemeinsam entwickelten Verst?ndnis zu genau diesen Fragen abh?ngt. Kooperation und?reibungsarme?Zusammenarbeit?– auch zwischen Forschenden und Verwaltenden?–?werden?unter den Bedingungen einer digitalisierten und globalisierten Forschungslandschaft den Unterschied?bedingen, der einen exzellenten von einem lediglich sehr guten universit?ren Standort unterscheidet.?Ersteres?erreichen?wir?nur gemeinsam und deshalb richte ich meine Aufmerksamkeit?zu Anfang der Amtsperiode?auf?dieses ?common?understanding‘.?Dieses?schlie?t übrigens explizit auch die?Sicht?und Akzente?der Studierenden als?very-early-career-Forschende mit ein.?Es?unterscheidet uns fundamental von anderen Forschungseinrichtungen, dass?es an der HU?durch unsere Studierenden ein?beinahe unersch?pfliches zus?tzliches Potential an?Kreativit?t?gibt.
Das Interview führte Hans-Christoph Keller,?Leiter Referat Kommunikation/Medien der HU