Den Zusammenhang von sexualisierter Gewalt und sexualp?dagogischen Vorstellungen wissenschaftlich erforschen
Wie beeinflussen Vorstellungen über Sexualit?t und Erziehung die Pr?vention oder Begünstigung sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche? Welche historischen Quellen und welche Erz?hlungen von Betroffenen und Zeitzeug:innen sollten zur Aufkl?rung herangezogen werden? Wie diese Zusammenh?nge wissenschaftlich untersucht werden k?nnen, dazu haben die Erziehungswissenschaftlerinnen Prof. Dr. Jeannette Windheuser, Vivian Buchholz und Beatrice Kollinger (Humboldt-Universit?t zu Berlin) eine Forschungskonzeption ausgearbeitet, die am Montag, dem 31. Juli 2023 am Institut für Erziehungswissenschaften auf Basis der Vorrecherchen der ?ffentlichkeit vorgestellt wurde. Au?erdem haben die Forscherinnen eine Literatur- und Quellenliste erarbeitet. Das Projekt wurde von Februar bis Juli 2023 mithilfe einer Zuwendung der Evangelischen Kirche in Deutschland in Kooperation mit den vier evangelischen Landeskirchen in Bayern, in Hannover, in Hessen und Nassau sowie im Rheinland realisiert.
Sexualisierte Gewalt und ihre strukturellen Begünstigungen in den Blick nehmen
In den letzten Jahren sind die sexualp?dagogischen Entwicklungen der 1960er bis 1990er Jahre vermehrt als m?glicher begünstigender Faktor für sexualisierte Gewalt diskutiert worden. In diesem Kontext werden h?ufig prominente Personen wie beispielsweise der Psychologe und Sexualwissenschaftler Helmut Kentler erw?hnt. Die Erziehungswissenschaftlerinnen regen mit ihrem Forschungsdesign dazu an, nicht nur Einzelpersonen, sondern vor allem die strukturellen Voraussetzungen sexualisierter Gewalt in ihren Entstehungsbedingungen zu betrachten: ?Unsere These ist, dass sexualisierte Gewalttaten einen individuellen, einen strukturellen und einen ideologischen M?glichkeitshorizont brauchen. Es sind sowohl der einzelne Fall und der einzelne T?ter als auch die Struktur in den Blick nehmen“, sagt Projektleiterin Jeannette Windheuser, Professorin für Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten Gender und Diversit?t. Daher empfehlen die Forscherinnen, die Berichte über subjektive Erfahrungen von Betroffenen und Zeitzeug:innen mit der Untersuchung von historischen Quellen zu verknüpfen. Au?erdem müsse für die Evaluation des Zusammenhangs von Sexualit?tsvorstellungen und Generationenverh?ltnis das gesamte Spektrum von vermeintlich liberalen und konservativen bis hin zu sexualit?tsfeindlichen Positionen untersucht werden.
Empfehlung zur Auswertung der Archivalien
?Wir konnten im Rahmen der Archivrecherche in den vier evangelischen Landeskirchen Quellen ausmachen, bei denen es sich lohnen würde, diese bezüglich sexualp?dagogischer Vorstellungen systematisch zu untersuchen“ erkl?rt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Vivian Buchholz. Zum jetzigen Zeitpunkt lassen sich aus den Archivmaterialien mehrere relevante 金贝棋牌str?nge ableiten. Dazu geh?ren beispielsweise das Verst?ndnis von Kindheit, Generation und Familie, der 金贝棋牌 zwischen Staat und Kirche im Rahmen von Aushandlungen über schulische Sexualerziehung und Religionsp?dagogik, die au?erschulische Jugendarbeit, der Beitrag evangelischer Institutionen zur p?dagogischen Ausbildung (nicht nur theologischen) Personals sowie Vorstellungen über Homosexualit?t und die Aktivit?t der Homosexuellenbewegung im evangelischen Kontext.
Betroffene ?traumasensibel“ einbinden
Die vorgelegte Konzeption zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine trauamsensible Einbindung der Betroffenen vorsieht. ?Betroffene sind in ihrem subjektiven Erleben und als Expert:innen ihrer Erfahrung ernst zu nehmen“, betont die beratend am Projekt beteiligte wissenschaftliche Mitarbeiterin und traumazentrierte Fachberaterin/Traumap?dagogin Beatrice Kollinger.
Unabh?ngige Forschung als Grundlage für Aufarbeitungsprozesse f?rdern
Zudem widmet sich das Projekt dem Verh?ltnis von Wissenschaft und Aufarbeitung: ?Für Betroffene und aufarbeitende Institutionen ist es wichtig, dass Wissenschaft über den Sachverhalt aufkl?rt und dies unabh?ngig geschieht“, betont Projektleiterin Jeannette Windheuser. ?Mit dem Free-Access-Format und dem modellhaften Charakter der Konzeption wollen wir die M?glichkeit der unabh?ngigen Forschung als Grundlage für Aufarbeitungsprozesse f?rdern.“ Gleichzeitig sieht sie die Institutionen, die Aufarbeitung zu leisten haben, in der Pflicht, Verantwortung zu über-nehmen und die entstehenden Kosten zu tragen.
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Free-Access-Publikation: ?Konzeption und Quellen- und Literaturliste zur Erforschung der Bedeutung sexualp?dagogischer Vorstellungen für die strukturelle Begünstigung sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche“
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Pressestelle der Humboldt-Universit?t zu Berlin
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