Hohe T?ne klingen hell und tiefe T?ne dunkel – auch für Schimpansen
Nicht nur für Menschen, auch für Schimpansen sind hohe T?ne hell und tiefe T?ne dunkel. Das haben Forscher der Charité – Universit?tsmedizin Berlin, der Humboldt-Universit?t zu Berlin und des Primate Research Institutes der Universit?t Kyoto nun erstmals belegt. Wenn wir von hellen oder dunklen T?nen sprechen, so ist dies nicht nur eine Redensart. Stattdessen spiegelt die Verknüpfung von helleren Farben mit h?heren T?nen eine natürliche Eigenschaft unserer Sinnesverarbeitung wieder. Die Studie erscheint diese Woche in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).
Werden Menschen gefragt, welcher Klang Ihrer Meinung nach am besten zu einer bestimmten Farbe passt, so antworten fast alle, dass ein hoher Ton besser zu einer hellen Farbe passt, w?hrend ein tiefer Ton besser mit einer dunklen Farbe harmoniert. Weiterhin werden beispielsweise hohe T?ne spitzen, kleinen Formen zugeordnet, w?hrend tiefe T?ne eher zu runden, gro?en Formen zu passen scheinen. Einige Menschen, sogenannte Syn?stheten, erleben derlei Assoziationen zwischen verschiedenen Sinneskan?len sogar explizit: Sie sehen beispielsweise tats?chlich Farben oder Formen, sobald sie Musik h?ren. Für die meisten Menschen sind diese Assoziationen allerdings implizit; also nicht immer bewusst.
Zum ersten Mal haben Forscher nun untersucht, ob auch Tiere systematische Assoziationen zwischen verschiedenen Sinneskan?len machen. Vera Ludwig, Prof. Ikuma Adachi und Prof. Tetsuro Matsuzawa konnten belegen, dass auch Schimpansen h?here T?ne mit helleren Farben verknüpfen. Die Studie wurde am Primate Research Institute der Universit?t Kyoto in Japan durchgeführt.
Die Studie hat Relevanz für unser Verst?ndnis der Evolution von Sprache. Einige Theorien gehen davon aus, dass die ersten W?rter unserer Vorfahren nicht zuf?llig waren, sondern dass es eine systematische Beziehung zwischen dem Klang eines Wortes und seiner Bedeutung gab. Beispielsweise k?nnten heller klingende Worte, wie mil, für hellere Objekte gebraucht worden sein, und dunkler klingende Worte, wie mol, für dunklere Objekte. ?Die aktuelle Studie deutet darauf hin, dass der gemeinsame Vorfahre von Mensch und Schimpanse bereits systematische Assoziationen zwischen Klang und visuellen Eigenschaften kannte. Somit ist es zumindest m?glich, dass das erste Vokabular unserer Vorfahren hierdurch gepr?gt war“, sagt Vera Ludwig, Doktorandin am Forschungsbereich Mind and Brain der Charité (Leitung: Prof. Dr. Dr. Henrik Walter), am Institut für Psychologie der Humboldt-Universit?t zu Berlin sowie der Berlin School of Mind and Brain, die die Studie durchgeführt hat.
Für die Studie lernten sechs Schimpansen und 33 Menschen eine Aufgabe auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm. Schimpansen und Menschen führten das Experiment unter gleichen Bedingungen durch. Die Teilnehmer sahen auf der Mitte des Bildschirmes kleine Quadrate aufblinken. Ihre Aufgabe war es, jeweils zu erkennen, ob das Quadrat wei? oder schwarz war und eine entsprechende Antwort-Taste auf dem Bildschirm zu drücken. Fast gleichzeitig mit der Darstellung des Quadrates wurde ein hoher oder ein tiefer Hintergrund-Ton gespielt. Dieser war irrelevant für die eigentliche Aufgabe.
Die Schimpansen machten mehr Fehler beim Klassifizieren der Farben, wenn der Ton nicht zur Farbe des Quadrates ?passte“ (tiefer Ton und wei?, hoher Ton und schwarz), als wenn diese harmonierten (heller Ton und wei?, tiefer Ton und schwarz). Die Menschen machten keine Fehler. Sie waren jedoch langsamer beim Kategorisieren der Farben, wenn diese nicht zum Ton passte. Dieser Effekt beim Menschen ist bereits aus früheren Studien bekannt. ?Unsere Resultate deuten darauf hin, dass es auch bei Schimpansen die Assoziation zwischen h?heren T?nen und helleren Farben gibt“, erkl?rt Vera Ludwig.
Original-Publikation: Ludwig*, V., Adachi, I.*, & Matsuzawa, T. (2011). Visuoauditory Mappings Between High Luminance and High Pitch are Shared by Chimpanzees (Pan troglodytes) and Humans. PNAS. [*equal contribution]
Bildmaterial unter: http://www.hu-berlin.de/pr/bilder/experiment/view
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WEITERE INFORMATIONEN
Vera Ludwig
Forschungsbereich Mind and Brain
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charité – Universit?tsmedizin Berlin – Campus Mitte Berlin
Telefon: 030 450 517235
E-Mail: Vera.Ludwig@charite.de
Web: http://www.mind-and-brain.de/