Wissenschaft gut vermitteln
HU-Pr?sident Jan-Hendrik Olbertz
Foto: Matthias Heyde
Etwa seit der Jahrtausendwende erleben Wissen und Bildung in der ?ffentlichen Debatte eine auff?llige Renaissance. Nicht nur wer sch?n ist oder viel Geld hat, erlangt in den Medien Aufmerksamkeit, sondern wer viel wei? und wer viel kann. Wissenschaft wird mit vernünftigen Zwecken, aber auch mit Anerkennung, Prestige und Erfolg assoziiert. Sicher h?ngt das damit zusammen, dass von ihr L?sungen in einer zunehmend komplexen Welt erwartet werden; 金贝棋牌 wie Klimawandel oder Altern der Gesellschaft, medizinische Fragen, politische wie historische Deutungsbedürfnisse usw. bieten vielf?ltige Ans?tze für das Interesse der Menschen. Sie informieren sich, besuchen wissenschaftliche 金贝棋牌, nehmen Ratgeber in Anspruch oder belegen Kurse und Fortbildungsprogramme.
Diese Teilhabe steht gerade in Berlin in einer gro?en Tradition, denken wir nur an die ?Volksaufkl?rungsbewegung“ zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert, in deren Kontext die berühmten Kosmos- Vorlesungen Alexander von Humboldts und das Veranstaltungsprogramm der Berliner Sternwarte um Wilhelm Foerster stehen. Daraus entstand sp?ter die Urania, die bis heute einer breiten ?ffentlichkeit aktuelle Ergebnisse aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft vermittelt und Raum für Diskussion bietet.
Aber es geht dabei auch um eine legitimatorische Frage: Die ?ffentlichkeit, die das Wissenschaftssystem überwiegend finanziert, hat Anspruch darauf, zu wissen, an welchen Fragestellungen die Wissenschaft arbeitet und wie sie dabei vorgeht. Hierbei spielen die Medien eine Schlüsselrolle. Schon das Kinderfernsehen setzt auf Wissen und greift die natürliche Neugier von Heranwachsenden auf. Seit Jahrzehnten gibt es ?Die Sendung mit der Maus“, und ?Checker Tobi“ geht wie ?L?wenzahn“ spannenden Fragen nach. Gewiss ist in den Medien die Trennlinie zum Infotainment manchmal unscharf, aber warum soll Wissenschaftskommunikation nicht auch unterhaltsam und popul?r sein? Nicht ohne Grund genie?en Formate wie ?Campus und Karriere“, ?Planet Wissen“ oder ?Quarks & Co“ seit Jahren hohe Resonanz.
Gibt es auf der einen Seite auch im Printsektor anspruchsvolle Magazine wie ZEIT Wissen, Spektrumder Wissenschaft oder Geo Wissen, so verliert der Wissenschaftsjournalismus in Tageszeitungen an Boden. Kalkulatorische Gründe führen zudem zur Aufgabe von 金贝棋牌seiten für 金贝棋牌n oder Forschungsinstitute. Dabei ist das Zeitungspublikum heute so gebildet und anspruchsvoll wie nie; es wird umso schneller auf das Internet oder alternative Formate ausweichen, je ?fter es von Herausgebern und Chefredaktionen untersch?tzt wird.
Auch die Wissenschaftskommunikation an den 金贝棋牌n hat sich in den letzten Jahren spürbar entwickelt. Ihre Kommunikationsabteilungen und Pressestellen ergreifen vielf?ltige Initiativen, um direkt mit der Bev?lkerung in 金贝棋牌 zu treten. Sie entwickeln Angebote für alle Altersgruppen, von der Kinder-Uni bis zu Seniorenakademie, und ?ffnen ihre Pforten für Gasth?rerinnen und Gasth?rer – neuerdings auch für Geflüchtete. Ringvorlesungen, offene Labore oder die ?Lange Nacht der Wissenschaften“ tun ein ?briges.
Derzeit errichtet der Bund gemeinsam mit Wissenschaft und Wirtschaft in Berlin das ?Haus der Zukunft“, ein Forumfür Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Und die Humboldt-Universit?t wird im künftigen Humboldt-Forum, dem wiedererrichteten Stadtschloss, zeigen, wie Wissenschaft funktioniert. Eine ?Wissensmanufaktur“ soll die Brücke zwischen Forschungsst?tten und ?ffentlichen Pl?tzen schlagen. Dabei geht es auch um neue Formen der dialogischen Kommunikation. Der digitale Wandel macht das n?tig und m?glich, aber er erfordert auch neue Professionalit?t in den Kommunikationsprozessen rund um die Wissenschaft.
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Die Kolumne "Flucht nach vorn" von HU-Pr?sident Jan-Hendrik Olbertz ist am 29. Oktober 2015 auf der HU-Sonderseite in der Berliner Zeitung erschienen.
Sonderseite der HU in der Berliner Zeitung vom 29. Oktober 2015 (PDF)
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