Nahrungsmittelproduktion und Klimaschutz
Weltweit werden immer mehr Grasl?nder und W?lder
in Ackerland und Weidefl?chen umgewandelt.
Foto: Matthias Heyde
Wie wir mit den Landfl?chen der Erde umgehen, ist für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung. Weltweit werden immer mehr Grasl?nder und W?lder in Ackerland und Weidefl?chen umgewandelt, wodurch wertvolle Kohlenstoffspeicher verloren gehen. Hinzu kommt der intensive Einsatz von fossilen Treibstoffen, Bew?sserung, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Das macht die Landwirtschaft verantwortlich für etwa ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen.
Soll die globale Erw?rmung entsprechend des Klimaschutzabkommens von Paris auf h?chstens 1,5 Grad Celsius begrenzt werden, dann müssen nicht nur die Emissionen deutlich verringert werden. Ambitionierte Klimaschutzstrategien setzen zus?tzlich auf die gezielte Nutzung von Land zur vermehrten Aufnahme und Speicherung von Kohlenstoff, etwa durch gro?r?umige Aufforstung oder die Produktion von Bioenergie. Allerdings wird sich auch der weltweite Nahrungsmittelbedarf bis zum Jahr 2050 wahrscheinlich mehr als verdoppeln. Die Konkurrenz um fruchtbares Land steigt also weiter.
Diesem Dilemma widmet sich eine neue Studie der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU), die jetzt in der Zeitschrift Nature erschienen ist. Sie geht der grundlegenden Frage nach, welche Ver?nderungen in der Landnutzung zum Klimaschutz beitragen, indem sie einerseits dem weltweiten Nahrungsmittelbedarf gerecht werden und anderseits Treibhausgasemissionen entgegenwirken.
Die Studie zeigt, dass bisherige Methoden die negativen Auswirkungen von Landnutzung und Ern?hrungsgewohnheiten auf den Klimawandel h?ufig stark untersch?tzen. ?Ein grundlegendes Problem besteht darin, dass viele Berechnungen vernachl?ssigen, dass landwirtschaftlich genutzte Fl?chen h?ufig auch ein gro?es Potential zur Kohlenstoffspeicherung h?tten, wenn sie eben nicht für die Nahrungsmittelproduktion genutzt würden“, so Tim Beringer, einer der Autoren der Studie und derzeit Gastwissenschaftler am Integrativen Forschungsinstitut zu Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen (IRI THESys) an der HU Berlin. Beringer pl?diert dafür, solche potentiellen Kohlenstoffspeicher in wissenschaftlichen Modellen künftig mit zu berücksichtigen – und zwar als entgangene Gewinne in der Klimabilanz. Gemeinsam mit Kollegen hat er deshalb einen neuen Ansatz entwickelt, der die versteckten ?Kohlenstoffkosten“ von Landnutzung explizit berücksichtigt: den sogenannten ?Carbon Benefit Index“.
Der ?Carbon Benefit Index“ erfasst, wie sich lokale Ver?nderungen von Anbaukulturen, Ertragsniveaus und Produktionsprozesse auf die globalen Treibhausgasemissionen und die weltweite Speicherung von Kohlenstoff in Pflanzen und B?den auswirken. "Ob beispielsweise Raps statt Weizen angebaut wird, wie viel Ertrag die angebauten Sorten liefern, und ob das Land intensiv oder extensiv bewirtschaftet wird, macht einen enormen Unterschied", erkl?rt Beringer. Mit Hilfe ihres neuartigen Ansatzes k?nnen die Autoren unter anderem zeigen, dass unsere Ern?hrungsgewohnheiten mit sehr viel mehr Treibhausgasemissionen verbunden sind als bisher angenommen. Demnach tr?gt die Ern?hrung der Menschen in Europa genauso viel zur globalen Erw?rmung bei wie der gesamte übrige Verbrauch von Energie und allen weiteren Gütern zusammengenommen. ?Unsere Ern?hrung ist sehr fleischlastig und ben?tigt daher viel fruchtbares Land für Viehhaltung und Futtermittelproduktion“, so der Wissenschaftler. Durch einen verminderten Konsum von Rindfleisch und Milchprodukten k?nnten diese Emissionen um bis zu 70 Prozent reduziert werden.
Herk?mmliche Analysen weisen der Ern?hrung typischerweise nur einen geringeren Anteil an den gesamten Emissionen zu und untersch?tzen somit auch das Potential von ver?nderten Ern?hrungsgewohnheiten für den Klimaschutz. ?Unser Ansatz erm?glicht es, sowohl die Klimaeffizienz der Produktion als auch die des Verbrauchs von landwirtschaftlichen Gütern zu bestimmen“, sagt Beringer. Denn um effektiv Klimaschutz zu betreiben, braucht es Ver?nderungen auf beiden Seiten: sprich verringerten Konsum von Produkten, die mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden sind, bei gleichzeitig effizienterer Nutzung von Acker- und Weidefl?chen.
Der Artikel tr?gt den Titel ?Assessing the efficiency of changes in land use for mitigating climate change“ und ist in der Ausgabe vom 13. Dezember 2018 in der Zeitschrift Nature erschienen.
Publikation
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Tim Beringer
Humboldt-Universit?t zu Berlin
IRI THESys
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