Wissenschaftler oder Privatperson. Wie weit reicht die Freiheit der Rede?
Dr. Romy Jaster ist Philosophin an der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU), sie lehrt und forscht nicht nur zu 金贝棋牌 der theoretischen Philosophie, sondern beherrscht auch das Handwerk des Argumentierens, wie es Philosophen zu lernen pflegen. Als Kommunikationstrainerin erkl?rt sie, was ein gutes Argument ausmacht, was es hei?t, konstruktiv zu streiten. ?Es geht nicht darum, einen Wettbewerb zu gewinnen und gegen ein Argument zu feuern, sondern mit Argumenten zu überzeugen“, sagte sie auf der HU-Veranstaltungsreihe Freiheit der Wissenschaft. Beim zweiten Termin der vierteiligen Reihe am 15. Januar 2020 im Auditorium des Grimm-Zentrums ging es um die Frage ?Wissenschaftler oder Privatperson. Wie weit reicht die Freiheit der Rede?“.
Besonders in den digitalen Medien ver?ndern sich die Diskussionskultur und das Verst?ndnis von freier Meinungs?u?erung. Aggressive und abwertende Positionen gegenüber Einzelnen oder Gruppen stehen auf der Tagesordnung. ?Die Verrohung hat auch damit zu tun, dass wir im Netz kein Gegenüber haben wie in einer klassischen Gepr?chssituation“, so Jaster.
Was tun, um zielführender, konstruktiver und zivilisierter zu streiten? Kann man das Problem rechtlich l?sen? Dr. Wolfgang Schulz, Professor für Medienrecht und ?ffentliches Recht an der Universit?t Hamburg, verwies auf ein best-practice-Beispiel in Nordrhein-Westfalen. Dort werden Hasskommentare von der Landemedienanstalt nicht nur gel?scht. Die Initiative ?Verfolgen statt nur L?schen“ sucht den Weg über Anzeigen und Gerichte. ?Eine Beleidung oder Verunglimpfung – ganz gleich ob off- oder online – sollte geahndet werden“, so Schulz.
Zweite Veranstaltung der Gespr?chsreihe ?Freiheit der Wissenschaft“
am 15. Januar 2020. Foto: Martin Ibold
Eric Wallis, PR- und Kampagnen-Manager und Framing-Experte, pl?dierte dafür, Meinungen, die nicht den eigenen ?berzeugungen entsprechen, auszuhalten, sich auf das Gegenüber einzulassen. Er selbst hat das beispielsweise auf einer Veranstaltung getan, als Mitglieder der rechten ?Identit?ren Bewegung“ seinen Vortrag stürmten. Seine ernstgemeinte Einladung, an der Veranstaltung teilzunehmen und ihre Meinung zu sagen, nahmen sie aber nicht an.
Wissenschaftler sollten nicht politisch agieren, politisches Engagement und Beruf, trennen, unterstrich Max Skowronek, Mitglied der Chefredaktion der Studierendenzeitung ?UnAufgefordert“ an der HU. Dass aber Wissenschaftler und Privatperson nicht immer leicht zu trennen sind, darüber waren sich die Diskutanten einig. Auch wo die Expertise eines Wissenschaftlers endet ist nicht ganz leicht einzugrenzen. Auf jeden Fall gehe sie über die Grenzen des eigenen Faches hinaus, unterstrich Schulz: ?Es obliegt den Wissenschaftlern, ihre Expertise nicht für unredliche Zwecke zu nutzen“, unterstich Romy Jaster.
Die n?chste Veranstaltung tr?gt den Titel ?Wer ist Antisemit? – Eine philosophische Begriffskl?rung“. Sie findet am Mittwoch, 12. Februar 2020, 18 Uhr, im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums der Humboldt-Universit?t zu Berlin, Geschwister-Scholl-Stra?e 1/3, 10117 Berlin, statt.
Autorin: Ljiljana Nikolic.