ERC Starting Grant für die neurokognitive Blickbewegungsforschung

HU-Forscherin Nina Hanning
Dr. Nina Hanning, Neurokognitionsforscherin am Institut für Psychologie der Humboldt-Universit?t zu Berlin (HU) und am Exzellenzcluster ?Science of Intelligence” Berlin, erh?lt einen Starting Grant des Europ?ischen Forschungsrats (ERC) für ihr Forschungsprojekt ?Free-View – Neuro-cognitive processes underlying gaze control and perception across free-viewing eye movements“. Zusammen mit ihrer Arbeitsgruppe wird sie untersuchen, wie wir unsere Umgebung durch Blickbewegungen wahrnehmen. Dafür kombiniert sie hochpr?zise Methoden der klassischen Sehforschung mit neuen, flexiblen computergestützten Ans?tzen.
Die Mechanismen hinter unserem klaren Blick
Unser Blick ruht nie wirklich. Unsere Augen bewegen sich st?ndig – h?ufiger als unser Herz schl?gt –, um unsere Umgebung zu erkunden und 金贝棋牌 zu sammeln. Zwischen den kurzen Momenten des Fixierens führen sie ruckartige Bewegungen aus, sogenannte Sakkaden, die den visuellen Input drastisch ver?ndern. Jede Sakkade verschiebt die gesamte Szene mit hoher Geschwindigkeit auf unserer Netzhaut. Trotzdem nehmen wir die Welt um uns herum als stabil und zusammenh?ngend wahr. Wie funktioniert das?
Die Untersuchung der zugrundeliegenden neurokognitiven Mechanismen ist komplex, denn dafür ist eine millisekundengenaue Messung erforderlich, die an die jeweilige Blickbewegung angepasst werden muss. Bisherige Studien zu diesem Thema konzentrieren sich deshalb auf isolierte Augenbewegungen, bei denen die Versuchsperson auf ein Signal hin von einem vorgegebenen Ort aus zu einem markierten Ziel blickt. Dieser traditionelle Ansatz erm?glicht zwar sehr genaue Messungen, der Versuchsaufbau ist mit unserem dynamischen, natürlichen Blickverhalten jedoch kaum vergleichbar. Im Alltag w?hlen wir unseren Blickrhythmus und die Ziele unserer Blickbewegungen frei, basierend auf Merkmalen der Umgebung und unseren inneren Zielen.
Das Projekt Free-View
?Um wirklich zu verstehen, wie wir die Welt um uns herum durch Blickbewegungen wahrnehmen, müssen wir sie unter realistischen Bedingungen untersuchen, das hei?t ohne Vorgabe der Blickrichtung durch den Versuchsaufbau”, erkl?rt Hanning. ?Die Herausforderung besteht darin, den Versuchspersonen zu erm?glichen, ihren Blick frei zu lenken, aber die Messung dabei dennoch auf den richtigen Zeitpunkt und Ort zu fokussieren.” Dazu müsse mehrmals pro Sekunde mittels eines Algorithmus vorhergesagt werden, wohin und wann sich das Auge als N?chstes bewegen wird.
Das Team um Nina Hanning kombiniert pr?zise Techniken aus der traditionellen Sehforschung mit flexibleren Methoden der Szenenwahrnehmungsforschung, in der untersucht wird, wie Menschen visuelle Szenen erkunden. Durch die Integration modernster psychophysikalischer, computergestützter und neurowissenschaftlicher Methoden sollen frei gew?hlte Blickbewegungen in Echtzeit vorhergesagt und zum ersten Mal die subtilen neurokognitiven Prozesse untersucht werden, die natürliche Wahrnehmung erm?glichen.
Das Projekt Free-View entwickelt einen neuen Ansatz, um aktive Wahrnehmung und Blicksteuerung zu verstehen und zu untersuchen, inwieweit Ergebnisse aus bisherigen Studien unter eher künstlichen Bedingungen auf das natürliche Sehen übertragbar sind. Diese Methodik ist zudem ein vielversprechendes Werkzeug, um Blickbewegungen in Bev?lkerungsgruppen zu untersuchen, für die die traditionell strengen experimentellen Anweisungen eine Herausforderung darstellen, wie zum Beispiel Kinder, ?ltere Menschen, oder verschiedene Patientengruppen.
Zur Person
Dr. Nina Hanning promovierte in Neurokognitiver Psychologie an der Graduate School of Systemic Neurosciences der Ludwig-Maximilians-Universit?t München. Als Postdoktorandin forschte sie mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung und einem Grant der Europ?ischen Kommission an der New York University und der Humboldt-Universit?t zu Berlin.
European Research Council (ERC)
Der European Research Council (ERC) f?rdert bahnbrechende Projektideen von herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Forschungsfelder. Ausschlaggebendes Begutachtungskriterium ist die wissenschaftliche Exzellenz des eingereichten Forschungsvorhabens und der Antragstellenden. Dabei f?rdert der ERC in verschiedenen F?rderlinien für die jeweils passende Karrierestufe. Im ERC Starting Grant werden Forschende in einem Zeitfenster von zwei bis sieben Jahren nach Promotion, mit bis zu 1,5 Millionen Euro über maximal fünf Jahre gef?rdert.
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Dr. Nina M. Hanning
Institut für Psychologie der Humboldt-Universit?t zu Berlin
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