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Wie retten wir Europas letzte Urw?lder?

Erste europaweite Bewertung zu Verbreitung und Schutzstatus weitestgehend unberührter W?lder
Baum mit grünem Laub

Alte Buche: Prim?rw?lder sind entscheidend für die Erhaltung
der Biodiversit?t. Darüber hinaus speichern sie gro?e Mengen
an Kohlenstoff in der Biomasse und tragen so zur Eind?mmung
des Klimawandels bei. Foto: Tzvetan Zlatanov

Nur um 1 Prozent müssten die Waldschutzgebiete Europas ausgeweitet werden, um die meisten verbliebenen europ?ischen Urw?lder zu schützen. Dies hat ein internationales Forscherteam unter Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversit?tsforschung (iDiv), der Martin-Luther-Universit?t Halle-Wittenberg (MLU) und der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) errechnet. Die in Diversity and Distribution ver?ffentlichte Studie erfasst erstmals europaweit die Verbreitung und den Schutzstatus der letzten weitestgehend unberührten W?lder. Sie zeigt, wo dringender Handlungsbedarf zur Erhaltung besteht und liefert wertvolle 金贝棋牌 zur Umsetzung der neuen EU-Biodiversit?tsstrategie.

Urw?lder, wissenschaftlich Prim?rw?lder genannt, sind W?lder ohne Anzeichen früherer menschlicher Nutzung, in denen ?kologische Prozesse nicht durch menschliche Einflüsse gest?rt oder unterbunden werden. Solche Prim?rw?lder haben einen herausragenden ?kologischen Wert. Sie sind ein unersetzlicher Teil unseres Naturerbes und entscheidend für die Erhaltung der biologischen Vielfalt. In Europa, wo die Menschen die Waldlandschaften über Jahrtausende genutzt und ver?ndert haben, gibt es nur noch sehr wenige solcher W?lder.

Doch trotz ihres ?kologischen Wertes sind viele Prim?rw?lder nicht ausreichend geschützt und werden weiterhin abgeholzt. Die kürzlich ver?ffentlichte ?EU-Biodiversit?tsstrategie für 2030“ betont ausdrücklich den hohen Naturschutzwert von Prim?rw?ldern und die Notwendigkeit, diese zu schützen. Allerdings blieb bisher unklar, wo diese in Europa am schutzbedürftigsten sind.

Erste gesamteurop?ische Bewertung der Schutzbemühungen von Prim?rw?ldern

Ein Team von Wissenschaftlern aus 28 Institutionen unter der Leitung von Dr. Francesco Sabatini (iDiv; MLU) und Prof. Tobias Kümmerle (HU) hat die allererste Bewertung der Verteilung und des Schutzstatus‘ der Urw?lder Europas vorgelegt. Mithilfe einer Datenbank über die geographische Verbreitung dieser W?lder, deren Aufbau über fünf Jahre dauerte, konnte das Team drei entscheidende Fragen bearbeiten: 1) Sind überhaupt noch Prim?rw?lder von allen 54 Waldtypen Europas zu finden? 2) Wo sind diese W?lder ausreichend geschützt, wo nicht? Und: 3) Wo sind die letzten unberührten Urwaldreste so gering, dass eine Renaturierung erforderlich ist?

Herausforderungen und M?glichkeiten des Naturschutzes in Europa

?W?hrend viele europ?ische Prim?rw?lder in der Tat gut geschützt sind, haben wir auch viele Regionen identifiziert, in denen dies nicht der Fall ist ? insbesondere dort, wo sie noch relativ weitverbreitet sind“, sagt Hauptautor Sabatini. ?Und dort, wo sie geschützt sind, reicht der Schutzstatus in einigen F?llen nicht aus, um die W?lder langfristig zu erhalten.“

Die Studie hebt auch hervor, dass die verbleibenden Prim?rw?lder in Europa sehr ungleichm??ig verteilt sind. ?In einigen Regionen, insbesondere in Nord- und Osteuropa, gibt es noch viele Prim?rw?lder. Aber oft erkennen diese L?nder nicht, wie einzigartig und schutzwürdig sie aus europ?ischer Sicht sind“, erkl?rt Prof. Tobias Kümmerle (HU), Letztautor der Studie. ?Gleichzeitig war es schockierend zu sehen, dass von vielen natürlichen Waldtypen überhaupt keine Prim?rwaldreste mehr übrig sind, insbesondere in Westeuropa.“

Urw?lder in Europa sind gef?hrdet

Insgesamt bezeichnen die Wissenschaftler den Zustand der Urw?lder Europas als gef?hrdet. ?Es sollte h?chste Priorit?t der Politik sein, diese W?lder langfristig zu schützen“, sagt Kümmerle. ?Und wo keine Prim?rw?lder mehr vorhanden sind, die geschützt werden k?nnen, müssten sie renaturiert werden.“

Bis solche renaturierten W?lder ?kologisch wieder echten Prim?rw?ldern ?hneln, dauert es lange. Dennoch lohnen sich solche Ma?nahmen, da diese W?lder nicht nur der biologischen Vielfalt zugutekommen, sondern auch viel Kohlenstoff speichern und damit zur Minderung des Klimawandels beitragen. ?Die gute Nachricht ist, dass es in vielen Gebieten vielf?ltige M?glichkeiten gibt, Prim?rw?lder wiederherzustellen sogar innerhalb bestehender Schutzgebiete“, sagt Kümmerle. ?Damit würden solche Ma?nahmen nicht einmal zwingend mit der Holzproduktion konkurrieren.“

Die Waldschutzgebiete um 1 Prozent auszuweiten, reicht aus

Die Forscher haben errechnet, dass selbst eine Ausdehnung der Schutzgebiete um nur etwa ein Prozent ausreichen würde, um die meisten verbliebenen Prim?rw?lder in Europa zu schützen, was nur zwei bis drei Tausendsteln der gesamten Landesfl?che Europas entspr?che.

?Jetzt ist es an der Zeit, mutig für die Erhaltung und Wiederherstellung der W?lder in Europa einzutreten“, sagt Sabatini und verweist auf die kürzlich ver?ffentlichte ?Biodiversit?tsstrategie der EU bis 2030“. ?Die neue Strategie betont ausdrücklich den unersetzlichen Wert der Prim?rw?lder und ihren Schutzbedarf. Unsere Studie bietet nun eine Grundlage für die Umsetzung dieser Strategie in die Praxis“, meint der Forscher.

Publikation

Original publication: Sabatini, F.M., Keeton, W.S., Lindner, M., Svoboda, M., Verkerk, P.J., Bauhus, J., Bruelheide, H., Burrascano, S., Debaive, N., Duarte, I., Garbarino, M., Grigoriadis, N., Lombardi, F., Mikolá?, M., Meyer, P., Motta, R., Mozgeris, G., Nunes, L., ?dor, P., Panayotov, M., Ruete, A., Simovski, B., Stillhard, J., Svensson, J., Szwagrzyk, J., Tikkanen, O.-P., Vandekerkhove, K., Volosyanchuk, R., Vrska, T., Zlatanov, T. & Kuemmerle, T. (2020) Protection gaps and restoration opportunities for primary forests in Europe. Divers Distrib; 00:1–17.

DOI: 10.1111/ddi.13158

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Pressemitteilung von iDiv

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Dr. Francesco Sabatini
Martin Luther Universit?t Halle-Wittenberg

Tel.: +49 345 5526199
francesco.sabatini@botanik.uni-halle.de

Prof. Tobias Kümmerle
Humboldt-Universit?t Berlin

Tel.: +49 (0)30 2093-9372
tobias.kuemmerle@geo.hu-berlin.de