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Corona-Trend Angeln: Die Artenvielfalt k?nnte profitieren

Neue Studie belegt, dass von Anglern genutzte Baggerseen mindestens genauso viele Arten beherbergen, wie solche mit Fischfangverbot
Angler beim Angeln im See

Anglerinnen und Angler polarisieren in der
Gesellschaft. Ihr Einfluss auf die Artenvielfalt an
Baggerseen in landwirtschaftlich gepr?gter
Umgebung unterscheidet sich nicht von anderen
Nutzungsformen.?Foto: Florian M?llers? ?

Seit dem Ausbruch von Corona erlebt der private Fischfang als pandemisch unbedenkliches Frischlufthobby eine Renaissance. Eine neue Studie des Forschungsprojekts BAGGERSEE besch?ftigt sich kritisch mit dem Einfluss des Angelns und der anglerischen Gew?sserbewirtschaftung auf die Artenvielfalt an Baggerseen. Das Ergebnis: Von Angelvereinen genutzte und bewirtschaftete Baggerseen stehen unbeangelten Seen in ihrer Artenvielfalt in nichts nach.

Zum Forschungsprojekt Baggersee?geh?ren Professor Dr. Robert Arlinghaus von der Humboldt-Universit?t zu Berlin in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Gew?sser?kologie und Binnenfischerei (IGB), der Universit?t Bremen, der Technischen Universit?t Berlin und dem Anglerverband Niedersachsen.

Die Forschenden untersuchen seit 2016 den Einfluss des Angelns auf die Artenvielfalt an insgesamt 26 nieders?chsischen Baggerseen. Erste Resultate wurden nun im Fachmagazin Aquatic Conservation ver?ffentlicht.?

?Die Ergebnisse zeigen, dass Schutz der Artenvielfalt und Nutzung von Fischpopulationen und Gew?ssern über Angler vereinbar sein k?nnen", fasst Fischereiprofessor Robert Arlinghaus von der Humboldt-Universit?t zu Berlin und dem Leibniz-Institut für Gew?sser?kologie und Binnenfischerei (IGB) zusammen. ?Künstlich entstandene Baggerseen dienen als Ersatzlebensraum für viele ans Wasser gebundene Arten. Diese werden in ihrer Artenvielfalt nicht vom Angeln oder der anglerischen Gew?sserhege beschr?nkt, jedenfalls nicht unter den von uns untersuchten Gew?sserbedingungen in Niedersachsen.", erg?nzt Erstautor Robert Nikolaus vom IGB.

Europaweit gibt es einen betr?chtlichen Anteil kleiner künstlicher Gew?sser wie Baggerseen und Teiche. In Niedersachsen sind sogar 99 Prozent?aller Seen künstlichen Ursprungs.

Beim Projekt BAGGERSEE testen die Forschenden gemeinsam mit Angelvereinen, wie diese Baggerl?cher ?kologisch aufgewertet werden k?nnen. Den Anglern kommt dabei als Gew?sserpflegern eine Schlüsselrolle zu. Sie bringen in Baggerseen Totholz ein und schaffen Flachwasserzonen, um diese für Tiere und Pflanzen wirtlicher zu gestalten. Das Vorhaben wird gemeinsam gef?rdert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).

Für ihre Teilstudie verglichen die Fischereiforschenden?die 16 von Angelvereinen genutzte und gepflegte Baggerseen mit zehn Seen ohne angelfischereiliche Nutzung stattfand. Für den Vergleich beider Seetypen fassten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die dort vorkommenden Arten in sieben Artengruppen zusammen: Uferpflanzen, Wasserpflanzen, Gro?- und Kleinlibellen, Amphibien, Sing- und Wasserv?gel.

Anglerinnen und Angler k?nnen die Tiere auf mannigfache Weise beeinflussen. Beispielsweise indem sie brütende V?gel aufscheuchen, Trittsch?den verursachen oder beim Freischneiden von Angelstellen Uferpflanzen entfernen. Durch das Einsetzen bodenwühlender Fische kann auch das Unterwasserkraut zurückgehen. Abgerissene Angelhaken und Schnüre k?nnen insbesondere für Wasserv?gel zur Falle werden.

Das BAGGERSEE-Team schlie?t nicht aus, dass es im Einzelfall zu solchen St?rungen kommen kann. Vergleicht man jedoch die Artengruppen als Ganzes, sind beangelte Baggerseen der Studie zufolge mindestens genauso artenreich wie nicht beangelte. Auch das Vorkommen bedrohter Arten unterschied sich zwischen den unterschiedlich genutzten Seen nicht. Zudem fanden die Forscher in den Angelgew?ssern sogar mehr Unterwasserpflanzen als in den Vergleichsseen. ?M?glicherweise begünstigen die mosaikartig angelegten Angelstellen das Wachstum von Wasserpflanzen, da dort mehr Licht einfallen kann.

Die Ergebnisse deuten an, dass naturschutzfachlich begründete Angelverbote nicht zwangsl?ufig der Artenvielfalt helfen. ?Angelvereine sind zentrale Gew?sserpfleger und wesentliche Gew?ssernutzer. Unsere Studie zeigt, dass Anglerinnen und Angler ihrem Hobby nachgehen k?nnen, ohne die biologische Vielfalt an und um die Gew?sser herum zu sch?digen. Das ist ein wichtiges Signal in der heutigen Zeit, in der das Interesse am Angeln aufgrund der Pandemie so hoch ist wie nie", resümiert Fischereiprofessor und Communicator-Preistr?ger 2020 Robert Arlinghaus.

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Publikation

Nikolaus R, Schafft M, Maday A, Klefoth T, Wolter C, Arlinghaus R. Status of aquatic and riparian biodiversity in artificial lake ecosystems with and without management for recreational fisheries: Implications for conservation. Aquatic Conservation: Marine And Freshwater Ecosystems. 2020;

Link zur Studie

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Robert Arlinghaus

Fachgebiet für Integratives Fischereimanagement und
Integrative Research Institute on Transformations of
Human-Environment Systems (IRI THESys)

Lebenswissenschaftliche Fakult?t,
Humboldt-Universit?t zu Berlin

Tel.: 030?64181653
arlinghaus@igb-berlin.de