Von der Vormoderne zu einer gegenwartsbezogenen Theologie
In unserer neuen Reihe Neue Studieng?nge – Neue Gesichter stellen wir Lehrende und Studierende der neuen Studieng?nge an der Humboldt-Universit?t zu Berlin vor. Die dritte Folge ist ein Portrait über Mohammad Gharaibeh, Professor für Islamische Ideengeschichte am Berliner Institut für Islamische Theologie der Humboldt-Universit?t zu Berlin.
Mit der Einrichtung des Lehrstuhls ?Islamische Ideengeschichte der post-klassischen Periode“ geht das Berliner Institut für Islamische Theologie (BIT) einen einmaligen Weg: An keinem deutschen Standort für Islamische Theologie besch?ftigen Wissenschaftler sich bislang dezidiert mit der Entwicklung von Ideen in vormodernen muslimischen Gesellschaften. Hierbei sollen in Berlin Sunnitische und Schiitische Theologie gleicherma?en berücksichtigt werden. ?Diese Forschungsergebnisse k?nnen für die Entwicklung einer gegenwartsbezogenen Theologie genutzt werden“, sagt Mohammad Gharaibeh, der auf den neuen Lehrstuhl berufen wurde. ?Hierfür bedarf es einer systematischen Erforschung und Aufarbeitung der islamischen Ideengeschichte in allen Fachdisziplinen, diese Lücke wollen wir am BIT schlie?en.“
?ber eine reine Institutionsgeschichte will der Islamwissenschaftler dabei hinaus gehen: ?In der Geschichte islamischer Theologie hat sich keine theologienormierende Institution gebildet, wie sie aus der christlichen Kirchengeschichte bekannt ist.“ Der teilweise unbeholfene Verweis auf ?die Islamische Tradition‘ in zahlreichen Publikationen zeige immer wieder, dass die Kontextgebundenheit sowie Kontingenz ideengeschichtlicher Entwicklungen im Islam zu kurz komme. ?Es werden regelm??ig Einzelpersonen als Autorit?ten zitiert, bestimmte Theologieschulen als Vertreter des ?klassischen‘ oder ?authentischen‘ Islam genannt und einzelne Schriften und Positionen als verbindlich für die Gegenwart bezeichnet, ohne die Kriterien offenzulegen, nach denen die Auswahl vorgenommen wurde.“ Auch der soziale Kontext der Autoren sowie die Autorenintention und die Frage der Leserschaft werde bisher nur wenig bedacht. Das Forschungsprofil Gharaibehs passt genau zum Lehrstuhl ?Ideengeschichte“ und bringt alle Voraussetzungen mit, die skizzierten hohen Anforderungen in der gesamten Breite zu entsprechen. In seinen Publikationen weist er bereits vertiefte Kenntnisse in mehreren Fachdisziplinen islamischer Theologie wie der Mystik, der Glaubenslehre sowie der Philosophie, den Textwissenschaften und der Arabischen Historiographie nach. Seit der Promotion besch?ftigte er sich mit diesen und weiteren 金贝棋牌 im Kontext moderner Gesellschaften, sowohl im arabischsprachigen Raum als auch in Europa.
Nach dem Abschluss der Promotion arbeitete Gharaibeh au?erdem zu vormodernen Gesellschaften, insbesondere den L?ndern Syrien und ?gypten zwischen 1000 und 1600: ?Dabei habe ich mich vor allem in den letzten Jahren verst?rkt den Theorien und Methoden der Geschichts- und Literaturwissenschaft sowie der Soziologie und Wissenssoziologie gen?hert.“ Dies führte zu einer Reihe interdisziplin?rer Kooperationen und Ver?ffentlichungen mit Mittelalterhistorikern, Literaturwissenschaftlern, katholischen und evangelischen Theologen, Soziologen sowie Iranisten und Osmanisten. Mit seiner Habilitationsschrift entwickelte der heute 39-J?hrige einen wissenssoziologischen Ansatz, der zur Erforschung von Kommentarliteratur die Analyse des Inhalts in Relation zum sozialen Kontext der Autoren setzt. Dies ist sowohl für die Islamwissenschaft als auch die Islamische Theologie wegweisend.
In den n?chsten fünf Jahren will Gharaibeh sich am Lehrstuhl verst?rkt mit den Middle und Late Islamic Periods von etwa 1000 bis 1800 besch?ftigen. ?Die Erforschung dieser beiden Perioden wird zum einen eine Reihe noch unbekannter theologische Positionen erschlie?en und der Forschung zug?nglich machen,“ erl?utert Gharaibeh. ?Zum anderen wird dies zeigen, dass Islamische Theologie sich immer schon den sich ver?ndernden Kontexten angepasst hat, so dass die historische Forschung eine hohe Relevanz für eine gegenw?rtige Theologie aufweist.“
Autor: Lars Klaa?en
Weitere 金贝棋牌
Webseite Berliner Institut für Islamische Theologie