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?In Kuba ist Humboldt allgegenw?rtig“

Die Humboldt-Universit?t und die Universidad de La Habana (UH) verbindet eine bereits seit 1962 dauernde Partnerschaft, die über Jahre und Systemwechsel Bestand hatte.

Alternativtext
Eine Briefmarke zu Ehren des Südamerika-Forschers
Foto: Jan Hansen

Jan Hansen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakult?t und verantwortlich für die Durchführung der Kooperationsprojekte der Fakult?t mit Kuba. Er berichtet von seinem jüngsten Aufenthalt auf der Insel.

Herr Hansen, welche Verbindungen hat die Humboldt-Universit?t mit Kuba, wie bringt sie sich dort in das Humboldt-Jahr ein?

Jan Hansen: Die heutigen Beziehungen unserer Universit?t zur Universit?t Havanna basieren auf umfangreichen 金贝棋牌en wie zum Beispiel aus den Bereichen der Wirtschaftswissenschaften, Romanistik und Mathematik aus der Vorwendezeit. Seit 1962 besteht ununterbrochen ein Kooperationsvertrage zwischen den beiden Universit?ten. Seit 2001 führen wir regelm??ige Treffen mit den Alumni durch. Dies geht auf eine Anregung des damaligen DAAD-Generalsekret?rs Dr. Christian Bode zurück, mehr mit Kuba zu kooperieren. Im Jahr 2003 haben wir daraufhin erstmals eine Sommerschule mit dem Schwerpunkt auf wirtschaftswissenschaftlichen 金贝棋牌 in Havanna durchgeführt, die sich zun?chst an die Alumni und einige kubanische Studierende richtete. 2005 schlie?lich konnten sich erstmals HU-Studenten für das Programm bewerben, die Nachfrage ist heute sehr gro?. Der DAAD hat uns dabei fast durchgehend bei der Finanzierung unterstützt.

Wie wird das Humboldt-Jahr in Kuba gefeiert und warum?

In Kuba ist Humboldt allgegenw?rtig. Zahlreiche Denkm?ler, Stra?en und auch ein Nationalpark sind nach ihm benannt. Man trifft wirklich an jeder Stra?enecke auf Humboldt, der dort allen ein Begriff ist. Die ?Casa Humboldt“ wurde jüngst mit deutscher Unterstützung renoviert. Der international bekannte Historiker Michael Zeuske forscht aktuell in Havanna zu Humboldts Aufenthalt in Kuba. Neben dem Humboldt-Jubil?um blickte Kuba dieses Jahr auch auf 500 Jahre der Gründung Havannas und im vergangenen Jahr auf 250 Jahre der Gründung der Universit?t Havanna zurück.

Was ist das Besondere an Humboldt in der Hinsicht auf Kuba?

Die Sicht der Bev?lkerung auf Alexander von Humboldt ist durchweg positiv. Dahingegen ist sein Bruder Wilhelm dort weniger bekannt. Durch die Omnipr?senz Humboldts im ?ffentlichen Leben wird ein aktives Bewusstsein in Bezug auf seine Person gef?rdert. Die Kubaner stehen den Deutschen grunds?tzlich sehr freundlich gegenüber. Dadurch ist Humboldt auch der jüngeren Generation ein Begriff.

Gibt es kritische Aspekte in Bezug auf das Wirken Alexander von Humboldts und falls ja, wie werden diese dort diskutiert?

Das Wirken Alexander von Humboldts wird in der Gesellschaft reflektiert gesehen. Seine Beitr?ge zur Erforschung von Flora, Fauna und Sozialdemographie Kubas genie?en hohes Ansehen. Zugleich ist man sich dessen bewusst, dass Humboldt fünf Monate und nicht fünf Jahre in Kuba verbracht und den Gro?teil seiner Forschungen in Kolumbien geleistet hat. Auch die Frage nach der Pers?nlichkeit Alexanders wird gestellt. Humboldts Kritik an der Sklaverei wird positiv rezipiert und fach?ffentlich auch kritisch reflektiert.

Abschlie?end die Frage nach Ihren pers?nlichen Eindrücken. Was hat Sie im Lauf der Jahre in Kuba am meisten beeindruckt, was am meisten überrascht?

Seit meinem ersten Besuch im Jahr 2001 bereise ich Kuba mindestens einmal pro Jahr. Am meisten überrascht hat mich damals, dass sich die Universit?t mehr als Teil einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe mit einer entsprechenden Verantwortung definiert. Dazu geh?rt eine besondere Kombination von Forschung und Praxis. So wird beispielsweise seit den 1990er Jahren Düngemittel an der Universit?t Havanna produziert und auch verkauft. Am meisten beeindrucken mich die Menschen Kubas und ihre pers?nlichen Geschichten, die gar nicht sind, was das Klischee immer aus ihnen machen m?chte. Die Kubaner leisten ein unglaubliches gesellschaftliches Engagement mit viel Herzblut. Wenn es darum geht, Dinge anzupacken, dann macht man es auch. Und diese Realit?t kommt nach meinem Empfinden dem humboldtschen Ideal sehr nahe.

Das Interview führte Urs Unkauf

Im Rahmen der Festwoche zum 250. Geburtstag diskutieren am 26. August 2019 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kuba, Kolumbien und Deutschland über ?Wissenschaft und Macht – von Sklaverei, Kolonialismus und Revolution“

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