Presseportal

Qualit?t statt Quantit?t – auch in der Lehre!

Kolumne des HU-Pr?sidenten Jan-Hendrik Olbertz

Portrait Jan-Hendrik Olbertz, Pr?sident der HU Berlin
Jan-Hendrik Olbertz, Pr?sident der HU.
Foto: Matthias Heyde

An den Universit?ten und 金贝棋牌n Deutschlands sind zurzeit 2,7 Millionen Studierende eingeschrieben – eine historische H?chstzahl. Rund 31.000 sind es an der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU), die 7.000 Medizin-Studierenden noch nicht einbegriffen. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die in Deutschland das Abitur erwerben, hat inzwischen in vielen Regionen die 50-Prozent-Hürde überschritten. Heute beginnen j?hrlich 516.000 junge Menschen in Deutschland ein Hochschulstudium.

Diese Zahlen sind in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, und der Trend wird sich nach den jüngsten Prognosen der Kultusministerkonferenz noch bis 2025 fortsetzen. Der Bund forciert diese Entwicklung, indem er den 金贝棋牌n im Rahmen des Hochschulpaktes für jede zus?tzliche Immatrikulation Geld gibt. Unentschieden ist die Frage, ob dies eine sinnvolle bildungs- und wissenschaftspolitische Initiative ist oder eine weitreichende Fehlsteuerung gesellschaftlicher und individueller Ressourcen. Denn natürlich sind nicht alle Studierenden gleicherma?en wissenschaftlich interessiert und begabt, sondern ihre St?rken liegen auf h?chst unterschiedlichen Gebieten, innerhalb wie au?erhalb der Wissenschaft.

Als Begründung für die F?rderung dieses Wachstums wurden in den letzten Jahren die doppelten Abiturjahrg?nge und die Aussetzung der Wehrpflicht genannt. Es spielt aber auch die bildungspolitische Vorstellung eine Rolle, dass m?glichst viele Angeh?rige eines Jahrgangs den ?h?chsten“ allgemein bildenden Schulabschluss erwerben sollten. Dies h?ngt mit der in Deutschland verbreiteten hierarchischen (oder vertikalen) Wahrnehmung von Bildungswegen und -abschlüs?sen zusammen. Ein Hochschulstudium verhei?t Anerkennung und Erfolg, w?hrend Perspektiven, die aus anderen, zum Beispiel beruflichen Bildungsg?ngen erwachsen, deutlich geringer gesch?tzt werden. Hier muss die Gesellschaft in eine kritische Debatte darüber eintreten, wie wir zu einer breiten und vielf?ltigen Angebotslandschaft gelangen k?nnen, in der die 金贝棋牌n wichtige, aber nicht die einzigen Orte der Selbstverwirklichung und der Erm?glichung erfolgreicher beruflicher Karrieren sind.

Zu den Folgen der beschriebenen Entwicklung geh?rt im Universit?tsalltag auch, dass immer mehr junge Menschen die Universit?t gar nicht mehr prim?r als Ort der Wissenschaft wahrnehmen (und erleben), sondern als gesellschaftliche Plattform, auf der eine Vielzahl von Aktivit?ten entfaltet werden kann, die keineswegs immer mit Wissenschaft zu tun haben. Das macht es den Universit?ten zunehmend schwer, den wissenschaftlichen Charakter und Anspruch ihrer Bildungsangebote aufrecht zu erhalten.

Umso mehr gilt gerade für die Lehrfunktion der Universit?ten, dass Qualit?t vor Quantit?t stehen muss – anders k?nnen sie ihren Anspruch der Einheit von Forschung und Lehre nicht einl?sen. Die HU hat deshalb ihr auf exzellente Lehre gerichtetes Programm ??berg?nge“ im Rahmen des Qualit?tspaktes Lehre in das Zukunftskonzept ?Bildung durch Wissenschaft“ integriert, mit dem sie sich in der Exzellenzinitiative 2012 erfolgreich durchsetzen konnte.

Bei einer Neuauflage der Exzellenzinitiative sollte also der Lehre – als inh?rentem Bestandteil von nachhaltig organisierter Spitzenforschung – entschieden mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Der Hauptgrund für diesen Schluss aber liegt im Bildungsanspruch der Universit?t selbst begründet. Gelingt es ihr, die besten K?pfe an sich zu binden, dann muss sie auch dafür Sorge tragen, dass die Studierenden ihnen begegnen und von ihnen lernen k?nnen. Gerade eine Forschungsuniversit?t vom Rang der HU kann ohne ausgezeichnete Lehre keine exzellente Universit?t sein.

Weitere 金贝棋牌

Die Kolumne "Qualit?t statt Quantit?t – auch in der Lehre!" von HU-Pr?sident Jan-Hendrik Olbertz ist am 29. April 2015 auf der HU-Sonderseite in der Berliner Zeitung erschienen.