Sprachforschung am Lautarchiv der HU
Dr. Lilia Moskalenko
Foto: privat
Wie l?sst sich ein Schallarchiv, das Aufnahmen von rund 250 Sprachen umfasst, erforschen und nutzen? Am Lautarchiv der Humboldt-Universit?t zu Berlin ist man überzeugt, dass dies nur in Form internationaler und interdisziplin?rer Kooperationen m?glich ist. Aus diesem Grund arbeitet seit Juli 2017 die ukrainische Sprachwissenschaftlerin Dr. Lilia Moskalenko vom Institut für ukrainische Sprache der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine für zwei Monate als DAAD-Stipendiatin am Lautarchiv mit den dort archivierten 45 ukrainischen Aufnahmen und den zugeh?rigen Dokumenten. Die Aufnahmen stammen aus Kriegsgefangenenlagern des Ersten Weltkriegs, wo Berliner Wissenschaftler die vielf?ltigen Muttersprachen der Kriegsgefangenen aufgezeichnet haben. Die Zwangssituation, in der sich die Sprecher befunden haben, verlangt dabei bis heute einen kulturethisch sensiblen Umgang mit den Aufnahmen.
Es bedarf besonderer Sprachkenntnisse, um die unterschiedlichen Dialekte, die mitunter in der archivierten Form nicht mehr existieren, einzuordnen. Lilia Moskalenko bringt Erfahrung in der Erforschung ukrainischer Dialekte mit. Sie sch?tzt den Wert der Aufnahmen insofern hoch ein, als dass in der Ukraine keine Sprachaufnahmen aus dem frühen 20. Jahrhundert existieren – eine Annahme, die am Lautarchiv auch für andere Sprachbest?nde gilt.
Lautarchiv einzige Sammlung der HU im Humboldt Forum
Das Lautarchiv der HU. Foto: Heike Zappe
Der DAAD-Forschungsaufenthalt Moskalenkos k?nnte Pilotcharakter haben für weitere ?hnliche Aufenthalte, da insbesondere mit Blick auf den Umzug des Lautarchivs ins Humboldt-Forum 2019 ein Artist and Scholar in Residence-Programm angedacht ist. Die G?ste sollen dann nicht nur die M?glichkeiten zur Forschung bekommen, auch sollen die Ergebnisse in Form unterschiedlicher Formate der ?ffentlichkeit pr?sentiert werden.
Das Lautarchiv ist die einzige Sammlung der Humboldt-Universit?t, die dauerhaft in das Humboldt Forum umziehen soll; mit dem historisch verwandten Phonogrammarchiv des Ethnologischen Museums wird es sich dann unter einem Dach befinden.
?ber das Lautarchiv der Humboldt-Universit?t zu Berlin
Das Lautarchiv verfügt heute über eine akustische Sammlung in Form von ca. 7500 Schellackplatten, darüber hinaus über Wachswalzen, Tonb?nder, Gelatine- und Aluminiumplatten, die vornehmlich eine Vielzahl von Sprachen und Mundarten sowie Stimmportraits berühmter Pers?nlichkeiten des Deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik dokumentieren. Zudem sind schriftliches und fotografisches Dokumentationsmaterial und historische Ger?te zur Schallaufzeichnung und -wiedergabe Teil der Sammlung. Die seit 1909 entstandenen Aufnahmen gew?hren einen ?berblick über rund 100 Jahre phonetische, linguistische und anthropologische Forschungen in Berlin und zeigen Entwicklungen des wissenschaftlichen Sammelns und Archivierens.
Weitere 金贝棋牌
- Webseite des Lautarchivs
- Portal der Sammlungen der Humboldt-Universit?t
- Webseite des Humboldt Forums
金贝棋牌
Dr. Jochen Hennig
Humboldt-Universit?t zu Berlin