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Der Wolf – ein Gewinner der Wende

HU-Biogeografen analysieren wie sich Wildtierpopulationen nach dem Ende des Ostblocks ver?nderten

Foto: Ein Wolf im Schnee
Ausnahmeerscheinung: Nach dem Zusammenbruch der UdSSR steigt
der Bestand des Wolfes um 150 Prozent an. Die Populationen anderer
Wildtierarten hingegen nahmen w?hrend des Umbruchs deutlich ab.

Seine Spuren im Schnee verraten es: Der Wolf ist ein Gewinner der Wende. Das Wildschwein hingegen z?hlt zu den Verlierern. Dass der Zusammenbruch der Sowjetunion zu politischen und sozio?konomischen Umw?lzungen führte, ist belegt. Welche Auswirkungen die Ereignisse von 1991 und den Folgejahren auf verschiedene Tierarten hatten, blieb weitestgehend unerforscht – bis jetzt. Ein Forscherteam aus Deutschland, Russland und den USA analysierte in ihrer Studie ?Rapid declines of large mammal populations after the collapse of the Soviet Union” wie sich Wildtierpopulationen nach dem Ende des Ostblocks ver?nderten.

Für ihre Analyse konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf umfassende Datens?tze zurückgreifen: ?In der Sowjetunion wurde der Wildtierbestand jeden Winter anhand von Spuren im Schnee entlang von über 50 000 festgelegten Routen gro?fl?chig erhoben und dokumentiert“, erkl?rt Mitautor und Biogeograf Tobias Kümmerle von der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU). ?Auch aus den Jahren nach dem Ende der UdSSR lagen uns Erhebungen vor, da das Monitoring-System weiter Bestand hatte. Dies ist ein wirklich einzigartiger Datensatz, der es uns erlaubte, die Situation vor und nach der Wende zu vergleichen.“ Bei der eigentlichen Auswertung konzentrierten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann aber exemplarisch auf die Daten von Gro?wild. In dem Zeitraum 1981 bis 2010 wurden die Populationen folgender acht Arten unter die Lupe genommen: Braunb?r, Elch, Luchs, Reh, Rothirsch, Rentier sowie Wildschwein und Wolf.

Die Spuren im Schnee zeichneten folgendes Bild: Die politische Umw?lzung hat sich auf diesen Gro?wildbestand ausgewirkt. Obwohl die Populationen in den 1980er Jahren noch gewachsen waren, ist der Bestand von sieben der acht untersuchten Arten mit dem Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 unmittelbar zurückgegangen. So sank bis 1995 beispielsweise der Bestand des Braunb?ren um mehr als 20 Prozent, der von Wildschweinen um mehr als 50 Prozent. ?Da die 1990er Jahre in Russland von zunehmender Armut, wenig staatlicher Kontrolle und Einschnitten in den Ausgaben für den Naturschutz gekennzeichnet waren, gehen wir davon aus, dass ?berjagung und auch Wilderei unsere Ergebnisse erkl?ren“, begründet Kümmerle. Eine Ausnahme aber bildet der Wolf: Als einzige der untersuchten Arten ist seine Population in dieser Zeit um 150 Prozent angestiegen. ?W?lfe wurden w?hrend der Sowjetzeit verfolgt, ihre Bejagung und die dazugeh?rige Pr?mie nach 1991 aber eingestellt. Die Population konnte sich daher trotz politischer und sozio?konomischer Umw?lzungen erholen. Der Wolf kann in diesem Kontext als der Gewinner der Wende bezeichnet werden.“

Für die Folgezeit nach dem Jahr 2000 stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass sich für fast alle untersuchten Wildtierarten eine Erholung der Populationen einstellte; in vielen F?llen auf oder über das Niveau der 1980er Jahre. Nur die Population des Luchses erholte sich nicht. ?Die politische Wende führte auch zu der gro?fl?chigen Stilllegung von Acker- sowie Weidefl?chen und ein Gro?teil der Landbev?lkerung zog in die St?dte. Wir nehmen an, dass dies zum Vorteil für die Wildtierarten wurde, da mehr Habitat und weniger Konflikte mit Landbev?lkerungen in vielen Teilen Russlands die Folge waren“, erkl?rt Maria Piquer-Rodriguez, Wissenschaftlerin am Geographischen Institut der HU und Mitautorin der Studie. Zudem sei eine stabilere ?konomische Situation Russlands ebenfalls für diesen Trend verantwortlich.

?Unsere Studie zeigt die drastischen Auswirkungen, die politische Umw?lzungen auf den Tierbestand haben k?nnen, und unterstreicht, dass spezielle Schutzbestimmungen in Zeiten des Umbruchs mitgedacht werden sollten“, fasst Tobias Kümmerle zusammen.

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Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal Conservation Biology ver?ffentlicht.

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Prof. Dr. Tobias Kümmerle
Geographisches Institut
Humboldt-Universit?t zu Berlin

Tel.: 030 2093- 9372
tobias.kuemmerle@geo.hu-berlin.de

Pressekontakt

Susanne Cholodnicki
Humboldt-Universit?t zu Berlin
Stabsstelle Presse- und ?ffentlichkeitsarbeit

Tel.: 030 2093-2332
susanne.cholodnicki.1@hu-berlin.de