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Tiefgreifender Wandel der deutschen Hochschullandschaft

Studie eines Berliner Forscherteams von TU Berlin und HU Berlin untersucht Situation des Personals in Bibliotheken, Verwaltung und Technik an deutschen Universit?ten und Fachhochschulen

Grimm Zentrum
Studierende im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum der HU
Foto: Heike Zappe

Bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt in der Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation (ZEWK) der Technischen Universit?t Berlin und des ver.di-Bundesfachbereichs Bildung, Wissenschaft und Forschung diskutierten am 13. November 2017 in Berlin rund 150 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft und ½ð±´ÆåÅÆn ¨¹ber die
Arbeits- und Besch?ftigungssituation in wissenschaftsunterst¨¹tzenden Bereichen.

Bei der Tagung wurde die Studie ?Wandel der Arbeit in wissenschaftsunterst¨¹tzenden Bereichen an ½ð±´ÆåÅÆn ¨C Hochschulreformen und Verwaltungsmodernisierung aus Sicht der Besch?ftigten¡° eines Forscherteams von Technischer Universit?t Berlin (TU) und Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) vorgestellt.

Auch die Verwaltung geh?rt zur ½ð±´ÆåÅÆ

?Unsere Untersuchung nimmt erstmals hochschul- und l?nder¨¹bergreifend eine Besch?ftigtengruppe in den Blick, die bislang von der Hochschulforschung weitgehend vernachl?ssigt wurde¡°, sagt Dr. Ulf Banscherus, Leiter der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt an der TU und Co-Projektleiter der Studie. W?hrend des dreij?hrigen Projektes, das von der Hans-B?ckler-Stiftung gef?rdert wurde, hat das Projektteam neben Interviews mit Experten und Besch?ftigten unter anderem eine Online-Befragung durchgef¨¹hrt, an der mehr als 2.500 Besch?ftigte von 21 ½ð±´ÆåÅÆn in zw?lf Bundesl?nden teilgenommen hatten.

Die Anforderungen sind h?her

Die Berliner Forscherinnen und Forscher konnten mit der Studie zeigen, dass die Expansion des deutschen Hochschulsystems, die Neugestaltung der Hochschulsteuerung und die Digitalisierung der Arbeit zu starken Ver?nderungen im Aufgabenprofil der Besch?ftigten in wissenschaftsunterst¨¹tzenden Bereichen, beispielsweise Sekretariaten, Laboren oder Bibliotheken, gef¨¹hrt haben. ?Abh?ngig von ihren konkreten Aufgabenbereichen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den ½ð±´ÆåÅÆn in unterschiedlichem Ausma? von diesen Entwicklungen betroffen und bewerten sie daher entsprechend unterschiedlich ¨C ¨¹bergreifend beobachten wir allerdings einen allgemeinen Trend zu h?heren Anforderungen, sowohl quantitativ als auch qualitativ¡°, so Banscherus weiter.

Neue, interessante Aufgaben - aber auch Angst vor Automatisierungsprozessen

Die Arbeitssituation von Bibliotheksbesch?ftigten wird beispielsweise besonders stark von Digitalisierungsprozessen beeinflusst. Dadurch haben sich f¨¹r die Besch?ftigten einerseits neue, interessante Aufgabengebieten entwickelt, andererseits l?sen diese Ver?nderungen bei ihnen aber auch Angst vor m?glichen Rationalisierungsma?nahmen aus. Angestellte in der Hochschulverwaltung bekommen hingegen vor allem die Folgen von ½ð±´ÆåÅÆxpansion und Studienstrukturreform zu sp¨¹ren, etwa in Form von Arbeitsverdichtung. ?Mit dem Aufwuchs beim wissenschaftlichen Personal und bei den Studierenden in den vergangenen zwei Jahrzehnten ist auch die Menge an Einstellungs- und Immatrikulationsverfahren, Pr¨¹fungen und Organisationsaufgaben rapide angestiegen. Dies bedeutet f¨¹r die Besch?ftigten in wissenschaftsunterst¨¹tzenden Bereichen einen nicht zu untersch?tzenden Anstieg des Arbeitsvolumens¡°, erkl?rt Dr. Andr? Wolter, Professor f¨¹r Hochschulforschung an der HU und ebenfalls Co-Projektleiter der Studie, die Folgen der ½ð±´ÆåÅÆxpansion f¨¹r die untersuchte Personengruppe.

Perspektiven von Wissenschaftler_innen und Besch?ftigten m¨¹ssen verbunden werden

Neben hochschulspezifischen Reforminitiativen wie dem Bologna-Prozess und der Exzellenzinitiative haben auch Ans?tze zur Modernisierung der deutschen Hochschullandschaft im Sinne des New Public Management massive Ver?nderungen an den ½ð±´ÆåÅÆn hervorgerufen. Sowohl die Leistungen in Forschung und Lehre als auch die Verwaltungsprozesse sollten so effizienter werden und gleichzeitig an Qualit?t gewinnen. Bei der Umsetzung der Reformen sollten die ½ð±´ÆåÅÆn aus Sicht der Forscher allerdings auch das Wissen und die Erfahrungen von Besch?ftigten in wissenschaftsunterst¨¹tzenden Bereichen st?rker einbeziehen ¨C und dies in einer systematischen Weise. So k?nnen beispielsweise m?gliche Unstimmigkeiten bei der Gestaltung von Pr¨¹fungsordnungen oder IT-Systemen bereits im Vorfeld erkannt werden. ?Die Organisationsentwicklungskonzepte der ½ð±´ÆåÅÆn sollten immer Ans?tze zur Personalentwicklung f¨¹r alle Besch?ftigtengruppen enthalten. Es ist sicher nicht leicht, die Perspektiven von Wissenschaftlern auf der einen Seite und Besch?ftigten in Sekretariaten, Verwaltung und Technik auf der anderen Seite zu einem koh?renten Gesamtkonzept zusammenzubinden. Dies ist aber n?tig, um so eine komplexe Organisation wie eine ½ð±´ÆåÅÆ wirksam reformieren zu k?nnen.¡°, sagt Dr. Ulf Banscherus.

Mehr Aufmerksamkeit, bitte

Insgesamt nehmen die Besch?ftigten in wissenschaftsunterst¨¹tzenden Bereichen eine Arbeitsintensivierung und -verdichtung sowie gestiegene inhaltliche Anforderungen wahr, sind aber dennoch ¨¹berwiegend zufrieden mit ihrer beruflichen Situation. Die Untersuchung zeigt ebenfalls, dass diese Personengruppe an zentralen Stellen an der Umsetzung der Reformma?nahmen beteiligt ist und somit in relevantem Ma?e zu deren Gelingen beitragen kann. ?Diese wichtige Rolle der Besch?ftigten in wissenschaftsunterst¨¹tzenden Bereichen wird allerdings noch nicht hinreichend ber¨¹cksichtigt. Hochschulpolitik und -entwicklung t?ten also genauso wie die Hochschulforschung gut daran, dieser Besch?ftigtengruppe eine gr??ere Aufmerksamkeit zu widmen ¨C sowohl im Rahmen von wissenschaftlichen Untersuchungen als auch bei der Formulierung von hochschulbezogenen Reforminitiativen¡°, fasst Prof. Dr. Andr? Wolter die Ergebnisse zusammen.

Weitere ½ð±´ÆåÅÆ

Die Studie als PDF-Datei

½ð±´ÆåÅÆ

Dr. Ulf Banscherus
Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation (ZEWK)
Technische Universit?t Berlin

Tel.: 030 314-21181
ulf.banscherus@tu-berlin.de