Mehr als ein sch?nes Stilmittel
Das Team des studentischen Symposiums.
Foto: Lydia Leerstelle
Für eine tiefergehende Besch?ftigung mit der Metapher spricht laut Max B?hner, Masterstudent der Kunst- und Bildgeschichte, vieles. Der Begriff sei omnipr?sent: Im Alltag, in der Wissenschaft, im Journalismus, ?aber oft wird er unscharf oder falsch gebraucht, etwa indem man verwandte Tropen wie Synekdochen oder auch Symbole als Metaphern bezeichnet.“ B?hner konstatiert eine terminologische Verw?sserung trotz oder gerade wegen der h?ufigen Verwendung. ?Au?erdem verspricht die Struktur der Metapher, die auf Analogie und ?bertragung beruht, selbst Produktivkraft des Denkens zu sein, womit sie auch wissenschaftlichen Diskursen unterliegt.“ Also kamen der Student und sein Kommilitone Robert Britten, Bachelorstudent der Deutschen Literatur, im Sommer 2016 auf die Idee, eine transdisziplin?re, studentische Initiative zu starten.
?Es gilt noch immer das alte Narrativ vom eigentlichen und uneigentlichen Sprechen, von der Metapher als reinem Ornament – davon wollten wir weg“, erkl?rt Britten. Anna Bitter, die Filmwissenschaft an der Freien Universit?t Berlin studiert, und George Neish, angehender Kognitionswissenschaftler von der Berlin School of Mind and Brain, komplettierten die Gruppe. Mitten in den Planungen stie?en die Vier auf eine Ausschreibung der Humboldt-Universit?ts-Gesellschaft (HUG), die studentische Symposien f?rdert – sie bewarben sich und bekamen eine Zusage. Damit ver?nderte sich noch einmal die Veranstaltungsform.
Metaphernbegriff wird transdisziplin?r beleuchtet
Nun findet vom 7. bis 9. Juli 2017 das von ihnen organisierte Symposium ?Produktive ?quivalenz. Die Metapher im transdisziplin?ren Kontext“ statt. 33 Sprecherinnen und Sprecher sowie Performerinnen und Performer aus Wissenschaft und Praxis werden den Metaphernbegriff in neun Panels transdisziplin?r beleuchten. Knapp 60 eingereichte Paper wurden dazu ausgewertet, dabei standen deren Qualit?t und Originalit?t, aber auch ein m?glichst hoher Anteil studentischer Redner als Kriterien im Vordergrund. Auch die Organisatoren selbst werden sprechen, Neish zu ?The Contact Zone: Metaphors of Encounter“, B?hner über ?How to GIF a fuck. Gay Porn GIFs als Metapher der Orgie“, Bitter thematisiert ?Wildes Denken – Zu filmischen Figurationen des Ungedachten“ und Britten ?Welt zu Wort. ?bersetzung als Metapher“.
Auf dem Abendprogramm stehen ein Vortrag von Schriftsteller Werner Fritsch und eine Performance von Drag-Queen Olympia Bukkakis. Zu den auf der Veranstaltung vertretenen F?chern und Kunstbereichen geh?ren unter anderem Linguistik, Fotografie, Filmwissenschaft und Architektur – vergleichsweise klassische, erwartbare Disziplinen also, so dass sich die Frage stellt, ob es auch solche gibt, die nicht aufschlussreich in Bezug auf Metaphern sein k?nnen? ?Nein“, antwortet B?hner entschieden, ?denn es gibt keine Disziplinen des eigentlichen Sprechens. Metaphern werden überall verwendet, sie durchziehen die Theorien und Konzepte akademischer Lehre und Forschung sowie Perspektiven auf die Welt darüber hinaus. Gerade mit Blick auf trans- und interdisziplin?re Unterfangen sind Fragen von struktureller, konzeptueller und eben produktiver ?quivalenz relevant.” Deshalb seien die vier Studierenden besonders froh, auch Beitr?ge zu Drag, aus den Neurowissenschaften, Organizational Studies und aus der Kulturgeografie zu haben.?
Mit den rund 100 erwarteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Tag ?wollen wir die Metapher neu definieren, sch?rfen und transdisziplin?r erweitern“, so B?hner. Bitter ist gespannt, ?wie wir mit dem Verunsicherungsmoment, das dem Metaphorischen oft innewohnt, umgehen werden“. Herauszufinden sei vor diesem Hintergrund, ob sich zwei verschiedene Disziplinen auf einen Metaphernbegriff einigen k?nnten oder nicht. Britten würde sich freuen, ?wenn die Studierenden am Ende konstruktives Feedback für ihre Beitr?ge bekommen“. Darüber hinaus m?chte die Gruppe das Symposium aufzeichnen, einen Tagungsband zusammenstellen und vielleicht in einem Jahr ein weiteres Symposium entwickeln, zum Beispiel zu einer anderen Trope. Alle Vier lernen derzeit viel, etwa über das Gestalten von Websites, das Schreiben von Antr?gen oder das Lektorat. Und bei offenen Fragen ber?t auch schon mal die HUG. ?Deren Mitarbeitende sind hilfsbereit, kommunizieren gut“, lobt Robert Britten.
Autor: Michael Thiele
Erm?glicht wurde das studentische Symposium durch finanzielle F?rderung der Humboldt-Universit?ts-Gesellschaft (HUG), die kreative studentische Ideen und somit den Bildungsauftrag der HU unterstützt.