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Mobilit?tsrückgang bremst Epidemien aus

HU-Professor Dirk Brockmann und sein Team untersuchen wie sich die Mobilit?t in Deutschland w?hrend der Pandemie ver?ndert hat.

Seit M?rz 2020 verfolgt Dr. Dirk Brockmann zusammen mit seinem Team wie sich die Mobilit?t in Deutschland w?hrend der Corona-Pandemie ver?ndert. Brockmann, Professor an der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) und Projektgruppenleiter am Robert Koch-Institut (RKI), hat dabei beobachtet, dass die Lockdowns in Deutschland nicht alle Arten von Mobilit?t gleich getroffen haben: Reisen über gro?e Entfernungen haben beispielsweise deutlich st?rker abgenommen als Reisen über kurze Distanz. Durch Simulationen konnten die Forscher zeigen, dass diese ver?nderte Mobilit?t die Ausbreitung von Krankheiten wie Covid-19 in der Frühphase einer Epidemie verlangsamen k?nnen, und damit zu einem ?flattening“ der Infektionskurve führen. Die Ergebnisse der Studie sind nun in der Fachzeitschrift PNAS erschienen.

Die Forscher untersuchten Bewegungsstr?me, die aus den Mobilfunkdaten von über 40 Millionen Nutzern in Deutschland gewonnen wurden. Aus den Mobilfunkdaten kann man erkennen, wie viele Personen sich zwischen verschiedenen Gebieten oder innerhalb einer Region bewegen. ?Wenn ein Nutzer in Funkzelle A angemeldet ist, dann die Funkzelle wechselt und irgendwann in einer Funkzelle B station?r wird, kann man das als eine Bewegung von A nach B erkennen“, erkl?rt Frank Schlosser, Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe, der die Analyse der Bewegungsdaten leitet. Diese Einzelbewegungen werden dann zu Bewegungsstr?men auf der Ebene von Landkreisen tagesweise zusammen addiert. ?Wir wissen allerdings nicht, wer sich da genau bewegt hat – nur wie viele Personen es an einem Tag waren. Die Daten sind also anonym und enthalten keine personenspezifischen Merkmale.“

Seit dem Frühjahr 2020 beobachten Brockmann und sein Team, wie sich die Mobilit?t in Deutschland w?hrend der Covid-19-Pandemie ver?ndert. Die Ergebnisse ver?ffentlichen die Forscher regelm??ig im Internet. ?Man sieht deutlich die Auswirkungen der Lockdowns auf die Mobilit?t. Im M?rz 2020 gab es bis zu 40 Prozent weniger Bewegungen als im Vorjahr,“ sagt Schlosser. Besonders in Gro?st?dten habe die Mobilit?t stark abgenommen. Auch in Gegenden mit hohen Covid-19 Fallzahlen zeigt sich ein hoher Rückgang. ?Wir vermuten, dass es eine wichtige Rolle spielt, wie die Bev?lkerung die Pandemie wahrnimmt. Wenn es bei mir vor Ort viele F?lle gibt, bin ich vorsichtiger und bleibe eher zuhause.“

In ihrer Studie untersuchen die Forscher, welche Auswirkungen dieser Mobilit?tsrückgang auf das gesamte Mobilit?tsnetzwerk in Deutschland hat. ?Was wir vor allem sehen ist, dass Reisen über lange Distanzen besonders stark abgenommen haben. Dadurch sind weit entfernte Orte weniger stark miteinander verbunden - es reisen weniger Leute von einem Ende in Deutschland zum anderen“, sagt Schlosser. Das hat wichtige Auswirkungen auf die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. ?Unsere Simulationen zeigen, dass sich Krankheiten wie Covid-19 dadurch in der Frühphase der Epidemie langsamer r?umlich ausbreiten und l?nger brauchen, um weit entfernte Orte zu erreichen.“ Das ist besonders relevant in der Frühphase von Epidemien, wenn eine Krankheit noch nicht weit verbreitet ist. Die Ergebnisse k?nnen bei zukünftigen Epidemien helfen, durch gezielte Mobilit?tsbeschr?nkungen die r?umliche Ausbreitung frühzeitig zu verlangsamen.

Publikation

Schlosser, Frank, et al., COVID-19 lockdown induces disease-mitigating structural changes in mobility networks PNAS first published December 3, 2020;

Link zur Studie

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Frank Schlosser

frank.schlosser@hu-berlin.de

Arbeitsgruppe Dirk Brockmann:

Webseite Brockmann Lab

Team