HU200: Das Newton-Spektrum und sein poetisches Gegenteil
Im Jahr 1666 bohrte der 23-j?hrige Isaac Newton ein winziges Loch in den Fensterladen seiner abgedunkelten Kammer, platzierte hinter dem Loch ein Glasprisma und lie? einen wei?en Sonnenlichtstrahl durchfallen. Der Lichtstrahl wurde beim Weg durchs Prisma vom geraden Weg abgelenkt und auf die gegenüberliegende Wand geworfen. Newton beobachtete: Der aufgefangene Lichtfleck ist nicht wei?, sondern regenbogenbunt, und nicht rund, sondern fünfmal so lang wie breit. Am einen Ende ist er blau, am anderen Ende rot; in der Mitte grün, mit flie?enden ?berg?ngen. Das Prisma hat den farblosen Lichtstrahl in verschiedenfarbige Lichtstrahlen zerlegt. Diese Theorie Newtons lernen Schüler noch heute im Physikunterricht.
Der Dichter und Poet Johann Wolfgang Goethe wollte es nicht glauben und brachte vor zweihundert Jahren seine eigene, tausendseitige Farbenlehre heraus – voller Polemik gegen Newtons Theorie. Statt einen Lichtstrahl durchs Prisma zu werfen, nutzte Goethe einen Schatten (umgeben von Sonnenlicht). Er vertauschte die Rollen von Helligkeit und Dunkelheit in Newtons Versuch, alles andere ?nderte er nicht. Die gro?e ?berraschung: Wieder zeigte sich ein l?ngliches Spektrum – aber das glatte Gegenteil von Newtons Spektrum, sein Komplement. Goethes Experiment l?sst sich zwar newtonisch erkl?ren. Wer will, k?nnte aber behaupten: Nicht wei?es Licht, sondern Finsternis ist aus Strahlen verschiedener Farben zusammengesetzt.
Goethes monumentales Werk ist genauso alt wie die Berliner Universit?t. Zum zweihundertsten Geburtstag der Universit?t greifen Künstler, Physiker und? Wissenschaftstheoretiker diese Tradition auf und machen Berlin abermals zu einem bunten Zentrum im Farbenstreit. Wissenschaftsphilosophen und -historiker, Künstler und Physiker haben sich zusammengetan und bieten der Berliner ?ffentlichkeit zwei sensationelle Lichtinstallationen, die eine aus künstlerischer, die andere aus physikalischer Sicht mit allermodernsten optischen Mitteln. Au?erdem werden im Rahmen von Workshops neue experimentelle Ergebnisse vorgestellt, die sich ergeben, wenn man nach der Darstellbarkeit der wissenschaftstheoretischen und experimentellen Ideen Goethes mit Mitteln der modernen Optik fragt.
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Ausstellung & Experimentallabor
200 Jahre Goethes Farbenlehre
5. bis 25. September 2010 im Lichthof der Humboldt-Universit?t
Hauptgeb?ude Unter den Linden 6, 10099 Berlin
Vernissage am 4. September um 19 Uhr
Finissage: 25. September um 20 Uhr
?ffnungszeiten:
5. bis 12. September und 24./ 25. September t?glich von 16 bis 22 Uhr
13. bis 18. September nach Vereinbarung
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Working-shade ist ein serielles Farbprojekt, dessen Bestandteile Lichtobjekte bilden. Durch gro?e Wasserprismen werden via Diaprojektoren Licht- und Schattenk?rper geschleust. Je nach Art der Vorrichtung entsteht ein Regenbogenspektrum (Newtonsprektrum) oder dessen farbige Umkehr (Goethespektrum). Diese bilden zwei Varianten einer Reihe von weiteren, bisher unbekannten Spektren, die in der Ausstellung ebenso durch Installationen zur Ansicht kommen.
Working Shade – Formed Light
Lichtinstallation des Wiener Künstlers Ingo Nussbaumer
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Vernissage am 8. September um 19 Uhr
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?ffnungszeiten:
dienstags bis freitags von 14 bis 20 Uhr
samstags von 11 bis 15 Uhr
N?here 金贝棋牌: www.experimentum-lucis.de
Für Medienvertreter besteht die M?glichkeit, an einer gesonderten Führung teilzunehmen. Bitte kontakiteren Sie hierfür Herrn Prof Dr. Johannes Grebe-Ellis unter: 0170 47 61 077.
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WEITERE INFORMATIONEN
Sabine Hassel
Humboldt-Universit?t zu Berlin
Institut für Philosophie
Unter den Linden 6
10099 berlin
Tel. 030 2093-2206
E-Mail: Sabine.Hassel@rz.hu-berlin.de