Tieranatomisches Theater feierlich wiederer?ffnet
Nach siebenj?hriger Restaurierung wurde heute das Tieranatomische Theater der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) feierlich er?ffnet. Die ehemalige K?nigliche Tierarzneischule mit Anatomischem Theater wurde 1789/90 von Carl Gotthard Langhans – der zeitgleich das Brandenburger Tor baute – im Auftrag von K?nig Friedrich Wilhelm II. entworfen und gebaut. Der Langhans-Bau gilt als Kleinod klassizistischer Baukunst und ist das ?lteste und bedeutendste erhaltene akademische Lehrgeb?ude in Berlin.
Foto: Matthias Heyde
HU-Pr?sident Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz: ?Das Tieranatomische Theater ist ein wissenschafts- und kulturgeschichtliches Juwel zugleich. Das markante Geb?ude diente rund hundert Jahre der Veterin?r-Anatomie und gut weitere hundert Jahre dem tier?rztlichen Verbraucherschutz – hier wurden beispielsweise die Entwicklungszyklen von Parasiten wie dem Bandwurm und Trichinen aufgekl?rt.“ Nach der Fusion der Fachbereiche Veterin?rmedizin von Humboldt-Universit?t und Freier Universit?t unter dem Dach der Freien Universit?t 1992 war das Institut für Fleischhygiene und -technologie letzter Nutzer des Geb?udes. Grundlegende Restaurierungsarbeiten sind stets unterblieben, so dass Ende der 1990er Jahre der Verfall drohte. ?Umso dankbarer bin ich allen Beteiligten, dass dieser Schatz durch das Engagement staatlicher und privater F?rderer nun wiederer?ffnet wird. Als kultureller Veranstaltungs- und Ausstellungsraum mit unmittelbarer N?he zum Deutschen Theater bietet es heute in unvergleichlicher Atmosph?re die M?glichkeit, Wissenschaft publikumswirksam zu inszenieren“, so Olbertz.
Die Sanierung des Geb?udes hat knapp 7 Millionen Euro gekostet, davon konnten cirka 3 Millionen Euro durch Spenden und F?rdermittel finanziert werden. Erm?glicht wurde die Wiederherstellung durch das F?rderengagement der Hermann Reemtsma Stiftung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stiftung Anatomisches Theater in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Bund-L?nder-Programm St?dtebaulicher Denkmalschutz, der Gesellschaft der Freunde und F?rderer der Veterin?rmedizin an der Freien Universit?t Berlin, der Stiftung Humboldt-Universit?t sowie des Rotary Clubs Berlin-Gendarmenmarkt. Die Technische Abteilung der Humboldt-Universit?t ist Bauherr und Auftraggeber. ?MüllerReimannArchitekten“ haben die Restaurierung gestalterisch geplant, die denkmalpflegerische Begleitung hat das Landesdenkmalamt übernommen. Dr. Sebastian Giesen, Gesch?ftsführer der Hermann Reemtsma Stiftung: ?Wir sind als Hamburger Stiftung froh, dass wir mit 1 Million Euro zur Wiederherrichtung des ,Trichinentempels’ beitragen konnten. Nunmehr kann dieser feine und au?ergew?hnliche Bau des Berliner Klassizismus einer breiteren ?ffentlichkeit zug?nglich gemacht werden."
Beim Langhans-Bau handelt es sich um einen Zentralbau mit einem überkuppelten runden und gestuften H?rsaal, der in Anlehnung an die berühmte Villa Rotonda des italienischen Renaissancebaumeisters Andrea Palladio entstand. Das Geb?ude liegt im ehemaligen Reu?schen Garten, im geschützten Innenhof des heutigen lebenswissenschaftlichen Campus Nord der Humboldt-Universit?t. Ursprünglich diente der Bau als Forschungsstelle für Pferdekrankheiten zur Verbesserung der Preu?ischen Kavallerie und zur Bek?mpfung von Tierseuchen wie der Rinderpest. Im H?rsaal – seine ansteigenden Sitzreihen erinnern an ein antikes Amphitheater – konnten Gelehrte und Studenten etwa der Untersuchung eines Pferdekadavers beiwohnen – daher: Anatomisches bzw. Zootomisches Theater. Im Berliner Volksmund wird der Bau auch ?Trichinentempel“ genannt, denn ab 1920 hatte hier die Lebensmittelhygiene ihren Sitz, seither war die ?Trichinenschau“, der Nachweis von Trichinen in infiziertem Fleisch, fester Bestandteil des Lehrprogramms.
?Dank unserer Spender und der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinat?r die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist, konnten wir in Berlin bisher 149 Denkmale mit über 14 Millionen Euro unterstützen. Bei vielen Denkmalen w?re die M?glichkeit der dauerhaften Pflege durch eine Treuhandstiftung wie die der Stiftung anatomisches Theater in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz eine nachhaltige Hilfe zur echten Denkmalpflege“, sagt Dr. Wolfgang Illert, Gesch?ftsführer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Genutzt wird das Geb?ude künftig vom Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (HZK), einer interdisziplin?ren Forschungseinrichtung der Humboldt-Universit?t. Sie widmet sich u.a. der Erschlie?ung und Pr?sentation der vielf?ltigen Objekt- und Materialkultur in den Universit?tssammlungen. Das HZK und die Universit?t m?chten das Tieranatomische Theater als ?ffentliche Vortrags- und Veranstaltungsst?tte sowie für Ausstellungen nutzen: ?Wir werden aus dem Tieranatomischen Theater ein Wissenstheater machen – unter Mitwirkung unserer Wissenschaftler und Studierenden. Das er?ffnet einen ganz neuen Zugang zur Wissenschaft – für die ?ffentlichkeit, aber auch für alle Beteiligten“, so Dr. Cornelia Weber, Gesch?ftsführerin des HZK.
Im sogenannten Gerlach-Bau, einem Anbau des Tieranatomischen Theaters von 1875, und einem Annex aus den 1930er Jahren, sollen Seminarr?ume, weitere Ausstellungsr?ume und Büros entstehen. ?Weitere Anstrengungen sind allerdings n?tig, um auch die Restaurierung des Gerlach-Baus voranzutreiben. Die Stiftung Humboldt-Universit?t wird sich, wie schon beim Langhans-Bau, um eine F?rderfinanzierung bemühen“, sagt Dr. Jens Odewald, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Humboldt-Universit?t. Die Stiftung Humboldt-Universit?t hat sich eine nachhaltige F?rderung der HU in den Bereichen Spitzenforschung, exzellente Lehre und Nachwuchsf?rderung sowie Bewahrung des kulturellen und baulichen Erbes zu Eigen gemacht.
Ausstellung
Die Ausstellung ?Das Tieranatomische Theater. Eine Ausstellung zur Wiederer?ffnung des restaurierten Geb?udes von Carl Gotthard Langhans“ portraitiert den Architekten Carl Gotthard Langhans, erz?hlt die Entstehung des Baus und skizziert die über 200-j?hrige Nutzungsgeschichte einschlie?lich der jetzt abgeschlossenen umfangreichen Sanierungsarbeiten.
Das Geb?ude und die Ausstellung (15. Oktober 2012 bis 14. April 2013) sind dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr zu besichtigen.
Pressematerial
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Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik
tat.hzk@hu‐berlin.de