?Wir haben viel positives, begeistertes Feedback bekommen“
Wolfgang Deicke, Foto: privat
?Hochschullehre als Gemeinschaftsaufgabe: miteinander-kooperativ-integrativ“ – unter diesem Motto wollte die 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik vom 10. bis 13. M?rz an der Freien Universit?t tagen. Der Gemeinschaftsgedanke wurde sehr intensiv gelebt, allerdings etwas anders als gedacht: Die Tagung wurde über Nacht zur Onlineveranstaltung umgestaltet, um Risiken für die Konferenzteilnehmenden in Zeiten von Corona zu reduzieren. Der Gro?teil der Vortr?ge, der Symposien sowie der Impulsbeitr?ge aus Workshops und Diskurswerkst?tten fand live über die AdobeConnect-Plattform des Deutschen Forschungsnetzes statt. Die Tagung wurde von der Berlin University Alliance in Kooperation mit dem Berliner Zentrum für Hochschullehre ausgerichtet.
Ein Interview mit Wolfgang Deicke, Leiter des bologna.labs der HU und Mitglied des Organisationsteams.
Herr Deicke, wann hat das Team denn gemerkt beziehungsweise entschieden, dass aus der Pr?senz- eine Onlineveranstaltung wird?
Wolfgang Deicke: Genaugenommen war das etwa eine Woche vor Konferenzbeginn. Wir haben uns natürlich schon vorher mit der Thematik auseinandergesetzt. Anfang Januar erreichten uns erste Anfragen aus den USA, ob die Tagung stattfinden werde. Dort war bereits ein Reiseverbot verh?ngt worden. Einen Monat sp?ter kamen ?hnliche Anfragen aus der Schweiz. Die Absagen h?uften sich. Wir haben damit gerechnet, dass einige nicht dabei sein werden und haben uns ein Szenario überlegt, das Pr?senz- und begleitende Onlineveranstaltungen beinhaltete. Aber zum Schluss war das Risiko einer Pr?senztagung dann einfach zu hoch und ganz absagen wollten wir auf keinen Fall.
Wie kann man sich die Onlinekonferenz bildlich vorstellen? Sa?en alle Teilnehmenden alleine vor ihren Ger?ten?
Deicke: Ja, genau so. Es fanden – wie auf einer Pr?senzveranstaltung – mehrere Formate gleichzeitig statt, Keynotes, Vortragssessions, Workshops. Die Vortragenden sa?en meist alleine oder zu mehreren in ihren Büros und haben gesprochen, die anderen haben live zugeh?rt und im Anschluss ihre Fragen und Kommentare per Chat an die Vortragenden geschickt. Manche Onlineveranstaltungen hatten zehn, andere bis zu 50 Teilnehmende. In allen virtuellen R?umen standen erfahrenere Onlinemoderatoren bereit, die die Diskussionen in gr??eren Gruppen gesteuert haben.
Was hat das neue Format aus der Veranstaltung gemacht?
Deicke: Auch wenn es vorrangig eine Tagung von und für Hochschuldidaktikerinnen und Hochschuldidakter war, für die meisten war eine reine Onlinetagung neu. Die Diskussionen waren etwas verhaltener, aber auch rücksichtsvoller, als sie es sonst sind. Es fehlte auch einiges, beispielsweise die Gespr?che, die sonst nebenbei in den Pausen laufen. Die Technik hat nicht immer einwandfrei funktioniert, manche kamen nicht in die virtuellen R?ume rein. Dafür konnte, wer wollte, auf drei verschiedenen Ebenen lernen: Zum einen auf der Ebene der fachlichen Inhalte, die auf jeder Konferenz im Mittelpunkt stehen; zum zweiten auf der Ebene konkreter Erfahrungen im Umgang mit Technik und Medien in der Onlinelehre; und schlie?lich auf der Metaebene eines Lernexperiments unter Extrembedingungen. Unsere Evaluation der Tagung l?uft noch, aber insgesamt haben wir viel positives, begeistertes Feedback bekommen. Das Format wurde breit unterstützt.
Wie ging es Ihnen pers?nlich damit?
Deicke: Ich glaube, mir wird der Lernprozess ganz besonders lange in Erinnerung bleiben. Am meisten beeindruckt hat mich die Bereitschaft der Community, sich auf dieses Experiment einzulassen. Angefangen vom BUA-Organisationsteam über unsere studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ohne die fantastische Unterstützung der studentischen Mitarbeitenden?und der hochschuldidaktischen Community w?re die Tagung nicht m?glich gewesen. Es ist uns innerhalb von 48 Stunden gelungen, erfahrene E-Moderatorinnen und -Moderatoren?für 55 Onlinesitzungen zu rekrutieren. Ich glaube, dass viele diese Tagung trotz der physischen Distanz als besonders intensiv erlebt haben.
Denken Sie, dass dieses und ?hnliche Beispiele die Digitalisierung in der Lehre vorantreiben werden?
Deicke: Ich kann mir das gut vorstellen, dass unsere Erfahrungen gerade innerhalb der BUA dazu führen werden, dass manche Bedenken, die sonst ins Feld geführt werden, leichter überwunden werden k?nnen und wir gemeinsam die Digitalisierung der Lehre verst?rkt angehen werden.
Das Interview führte Ljiljana Nikolic
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