Verborgene Orte
Thaer-Saal im Albrecht Daniel
Thaer-Institut, Foto: Matthias Heyde
Neben dem Naturkundemuseum in der Invalidenstra?e 42 steht das imposante, im italienischen Renaissancestil erbaute Hauptgeb?ude des Albrecht Daniel Thaer-Instituts für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Lebenswissenschaftlichen Fakult?t. Betritt man den Bau, kommt man in den zentralen, glasüberdachten Thaer-Saal mit Kuppelgew?lben und Natursteins?ulen aus rotem schwedischen Granit mit gusseisernen Basen und Kapitellen. Das anliegende steinerne Treppenhaus wird an den Seiten von vier gro?en Landschaftsgem?lden des Malers Heinrich G?rtner (1828 - 1909) flankiert. Sie entstanden in den Jahren 1883 bis 1885 und nehmen die 金贝棋牌 Ackerbau und Viehzucht an der ?stlichen Wand, und Fischerei und Jagd an der westlichen Wand auf.
Das Geb?ude – von 1876 bis 1880 auf dem Gel?nde einer ehemaligen k?niglichen Eisengie?erei errichtet – ist Teil einer von August Tiede (1843 - 1911) konzipierten Anlage. Sie bestand aus der früheren geologischen Landesanstalt und Bergakademie, dem Museum für Naturkunde und der K?niglichen Landwirtschaftlichen 金贝棋牌. Diese war die erste Vorg?ngerinstitution des Thaer-Instituts und wurde ursprünglich zu zwei Dritteln als Museum konzipiert. Seit ihrer Gründung 1881 beherbergte die 金贝棋牌 auch die Sammlungen des ehemaligen Berliner Landwirtschaftlichen Museums. Die Exponate sind heute in anderen Museen zu sehen. Der Namensgeber Albrecht Daniel Thaer begründete im brandenburgischen M?glin die Landwirtschaftswissenschaften. Er war von 1810 bis 1819 Professor an der Berliner Universit?t.
Emil-Fischer-H?rsaal im denkmalgeschützten Geb?ude
Emil-Fischer-H?rsaal, Foto: Matthias Heyde
Eine Reihe von historischen H?rs?len schmücken als Denkm?ler der Berliner Wissenschaftsge-schichte die Geb?ude der Humboldt-Universit?t. Dazu z?hlt auch der Emil-Fischer-H?rsaal an der Hessischen Stra?e 1-2. Emil Fischer, einer der damals führenden deutschen Chemiker und sp?terer Nobelpreistr?ger, knüpfte 1892 an seine Berufungszusage an die Berliner Universit?t eine Bedingung: Ein neues Chemisches Institut sollte eingerichtet werden. Die R?umlichkeiten seines Vorg?ngers August Wilhelm Hofmann genügten den inzwischen gestiegenen Ansprüchen an Forschung und Lehre nicht mehr. Nach jahrelangen Verz?gerungen wurde am 14. Juli 1900 ein modernes Chemisches Institut er?ffnet. Diese nach Fischers Vorschl?gen und unter seiner beratenden Mitwirkung errichtete Haus wurde an ?Mannigfaltigkeit und Reichhaltigkeit der Arbeitsmittel von keinem ?hnlichen Institut in der Welt übertroffen“, so Fischer selbst. Zu dem Geb?udekomplex geh?ren auch ein H?rsaalgeb?ude sowie die sogenannte Fischer-Villa.
Helle R?ume, Licht an allen Arbeitspl?tzen, aber auch Garderoben, Aufenthaltsr?ume und Fahrradst?nder geh?rten zu seinem gewünschten Equipment. Durch die sp?tere T?tigkeit Lise Meitners und Otto Hahns in diesen Geb?uden und der damit verbundenen wissenschaftlichen Bedeutung stehen die Geb?ude heute unter Denkmalschutz. Im Kriegsjahr 1945 wurden H?rs?le, Praktikumss?le und Labore fast v?llig zerst?rt. Die treppenf?rmig angeordneten Sitzreihen, die Holzvert?felung und ein riesengro?es Periodensystem an der Wand des H?rsaals – das meiste, was wir heute sehen, wurde originalgetreu wiederaufgebaut. Anl?sslich der feierlichen Er?ffnung 1953 bekam der H?rsaal den Namen des Institutsgründers. Heute sitzen Studierende verschiedenster Fachrichtungen in dem steil ansteigenden H?rsaal, nur die Chemiker nicht. Der traditionelle Standort wurde 2002 aufgegeben, als das Institut für Chemie an den mathematisch-naturwissenschaftlichen Campus Adlershof zog – in ein neues, den heutigen Anforderungen der Chemie entsprechendes Geb?ude.
Mori-?gai-Gedenkst?tte
Gedenkzimmer für Mori ?gai, Foto: Matthias Heyde
Das Foto zeigt das Gedenkzimmer für den japanischen Arzt, Wissenschaftler, Schriftsteller und ?bersetzer Mori ?gai (1862 - 1922), der 1887/88 in Berlin bei Robert Koch studierte und seine erste Unterkunft im ersten Stock des Hauses an der Luisen-/Ecke Marienstra?e hatte. Dort ist heute die Mori-?gai-Gedenkst?tte. Sie ist Zielpunkt auch vieler japanischer Touristen, die sich über ?gais Verdienste rund um die Vermittlung deutscher Kultur, Literatur und Medizin in Japan informieren m?chten. Der Berliner Universit?t, der heutigen Humboldt-Universit?t, kam hervorragende Bedeutung für Japans ?bergang in die Moderne zu. In der Mitte des 19. Jahrhunderts ?ffnete sich das Land auf Dr?ngen der Staaten Europas und Nordamerikas nach einer mehr als zweihundert Jahre w?hrenden Isolationsphase. Das Inselreich stand vor der Herausforderung, sich binnen weniger Jahrzehnte in einen modernen Nationalstaat zu verwandeln. Junge Studierende wurden ins Ausland entsandt, um neues Wissen zu erwerben. Wie der junge Mori war ein gro?er Teil der rund 2700 Japaner, die in der Meiji-Zeit (1868 - 1912) an deutschsprachigen Einrichtungen studierten, in Berlin eingeschrieben. Nach ihrer Rückkehr nach Japan gelangten viele dieser Pioniere ?modernen“ Wissens in einflussreiche Positionen in Bildungswesen, Kultur, Politik, Verwaltung und Wissenschaft.
Die Gedenkst?tte widmet sich dem Andenken und der Erforschung von Leben und Werk Mori ?gais. Die wissenschaftlichen und kulturellen Begegnungen zwischen Japan und Europa seit der zweiten H?lfte des 19. Jahrhunderts werden in Projekten, Ausstellungen, Publikationen und 金贝棋牌 bearbeitet. Die Best?nde der Gedenkst?tte umfassen eine umfangreiche Pr?senz-Bibliothek zu Mori ?gai und seinem Umfeld, au?erdem Dokumente zum deutsch-japanischen Kultur- und Wissenschaftsaustausch, Originalbriefe ?gais sowie Briefe und Postkarten von Familienmitgliedern. Hinzu kommt eine Sammlung von 130 Kalligraphien, ein ?l-Portr?t, eine Kopie seiner Totenmaske und eine Bronzetafel mit ?gais Testament.
Seit dem Frühjahr 2017 ist die Gedenkst?tte nach l?ngeren Umbauten wieder regul?r ge?ffnet und die neue deutsch- und japanisch-sprachige Dauerausstellung ?Zwischen den Kulturen“ kann besichtigt werden. Sie arbeitet das vielf?ltige Wirken Mori ?gais und seine Beziehung zu Berlin heraus und stellt diese in den Kontext der intensiven wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan. Bis zum 23. M?rz 2018 ist au?erdem eine Sonderausstellung mit Japan-Fotografien der Spanierin Patricia Escriche unter dem Titel ?Fliegende Fische“ zu sehen.
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Bundesweit einmalige Geh?lzkultivare
Forschungs- und Lehrsortiment von Geh?lzkultivaren
des Albrecht Daniel Thaer-Instituts, Foto: Matthias Heyde
Die Humboldt-Universit?t ist im Besitz zahlreicher Sammlungen aus den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie werden an Instituten, Fakult?ten und der Universit?tsbibliothek betreut und in vielf?ltiger Form in Lehre und Forschung eingesetzt. Im brandenburgischen Zepernick befindet sich eine dieser Sammlungen: das Forschungs- und Lehrsortiment von Geh?lzkultivaren des Albrecht Daniel Thaer-Instituts. Auf der 5,5 Hektar gro?en Versuchsfl?che in der Gemeinde Panketal wachsen 2000 verschiedene Kultivare. Es handelt sich vorwiegend um Sorten und Klone unterschiedlicher Laub- und Nadelgeh?lzgattungen wie Linde, Rhododendron, Fichte oder Kiefer.
Ein Sortimentspool dieser Vielfalt ist in dieser Kompaktheit bundesweit nicht zu finden. Daraus ergeben sich verschiedene Forschungsfelder. So stellt die Sammlung ein exzellentes Freilandlabor zur Bewertung und Selektion von Geh?lzen im Hinblick auf das Klima dar. In einem Projekt werden Berliner Allee- und Obstgeh?lze hinsichtlich ihrer Anpassungsf?higkeit an den prognostizierten Klimawandel getestet. Welche Baumarten halten Temperaturextremen wie Hitze, Starkniederschl?gen und warmen Wintern stand? Als m?gliche zukünftige Stadtb?ume werden beispielsweise nichtheimische Arten und Klone von Ahorn, Linde und Eiche, aber auch nicht so bekannte Arten wie die Kobushi-Magnolie oder der Kanadische Judasbaum untersucht.
Ein Teil der Sammlung beinhaltet ein weltweit einzigartiges Klonarchiv salicinreicher Weidenarten. In dem im Sommer 2017 gestarteten Projekt ?SaliMed“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gef?rdert wird, arbeiten Wissenschaftler der HU, der TU München, der Universit?t Karlsruhe und ein gro?es Pharmaunternehmen zusammen, um die medizinischen Potenziale der Weidenrinde zu erforschen. Auch Studierende kommen auf das Gel?nde. In Zepernick werden ?bungen und Demonstrationen innerhalb von Modulen rund um das Baumschulwesen, die Dendrologie oder die Verwendung von Geh?lzen durchgeführt.
Autorin: Ljiljana Nikolic