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Nur schnelles Handeln kann Landwirtschaft und Umweltschutz im Gran Chaco noch in Einklang bringen

Der Gran Chaco im Herzen Südamerikashat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem globalen Hotspot der Umweltzerst?rung entwickelt. Hauptgrund für diese Entwicklung in der Trockenwaldregion, dreimal so gro? wie Deutschland, ist die Rodung riesiger Fl?chen für die industrialisierte Landwirtschaft zur Produktion von Rindfleisch und Sojabohnen für internationale M?rkte. Wie für viele andere Trockenw?lder im globalen Süden stellt sich auch für den Gran Chaco die Frage, wie Landwirtschaft und Umweltschutz in Einklang gebracht werden k?nnen?
B?ume eines Trockenwaldes

Weidesysteme, welche einen Teil des Trockenwaldes erhalten,
k?nnen einen gro?en Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der
Chaco-Region leisten. Foto: Asunción Semper Pascual / HU Berlin

Eine neue Studie von Forschern des Geographischen Instituts der Humboldt-Universit?t zu Berlin in enger Zusammenarbeit mit argentinischen Forschungseinrichtungen zeigt nun erstmalig, wie dies m?glich werden kann. Zun?chst sammelten die Forscher:innen eine Vielzahl von Daten zur Agrarproduktion, Artenvielfalt, und den in den W?ldern und Savannen des Chaco gespeicherten Kohlenstoffvorr?ten. Auf dieser Basis konnte das Forscher:innen-Team dann ein r?umliches Optimierungsmodell entwickeln. Dies ermittelt, wie nachhaltige Landschaften im Chaco aussehen k?nnten. "Unsere wichtigste Erkenntnis ist, dass es zwar lokal starke Zielkonflikte zwischen Landwirtschaft und der Umwelt gibt, diese jedoch für die Landschaft als Ganzes zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden k?nnen", erkl?rt Dr. Elizabeth Law, ehemalige Postdoktorandin am Geographischen Institut der HU Berlin und Hauptautorin der Studie.

"Mit anderen Worten: Wenn wir genügend Wald stehen lassen und gleichzeitig eine Mischung von extensiven und intensiven Landnutzungsarten erreichen, k?nnen wir Landwirtschaft mit dem Schutz von Artenvielfalt und Kohlenstoffspeicherung in Einklang bringen." Den Forschern zufolge müssten mindestens 40% bis 50% der W?lder des Chaco geschützt werden, um solch nachhaltige Landschaften zu erm?glichen. "Einige Arten von Landwirtschaft wie der Sojaanbau machen es sehr schwer, eine bessere Balance zwischen Agrarproduktion und Umweltschutz zu erreichen", erkl?rt Dr. Maria Piquer Rodríguez vom?Lateinamerika-Institut der Freien-Universit?t Berlin und Koautorin der Studie. "Aber wenn intensive Landnutzung mit ausreichend Waldbestand und Fl?chen weniger intensiven Landnutzungsarten einhergeht, k?nnen wir einen Gro?teil der Artenvielfalt und des Kohlenstoffs der W?lder des Chacos erhalten - und mit ihnen die ?kosystemleistungen, die sie erbringen."

Gleichzeitig warnen die Forscher, dass mit fortschreitender Abholzung die Umweltauswirkungen stark ansteigen. "Die Entwaldung schreitet derzeit an vielen Stellen im Chaco voran", erkl?rt Prof. Kümmerle von der Humboldt-Universit?t. Eine intensivere Landwirtschaft bedeutet auch, dass mehr Wald ben?tigt wird, um die durch die Abholzung verursachten Verluste an Biodiversit?t und Kohlenstoffvorr?ten zu kompensieren. "Je mehr sich die intensive Landwirtschaft in der Region ausbreitet, desto schwieriger wird es, einen Zustand zu erreichen, den wir als nachhaltig bezeichnen k?nnen." Im argentinischen Chaco hat sich die Abholzung in den letzten 30 Jahren verdreifacht, und der Druck auf die verbleibenden W?lder nimmt weiter zu. "Wir zeigen, dass es m?glich ist, Agrar- und Umweltziele in Einklang bringen, und das ist ermutigend. Aber es bleibt nur noch wenig Zeit, diese Chance auch zu nutzen". fasst Kümmerle zusammen.

Weiteres wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass die im Chaco lebenden indigenen V?lker und Kleinbauern, die in den W?ldern Viehzucht betreiben, Teil der L?sung sein müssen. "Die Subsistenzwirtschaft ist in den W?ldern des argentinischen Chaco weit verbreitet und hat eine lange Tradition", betont Elizabeth Law. "Die Erhaltung dieser kulturell wichtigen Landnutzungssysteme steht nicht, wie oft behauptet wird, einer nachhaltigen Landnutzung im Weg. Im Gegenteil zeigen unsere Ergebnisse klar, das kleinb?uerliche Systeme ein Teil der L?sung hin zu nachhaltigerer Landnutzung sein k?nnen".

"Unsere Analysen zeigen zudem, dass in der derzeitigen Fl?chennutzungsplanung Argentiniens eine Ausweitung der Landwirtschaft weit über das nach unseren Analysen nachhaltig Ma? hinaus gehen würde,“ erkl?rt Maria Piquer Rodríguez, die zwei Jahre in Argentinien gelebt und geforscht hat. ?Aber die nationalen Fl?chennutzungspl?ne werden momentan überarbeitet. Unsere Studie liefert konkrete Anhaltspunkte, wie und wo eine Anpassung n?tig ist, um zu vermeiden, dass wir die verbleibende Artenvielfalt des Chaco und die global wichtigen Kohlenstoffvorr?te in dessen W?ldern verlieren".

Publikation

Elizabeth A. Law, Leandro Macchi, Matthias Baumann, Julieta Decarre, Gregorio Gavier- Pizarro, Christian Levers, Matías E. Mastrangelo, Francisco Murray, Daniel Müller, María Piquer-Rodríguez, Ricardo Torres, Kerrie A. Wilson, Tobias Kuemmerle (2021): Fading opportunities for mitigating agriculture-environment trade-offs in a south American deforestation hotspot, Biological Conservation, Volume 262, 109310,?https://doi.org/10.1016/j.biocon.2021.109310.

Link zur Studie

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Dr. Elizabeth Law
Humboldt-Universit?t zu Berlin und?Norwegian Institute for Nature
Research Working Conservation Consulting, Canada

workingconservation@gmail.com?(Englisch)

Dr. María Piquer Rodríguez,
Lateinamerika-Institut, Freie Universit?t Berlin und
Humboldt-Universit?t zu Berlin

maria.piquer-rodriguez@fu-berlin.de

Tel.: +49 30 2093 6870 (Deutsch, Spanisch, Englisch)

Prof. Tobias Kümmerle
Humboldt-Universit?t zu Berlin

Tel.: +49 30 2093 9372 (Deutsch, Englisch)
tobias.kuemmerle@hu-berlin.de

Dr. Daniel Müller
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in
Transformations?konomien (IAMO) & HU Berlin

Tel.:?+49 345 2928-328
Mueller@iamo.de