Wem geh?rt die Welt? Folge 2: Wasserknappheit auf den Kykladen
Entsalzungsanlage in Iraklia. Foto: Ourania Papasozomenou
Die 33 Kykladen-Inseln im ?g?ischen Meer geh?ren zu den beliebtesten Reisezielen Griechenlands. Auch die Zypriotin Ourania Papasozomenou zieht es oft in diese Gegend. Sie ist dort aber nicht nur als Touristin unterwegs. In ihrer Doktorarbeit im Fachgebiet Ressourcen?konomie am Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) besch?ftigte sie sich mit Ursachen und L?sungsm?glichkeiten im Hinblick auf die Wasserknappheit auf zwei dieser Inseln: Tinos und Syros.
In den Sommermonaten ?chzt dort das ?kologische System unter der Trockenheit und der Flut der Touristenstr?me, die die Bev?lkerungszahl vorrübergehend verdoppeln. ?Im Sommer sieht es auf den Inseln wie in der Sahara aus, im Herbst und Winter k?nnte man meinen, man sei in Schottland“, berichtet die Nachwuchswissenschaftlerin. ?Der Wasserverbrauch steigt auf Tinos im Sommer von 1.500 Kubikmetern auf durchschnittlich 2.700 Kubikmeter pro Tag/Person. Auf Syros ist die Situation sehr ?hnlich.”
Das Trink- und 金贝棋牌swasser kommt aus dem Meer. ?Es gibt auf beiden Inseln kaum Grundwasser, 95 Prozent des Wassers wird in Entsalzungsanlagen aufbereitet.“ Diese haben einen hohen Energiebedarf, der die Wasserpreise auf die doppelte H?he im Vergleich zum Festland treibt, und sind zudem nicht nachhaltig. ?Es handelt sich um schmutzige Energie aus Kohlekraftwerken.“ Manchmal fehlen Ersatzteile für die Anlagen, was zur weiteren Verknappung führt. Es fehlt au?erdem an Infrastruktur, um das gereinigte Abwasser zu nutzen. ?Es wird ins Meer zurückgeleitet, anstatt dass es in den Inselwasserkreislauf zurückkehrt.“
Entsalzungsanlage in Iraklia. Foto: Ourania Papasozomenou
Doch die technischen und physikalischen Gegebenheiten der Inseln sind gar nicht die Hauptursache der unsicheren, teuren Wasserversorgung, dahinter verbergen sich politische Gründe, das hat die Wasserexpertin mit ihrer Studie herausgefunden. ?Es gibt beispielsweise einen Verwaltungsangestellten auf regionaler Ebene, der seit Jahren die Nutzung von Regenwasser institutionalisieren m?chte. Seine Idee ist, das jedes neu gebaute Geb?ude obligatorisch einen Regenwassertank bekommt“, sagt Ourania Papasozomenou, die für ihre Dissertation mit 35 Akteuren der Inselverwaltung, Mitarbeitenden des zust?ndigen Athener Ministeriums, Wasserexperten sowie Umweltaktivisten gesprochen hat. ?Die Athener Gesetzgebung sieht das nicht vor, sie setzt die Priorit?t auf Entsalzungsanlagen, der Inselverwaltung sind die H?nde gebunden.“ Denn institutionell und finanziell h?ngen die Inselregierungen – es handelt sich um ein kompliziertes System bestehend? aus mindestens drei Subebenen ohne Entscheidungsbefugnis und teilweise unklarem Mandat – von der Entscheidungsmacht der Hauptstadt ab.
??Durch die zentrale Steuerung und die Top-down-Strukturen k?nnen sich auch lokale Initiativen und Nichtregierungsorganisationen mit kleineren Projekten zur L?sung der Wasserprobleme kaum durchsetzen“, sagt die Forscherin, die ihren Master ebenfalls an der HU gemacht hat, im Studiengang ?Integrated Natural Resource Management“. Dabei gibt es gute Ans?tze: So wird auf Tinos die Regenwasserversickerung teilweise durch Umleitungen reguliert, mit dem Ziel, den Regen in gr??eren Mengen als bislang versickern zu lassen.?
Die rund 20.000 Einwohner von Syros und die etwa 8.500 Bewohner von Tinos sind es gewohnt, sehr sparsam mit Wasser umzugehen. Die G?ste m?chte man mit Sparma?nahmen nicht vergraulen, dezente Hinweise auf die Wassernot müssen ausreichen. Den Tourismus als wichtigste Einnahmequelle zu beschr?nken und so den Wasserverbrauch zu regulieren, ist eher kontraproduktiv. ?Es gibt aber Bemühungen, die Touristenstr?me über das ganze Jahr zu verteilen.“
Wie sch?tzt die Wasserexpertin, die nun als Postdoc am IRI Thesys der HU forscht, die zukünftige Entwicklung ein? ?Eine dezentralisierte Steuerung und eine Unabh?ngigkeit der lokalen politischen Ebene – institutionell wie finanziell – stellen einen vielversprechenden Ansatz zur Verbesserung der Situation dar. Leider ist eine Ver?nderung in diese Richtung nicht in Sicht,“ konstatiert Ourania Papasozomenou.
Autorin: Ljiljana Nikolic
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Wer sich detaillierter mit dem Thema besch?ftigen m?chte: Die Doktorarbeit? ?The Water Crisis in the Greek Island Complex of the Cyclades: Diagnosis, Analysis, and Rectification“ von Ourania Papasozomenou wird ab Herbst auf dem edoc-Server der Humboldt-Universit?t zu finden sein.
Webseite von Ourania Papasozomenou
Folge 1 unseres Sommerthemas - Wem geh?rt der Schlaf? Interview mit der Historikerin Hannah Ahlheim
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Dr. Ourania Papasozomenou
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Integrative Research Institute on Transformations of Human-Environment Systems (IRI THESys)
Tel.: 030 2093-66328
papasoou@cms.hu-berlin.de