Das Erbe der Alten K?nige. Ktesiphon und die persischen Quellen islamischer Kunst
Wie sind islamische Kulturen, wie ist die islamische Kunst entstanden? Wo sind ihre Quellen? ?hnlich wie der Islam als Religion baut auch die islamische Kunst auf den Vorg?ngerkulturen des Nahen Ostens auf. Eine Ausstellung im Pergamonmuseum widmet sich dem persischen Erbe im Islam anhand von Ktesiphon, einer gigantischen Ruinenlandschaft südlich von Bagdad.
Die Ausstellung wurde im Rahmen der Forschergruppe ?Fragments, Ruins and Space: the Perception and Representation of Ancient Spaces in Modern Contexts“ des Exzellenzclusters Topoi der Humboldt-Universit?t zu Berlin und der Freien Universit?t Berlin in Kooperation mit dem Museum für Islamische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin konzipiert. Die Ausstellung wird am Montag, 14. November um 19 Uhr er?ffnet; sie ist vom 15. November 2016 bis 2. April 2017 zu sehen.
Wie l?sst sich kultureller Wandel an arch?ologischen Objekten ablesen?
?berragt von der monumentalen Bogenhalle des K?nigspalasts, dem Taq-e Kesra, ist Ktesiphon bis heute ein Sinnbild von Gr??e und Niedergang des m?chtigen Sasanidenreiches – einer uns wenig bekannten Gro?macht im alten Persien. Dieses konkurrierte über Jahrhunderte mit Rom und Byzanz. Mit den Eroberungszügen der arabischen Heere ver?nderten sich im 7. Jh. n. Chr. die politischen Machtverh?ltnisse grundlegend. Und auch kulturell vollzog sich ein Wandel – es entstand ?die islamische Kunst“. War nun aber alles anders?
Die Ausstellung zeigt, dass die bestehende Kultur nicht ?einfach zu Ende ging“ und die neue Kultur keineswegs aus dem Nichts entstand. Ausgehend von einem Panorama der Welt um 600 n. Chr. führt sie in eine multikulturelle Kulturlandschaft ein und illustriert das Fortleben von Techniken, Ideen und Motiven. Vieles wurde übernommen, diente als Vorbild für Neues – anderes verschwand im Dunkel der Geschichte. ?Das Erbe der Alten K?nige. Ktesiphon und die persischen Quellen islamischer Kunst“ l?dt auch dazu ein, sich mit ganz praktischen Problemen der Forschung über die Vergangenheit zu besch?ftigen: Wie l?sst sich kultureller Wandel an arch?ologischen Objekten ablesen? Wo liegen die Schwierigkeiten der Arch?ologen bei der Rekonstruktion des Alten?
Wie ging man damals mit Fehlstellen um, wie heute?
Drei Jahre haben sich Forscher verschiedener Disziplinen im Rahmen der Forschergruppe ?Fragments, Ruins and Space: the Perception and Representation of Ancient Spaces in Modern Contexts“ mit den deutschen Grabungen in Ktesiphon in den Jahren 1928/29 sowie 1931/32 besch?ftigt. Dabei ging es um die grunds?tzliche Erschlie?ung des Materials aus der Perspektive der arch?ologischen Forschung, Restaurierung und Konservierung.
Wie wurden die Fragmente bis 1932 für die neue Ausstellung im Pergamonmuseum zu Exponaten zusammengefügt? Wie ging man damals mit Fehlstellen um, wie heute? Ein Schwerpunkt der Ausstellung besch?ftigt sich mit der Erarbeitung von Visualisierungen und der Vermittlung arch?ologischer Fragestellungen aus der Wissenschaft an ein allgemeines Publikum.
Der k?nigliche Gesandte aus London ist ein Highlight der Ausstellung
Die 90 Objekte vor der Mschatta-Fassade sowie zahlreiche Grabungsfotos verdeutlichen eindrucksvoll den kulturellen Wandel von der letzten iranischen Herrscherdynastie des Altertums, den Sasaniden, in die frühislamische Zeit. Einige von ihnen kommen direkt aus dem legend?ren K?nigspalast oder seiner nahen Umgebung. Ein Highlight ist der k?nigliche Gesandte aus London: die spektakul?re sasanidische K?nigsbüste aus Bronze als Leihgabe der Sarikhani Collection. Er geh?rt zu den Gesichtern aus der Vergangenheit, die uns zu Beginn der Ausstellung begrü?en – Leihgaben des Vorderasiatischen Museums, des ?gyptischen Museums und der Staatbibliothek zu Berlin.
Die restlichen Artefakte kommen aus den Best?nden des Museums für Islamische Kunst: kostbare Silberschalen, feine Glasobjekte, ?Zauberschalen“ und Gegenst?nde des t?glichen Gebrauchs. Von besonderer Bedeutung sind auch die eindrucksvollen Gro?plastiken aus Stuck, Bauschmuck oder Bogenelemente von Wohnhallen, den sogenannten Iwanen – ein grundlegender Baustein nah?stlicher Architekturtraditionen. Welches Erbe hinterlie?en die alten K?nige in Islamischer Zeit – in Kunst, Architektur, Dichtung und im kollektiven Ged?chtnis? Hier wird es sichtbar und erlebbar.
Ausstellung zeigt heutige Relevanz von Ktesiphon
Die Ausstellung verfolgt einen partizipativen Ansatz: 17 Berlinerinnen und Berliner haben mit dem Museumsteam über mehrere Monate diskutiert und ihre Fragen und ihr Wissen zu den Objekten und Ktesiphon eingebracht. Ergebnisse flossen in die Texte und Mitmachstationen ein, um die Besucher dort abzuholen, wo sie sind. Schlie?lich l?dt eine Selfie-Station dazu ein, Grü?e aus Ktesiphon zu verschicken – damit das Monument nicht in Vergessenheit ger?t.
Die Ausstellung erm?gliche so nicht nur einen Blick auf die historische Kulturlandschaft und die Geschichte ihrer Erforschung, sagt Dr. Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst und Mitglied des Exzellenzclusters Topoi, sondern zeige auch die Relevanz von Ktesiphon für uns heute: als geteiltes Kulturerbe zwischen Irak und Iran, als bedrohtes Kulturgut und als Zeugnis der Entstehung islamischer Kultur. ?Die Objekte berühren konkrete Gegenwartsfragen. Woher kommt die islamische Kultur? Eine Antwort wird hier deutlich: sie wurzelt in dem N?hrboden sp?tantiker Entwicklungen vom Mittelmeer bis in den Iran – Wurzeln, die auch die unseren sind.“?
Topoi bündelt die St?rken Berlins in der Erforschung der Antike und ist ein Kooperationsprojekt der Humboldt-Universit?t zu Berlin und der Freien Universit?t Berlin und mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dem Deutschen Arch?ologischen Institut, dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und der Stiftung Preu?ischer Kulturbesitz.
Weitere Kooperationspartner des Ausstellungsprojekts waren das DAI, die HTW Berlin, die BTU Cottbus-Senftenberg und das Institut für Museumsforschung. Mit freundlicher Unterstützung von Topoi, The Sarikhani Collection London und der Freunde des Museums für Islamische Kunst.
Ausstellung
Die Ausstellung ist im Pergamonmuseum t?glich zu sehen.
Die ?ffnungszeiten sind:
Mo, Di, Mi, Fr 10 – 18 Uhr,
Do 10 – 20 Uhr,
Sa und So 10 – 18 Uhr.
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Dr. Nina Diezemann
Exzellenzcluster Topoi
Tel.: 030 838-73190
nina.diezemann@topoi.org