Waldvogelgemeinschaft in Südamerika gef?hrdet
Der Waldvogel Casiornis rufus im Gran Chaco. Wird der Wald als
Weidefl?che genutzt, muss er weichen. Foto: Dr. Leandro Macchi
Nur sieben Prozent der gr??ten tropischen Trockenw?lder Argentiniens weisen einen Geh?lzbestand auf, der über der Grenze liegt, die für die Waldvogelgemeinschaft in den Trockenw?ldern der Region Gran Chaco erforderlich ist. Eine von Wissenschaftlern der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) durchgeführte Studie verwendete dabei eine neuen Forschungsansatz, bei dem speziesbasierte (Felddatenerfassung der Vogelarten) und ?kosystembasierte (satellitengestützte fortlaufende Kartierung des Geh?lzbestandes) Daten verknüpft wurden, um Biodiversit?tsstrukturen sowie Gefahren durch Ver?nderungen des Waldbewuchses besser zu verstehen. Die Studie zeigt, dass in der trockenen Region Grand Chaco nur wenige hochwertige Waldfl?chen für Vogelarten vorhanden sind. Ein gro?er Teil des Gebietes (68 Prozent) wies einen Geh?lzbestand auf, bei dem ein zunehmender Rückgang der Waldvogelarten zu verzeichnen war. 25 Prozent des untersuchten Gebietes hatten nur einen Geh?lzbestand, der unter der für die Waldvogelgemeinschaft notwendigen Grenze lag.
Leiter der Studie war Dr. Leandro Macchi vom Geographischen Institut der HU, der gegenw?rtig beim Wissenschaftlichen und Technischen Forschungsrat Argentiniens (CONICET) t?tig ist. Er untersuchte den Zusammenhang zwischen einem pl?tzlichen Rückgang der Waldvogelpopulation bei Unterschreitung bestimmter Grenzwerte des Geh?lzbestandes. Dr. Macchi sagte dazu: ?Die Region Gran Chaco ist auf Grund der zunehmenden landwirtschaftlichen Fl?chen für die Produktion von Rindfleisch und Sojabohnen zu einem globaler Krisenherd in Bezug auf Abholzung geworden. Die Sojabohnen werden wiederum als Futter für Schweine, Hühner und Kühe, unter anderem in Europa und China, verwendet. Darüber hinaus wurden die verbleibenden Gebiete, die normalerweise als Wald eingeordnet werden, seit langer Zeit durch den Menschen genutzt, zum Beispiel zur Holzgewinnung, zur Holzkohleproduktion - die Holzkohle wurde ebenfalls nach Europa exportiert -? sowie der Viehwirtschaft für den Eigenbedarf, was zur Zerst?rung des Urwaldes und dessen Wert als Lebensraum für Biodiversit?t führte.“
Die Studie zeigte Bereiche auf, in denen das Beenden der Entwaldung und Waldsch?digung - zum Beispiel indem der Wald nicht als Weidefl?che genutzt wird - M?glichkeiten zum Erhalt der Waldvogelgemeinschaften bietet. Da nur in einem kleinen Teil des untersuchten Gebietes die kritischen Grenzwerte bisher überschritten wurden, sind noch M?glichkeiten vorhanden, weitere Sch?den zu verhindern und den Bestand der Waldvogelgemeinschaften zu erhalten.
Gef?hrdet durch den Fleischverzehr in Europa und Asien:
Der Waldvogel Parula pitiayumi. Foto: N. Atanas
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Waldweiden so wie sie gegenw?rtig genutzt werden, Vogelgemeinschaften sehr nahe an kritische Grenzen bringen, was zum Verlust oder Rückgang vieler im Wald lebender Arten führt und daher die Nutzung des Waldes als Weide h?chstwahrscheinlich weder belastbar noch nachhaltig ist. Waldweiden bei h?herem Strauch- und Baumbestand (das heisst mehr als 38 Prozent Gesamtgeh?lzdichte) k?nnten zu einer stabilen Waldvogelgemeinschaft beitragen und w?ren daher eine vielversprechende ?wildtierfreundliche‘ Bewirtschaftungsoption im Bereich der Landwirtschaft. Wichtig ist dabei auch, dass Fleischproduktion bekannterma?en ein ineffizienter Weg zur Nutzung von Boden, Wasser und Ressourcen ist sowie eine wesentlicher Faktor bei der Ver?nderung von natürlichen Lebensr?umen in sich entwickelnden Gebieten, wie im Gebiet Grand Chaco.
Die Studie basiert auf einem umfangreichen Datensatz zu 167 Vogelarten, der vom Instituto de Ecología Regional (Argentinien) zur Verfügung gestellt wurde, sowie auf Satellitendaten basierenden Karten des Geh?lzbestandes, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Conservation Biogeography Lab der HU unter Leitung von Prof. Dr. Tobias Kümmerle erstellt wurden.
Publikation
Leandro Macchi, Matthias Baumann, Hendrik Bluhm, Matthew Baker, Christian Levers, H. Ricardo Grau, Tobias Kuemmerle: Thresholds in forest bird communities along woody vegetation gradients in the South American Dry Chaco, Journal of Applied Ecology, https://doi.org/10.1111/1365-2664.13342
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Dr. Leandro Macchi
Institut für Geographie
macchile@hu-berlin.de
Boris Nitzsche
Stellvertretender Pressesprecher
Tel.: 030 2093 2945
boris.nitzsche@hu-berlin.de