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Professor Rüdiger vom Bruch verstorben

Der HU-Wissenschaftler war einer der profiliertesten Kenner der Universit?tsgeschichte

Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch
Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch bei einem Herrenh?user Forum
im August 2015 in Schloss Herrenhausen, Hannover.
Foto: Cora Sundmacher für VolkswagenStiftung

Die Philosophische Fakult?t der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) trauert um Professor Dr. Rüdiger vom Bruch, der am 20. Juni 2017 im Alter von 72 Jahren unerwartet verstorben ist. Rüdiger vom Bruch wurde 1993 an die Humboldt-Universit?t auf die Professur für Wissenschaftsgeschichte berufen, und er machte von Anfang an die HU zu seiner Universit?t. Er war einer der profiliertesten Kenner der Universit?tsgeschichte und nahm sich klug und engagiert gerade der Frage an, wie die Humboldt-Universit?t mit ihrem schwierigen Erbe umgehen sollte. 2005 verantwortete er das zweib?ndige Sammelwerk zur ?Geschichte der Berliner Universit?t in der NS-Zeit“. Gleichzeitig war ihm stets darum zu tun, auch in der Universit?ts?ffentlichkeit sowie unter den Studierenden die Vergangenheit der Universit?t lebendig im Bewusstsein zu verankern.

Sein Projekt ?Kommilitonen von 1933“, das er gemeinsam mit Studierenden durchführte, fand weit über die Humboldt-Universit?t hinaus Beachtung. Als er im akademischen Jahr 1996/97 eine Gastprofessur an der Georgetown University in Washington, D.C. innehatte, nutzte er die Zeit, um über die Bedeutung Wilhelm von Humboldts für die amerikanischen Universit?ten nachzudenken und zu forschen. H?hepunkt seines Berliner Schaffens sollte das Universit?tsjubil?um 2010 werden, an dessen Vorbereitung er ma?geblich beteiligt war; neben Heinz-Elmar Tenorth war er mitverantwortlich für die sechsb?ndige ?Geschichte der Universit?t Unter den Linden“. Auch für die 2014 vom Pr?sidenten eingesetzte Historische Kommission lie? er sich bis zuletzt in die Pflicht nehmen.

Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch
Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch bei der der Tagung
?'Krieg der Gelehrten' und die Welt der Akademien
(1914-1924)“ im Oktober 2014 an der Leopoldina in
Halle (Saale). Foto: Markus Scholz für die Leopoldina

?ber Rüdiger vom Bruch

Rüdiger vom Bruch hatte Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft in Münster und an der Freien Universit?t Berlin studiert, dann bei Gerhard A. Ritter in Münster eine Assistentenstelle angetreten und war diesem bald an die Ludwig-Maximilians-Universit?t München gefolgt. Dort wurde er 1978 mit einer bis heute einschl?gigen Arbeit über ?Wissenschaft, Politik und ?ffentliche Meinung. Gelehrtenpolitik im Wilhelminischen Deutschland (1890–1914)“ promoviert. 1987 folgte in München die Habilitation mit der ebenfalls zum Standardwerk gewordenen Studie ?Von der Kameralistik zur Wirtschaftswissenschaft. Studien zur Geschichte der deutschen National?konomie als Staatswissenschaft (1727–1923)“.

Nach Zwischenstationen in Regensburg und Tübingen kam er schlie?lich nach Berlin. Rüdiger vom Bruch war ein h?chst erfolgreicher Wissenschaftsorganisator, der etwa als Sprecher des DFG-Schwerpunktprogramms 1143 ?Wissenschaft, Politik und Gesellschaft“ fungierte, Pr?sident der ?Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte“ und Mitgründer der ?Gesellschaft für Universit?ts- und Wissenschaftsgeschichte“ war. Gemeinsam mit Ulrich Herbert leitete er ab 2001 die Forschungsgruppe ?Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1920-1970“. Sein letztes gro?es Projekt war die Geschichte der Leopoldina, zu der er 2014/16 zwei Sammelb?nde herausgab. Seine ganze Leidenschaft und Energie galten der F?rderung des akademischen Nachwuchses, und hier vor allem seiner zahlreichen?Doktorandinnen und Doktoranden. Voller Respekt vor dem, was sich die Jüngeren vorgenommen hatten, war er ihnen stets motivierender Anreger und verl?sslicher, immer ansprechbarer Ratgeber.

Die Philosophische Fakult?t und das Institut für Geschichtswissenschaften verlieren mit ihm einen herausragenden Wissenschaftler und einen feinsinnigen, klugen und menschlich zugewandten Kollegen.

Text: Prof. Dr. Gabriele Metzler (Dekanin der Philosophischen Fakult?t)

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