Von der Philosophie des Zeichnens
Nele Br?nner: Nach dem Abi war ich lange im Ausland und wollte Dokumentarfilmerin werden. Ich hatte aber schon immer eine Affinit?t für Kunst und habe dann in Berlin angefangen visuelle Kommunikation an der Universit?t der Künste zu studieren. Nach den ersten zwei Semestern Grundstudium, sucht man sich dort eine Klasse aus und da hat mir mit Abstand die Klasse Illustration bei Henning Wagenbreth am besten gefallen. In der Illustration habe ich entdeckt, steckt sehr viel Erz?hlerisches. Jetzt?arbeite ich vor allem an Kinderbücher und Comics.
Wie würden Sie ihren Stil beschreiben?
Also ich glaube mein Stil ist gar nicht so leicht zu fassen. Es gibt Illustrator*innen, deren Stil so ganz stringent und wiedererkennbar ist, aber das ist nicht meins. Ich m?chte auch mal andere Sachen machen. Bevor ich die Zeichnungen für den U-Bahnhof gemacht habe, habe ich an einem ganz bunten Kinderbuch gearbeitet. Ich freue mich dann nach einem Projekt einen Kontrast zu haben, in diesem Fall an wissenschaftlichen 金贝棋牌 zu arbeiten, die sich an Erwachsene richten. Ich glaube es h?lt meine Arbeit frisch, wenn ich eine Abwechslung drin habe. Gerade arbeite ich an einem Comic für Jugendliche und vielleicht kommt danach wieder ein Kinderbuch??
Nun sind Kinderbücher in der Regel eher frei und phantasievoll. Vor welchen Herausforderungen steht man, wenn man wissenschaftliche Fakten visualisieren soll?
Die Schwierigkeit lag vor allem in der Vielzahl der 金贝棋牌. Vorschl?ge, von Seiten der HU und von den Kuratoren TheGreenEyl und Alexander Klose, von Dingen, die unbedingt darin vorkommen sollen. Alexander Klose beispielsweise hatte vorgeschlagen, dass in der Zeichnung Atmosph?re?ein Mauersegler rein k?nne. Als Vogel der au?ergew?hnlich hoch fliegt – das greife ich dann natürlich gerne auf. Wenn ich einen halben Tag an so einem Mauersegler zeichne, habe ich w?hrenddessen ganz viel Gehirnkapazit?t frei um mir zu überlegen was noch rein k?nnte. Da muss ich aufpassen, dass ich mir nicht zu viel ausdenke – es soll ja umsetzbar bleiben.
Bei abstrakten Sachen wie einem Wasserkreislauf lag die Schwierig für mich darin, dass?es nicht langweilig, aber für jeden Menschen auf dem Bahnsteig wiedererkennbar sein soll. Au?erdem soll es sowohl die Ansprüche der Personen, die in dem Thema tief drin sind, als auch die der Laien erfüllen.
Unsere Hoffnung war, dass Menschen, die auf dem Bahnsteig warten,?sich von den Wortwolken und Zeichnungen zu eigenen Assoziationen verführen lassen.
Wie sind die Illustrationen für den Bahnhof der Wissenschaften entstanden?
Ich habe alles mit schwarzer Tusche gezeichnet. Die farbigen Fl?chen habe ich am Rechner eingefügt. Die vielen abstrakte Muster und Strukturen sind auch mit schwarzer Tusche gezeichnet – ich habe sie dann digital eingef?rbt.
Die Entscheidung analog zu zeichnen war auch eine ?konomische, davon befeuert, dass die Deadline des Projektes immer weiter vorrückte. Um schneller arbeiten zu k?nnen habe ich entschieden m?glichst viele Elemente auf einem Bogen zu zeichnen, im Ma?stab 1 zu 4. Das waren 2 Meter lang und zirka 70 Zentimeter hohe Rollen.
Das Scannen der Zeichnungen war eine weitere Herausforderung. In Berlin gibt es, soweit ich wei?, nur einen Copyshop, der einen so gro?en Scanner mit der ben?tigte Aufl?sung hat. Immer wenn neue Rollen fertig waren, musste meine Assistentin Bernadette Schweihoff raus nach Adlershof fahren um sie scannen zu lassen und kam mit riesigen Daten zurück. Rechner sind da echt an ihre Grenzen gekommen.
Insgesamt sind sechs Tafeln entstanden, war eine davon eine gr??ere Herausforderung oder ging besonders leicht von der Hand?
An den Tafeln zu Atmosph?re und Meer haben wir zu erst und sehr lange gearbeitet. Bei der Arbeit daran haben wir entschieden die Gr??enverh?ltnisse zu variieren. Also keine Landschaft zu zeichnen, sondern die Perspektiven springen zu lassen. Bei der Feld&Fabrik beispielsweise geht ein ?lrohr mittendurch auf die Betrachtenden zu, perspektivisch ein Sammelsurium.
Auf allen sechs Tafeln hat es mir viel Spa? gemacht, mich in Strukturen und Details zu verlieren. Es hatte etwas meditatives mich in Erdschichten oder?Wabengeflechten zu verlieren.
Haben Sie in den Zeichnungen ein Element, das Ihnen am besten gef?llt?
In der Atmosph?re beispielsweise der Hockeypuck. Der hat von mir Arme, Beine und Augen bekommen und steht vor einem Hockeyschl?ger. Dieser wiederum stellt die Kurve des exponentiellen Wachstums dar. Es hat mir Spa? gemacht, diese kleine Figuren unter nüchterne Motive zu schmuggeln.
Das Gespr?ch führte Cosima Kopp.
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