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Wie viele Neurone braucht eine Empfindung?

Wissenschaftler zeigen, Neuronen-Aktivit?t kann bewusst wahrgenommen werden

Etwa zwei Millionen Neurone enth?lt die somatosensorische Hirnrinde (Kortex) der Ratte – die Region des Gehirns, die taktile Wahrnehmungen verarbeitet. Dass trotz dieser enormen Vielzahl die Aktivit?t eines einzigen Neurons eine Sinnesempfindung erzeugen kann, haben Arthur Houweling und Michael Brecht von der Humboldt-Universit?t zu Berlin und dem Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience Berlin nun herausgefunden. "Angesichts der gro?en Zahl von Neuronen im Kortex war man bisher meist davon ausgegangen, dass erst das Zusammenspiel gro?er Gruppen von Neuronen eine bewusste Wahrnehmung erzeugen kann. Wir zeigen, dass die Aktivit?t einzelner Neurone sehr viel bedeutungsvoller ist als bisher angenommen", erkl?rt Brecht seine Ergebnisse. Die Forschungsarbeit wird am 19. Dezember in der renommierten Fachzeitschrift Nature online publiziert.

Sehen, h?ren, tasten – jeder Sinneseindruck wird im Gehirn verarbeitet und l?sst sich darauf zurückführen, dass Nervenzellen elektrische Impulse aussenden. Noch ist allerdings wenig darüber bekannt, nach welchem Prinzip eine solche neuronale Informationskodierung funktioniert. Sind jeweils ganze Populationen von Neuronen an jedem Verarbeitungsschritt beteiligt, so dass kleine Fehler einzelner Zellen ausgeglichen werden? Oder sind es nur wenige Neurone, die dann entsprechend sehr genau arbeiten müssen? Dass die Aktivit?t einzelner Neurone ausreicht, um ein Tasthaar einer Ratte um einen Winkel von wenigen Grad zu bewegen, hat Brecht bereits im Jahre 2004 gezeigt. Ob einzelne Neurone bei der Wahrnehmung eine ?hnlich zentrale Rolle spielen, ist nun die n?chste Frage, der er sich in seiner aktuellen Studie gewidmet hat.

Es ist bereits bekannt, dass die Anregung gr??erer Gruppen von Neuronen im somatosensorischen Kortex von Menschen einen taktilen Sinneseindruck hervorruft und auch Tiere reagieren auf eine solche Stimulation. Die Wissenschaftler um Brecht reizten nun einzelne Neurone, die am Tastsinn der Ratte beteiligt sind, mit winzigen Str?men im Bereich einiger Nanoampere, die jeweils circa 15 neuronale Impulse hervorriefen. Die Wahrnehmung der Ratte überprüften die Wissenschaftler mit Hilfe eines Verhaltenstests – die Ratten waren darauf trainiert, mit einer Leckbewegung auf Berührungsempfinden zu antworten. So konnten die Wissenschaftler zeigen, dass diese wenigen Impulse eines einzigen Neurons von der Ratte bemerkt werden k?nnen.

Das hei?t jedoch nicht, dass die Aktivit?t eines jeden Neurons ins Bewusstsein gelangt – damit w?re das Gehirn überfordert. Wie gut die Ratte auf die erh?hte Aktivit?t eines Neurons reagiert, und ob sie diese überhaupt wahrnimmt, h?ngt von verschiedenen Faktoren ab – zum einen vom Neuronentyp und zum anderen von der Ansprechschwelle nachgeschalteter Neurone, die das Signal weiterleiten. Dennoch zeigen die Experimente deutlich, dass das Gehirn weit weniger redundant arbeitet, als bisher gedacht. "Wir gehen davon aus, dass die neuronale Aktivit?t im Kortex wesentlich niedriger ist, als bisher angenommen. Der Kortex funktioniert sehr pr?zise und eine Empfindung kommt zumindest nicht in allen F?llen erst durch das Mitteln gro?er Populationen von Zellen zustande ", so Brecht.


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Originalver?ffentlichung:
Arthur R. Houweling und Michael Brecht (2007). Behavioural report of single neuron stimulation in somatosensory cortex. Nature, online publiziert am 19. Dez 2007, doi:10.1038/nature06447

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Prof. Dr. Michael Brecht
Humboldt-Universit?t zu Berlin
Bernstein Center for Computational Neuroscience
Unter den Linden 6
10099 Berlin
tel.: (0)30/2093-6772
Email: michael.brecht(at)bccn-berlin.de

Christine Schniedermann
Tel.: +49 (0)30/2093-2090
Fax: +49 (0)30/2093-2447
E-Mail: christine.schniedermann@uv.hu-berlin.de
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