Caroline von Humboldt-Preistr?gerin: Johanna Mugler erforscht Ph?nomene moderner Staatlichkeit
In jungen Jahren wollte sie Regisseurin werden und Filme drehen. Johanna Muglers heutige Arbeit hat damit nichts zu tun, vielleicht minimal, da sie andere Menschen in unterschiedlichen Regionen der Welt in den Fokus nimmt, sie bei der Arbeit beobachtet und befragt – etwa südafrikanische Staatsanw?lte oder internationale Steuerexperten. Die gewonnenen Erkenntnisse flie?en in ihre anthropologische Forschung ein, mit der sie Fragen zu 金贝棋牌 moderner Staatlichkeit wie Besteuerung, (supra)nationale Umverteilung und digitales geistiges Eigentum zu beantworten sucht. Es sind Fragen, die sich im Hinblick auf eine Welt ergeben, die immer st?rker durch Globalisierung und Digitalisierung gepr?gt ist. Die Nachwuchswissenschaftlerin der Universit?t Bern wird demn?chst eines ihrer Projekte an der Humboldt-Universit?t realisieren – als Caroline von Humboldt-Preistr?gerin 2021.
Studieren und forschen in Südafrika
Johanna Mugler hat in Deutschland, Südafrika und der Schweiz studiert und geforscht. Nach einem angefangenen Magister in Germanistik und Europ?ischer Ethnologie in München absolvierte sie einen Bachelor (Honours) Degree an der University of Capetown. ?Ich bin aus privaten Gründen dort hingegangen, und es erwies sich als Glück, da es dort üblich ist, Studierende schon früh an das wissenschaftliche Arbeiten heranzuführen“, erinnert sie sich. Die Leidenschaft fürs Forschen war geweckt. Sicherheitsstrategien, Kriminalit?t und Strafjustiz in Südafrika spielen in ihrer Bachelorarbeit, im Magister, den sie nach dem Studium in Südafrika in München abschloss, und auch in ihrer Doktorarbeit eine Rolle – vor dem Hintergrund eines demokratischen Staates, der sich immer noch mit dem Erbe eines Apartheidstaats auseinandersetzen muss.
Rechenschaftspflicht, die Macht von Zahlenwerken
Das Thema ihrer Doktorarbeit lautete ?Quantitative Rechenschaftspflicht innerhalb der südafrikanischen Staatsanwaltschaft“. ?Mich hat interessiert, nach welchen Kriterien und Mustern südafrikanische Staatsanw?lte, die andere für Fehlverhalten zur Verantwortung ziehen, selbst zur Rechenschaft gezogen werden.“ Sie wollte vor allem herausfinden, wie sich die Einführung von Leistungsmessungssystemen auf ihre Arbeit auswirken. ?Was passiert mit komplexen Ph?nomenen wie Gerechtigkeit, Verantwortung und Professionalit?t, wenn es im Justizsystem üblich wird diese mit Indikatoren, Zielvorgaben, Rates und Rankings zu erfassen“, fasst Johanna Mugler zusammen. Um das herauszufinden, hat sie bei bereits erw?hnten südafrikanischen Staatsanw?lten im Büro gesessen, intensiv beobachtet, Fragen gestellt.?
Ihre Arbeit betont die ?numerische Reflexivit?t“ von Akteuren, welche tagt?glich mit solchen Kennzahlen konfrontiert sind. Sie stellt eine Fallstudie dar, die zum allgemeinen Verst?ndnis beitr?gt: warum schaffen es manche Berufsgruppen und Organisationsfelder, sich der zunehmenden Macht von Zahlenwerken zu entziehen, warum scheitert hingegen der Versuch anderer? Ihre Promotion schloss sie als Doktorandin der Law, Organization, Science & Technology Forschungsgruppe an der Martin-Luther-Universit?t in Halle innerhalb der interdisziplin?ren International Max-Planck-Research School on Retaliation, Mediation and Punishment (REMEP), angesiedelt am Max-Planck Institut für ethnologische Forschung ab.
Als Post-Doc am Institut für Sozialanthropologie der Universit?t Bern besch?ftigt sie die Mutter zweier Kinder zurzeit in einer ethnografischen Studie mit der Entstehung von internationalen Steuerrechtsnormen und global organisierten Unternehmen wie Facebook, Google & Co. Sie untersucht, basierend auf der empirischen Beobachtung von Interaktionen internationaler Steuerexpert:innen, wie VertreterInnen der OECD und nationaler Finanzdepartments, aber auch multinationale Unternehmen, auf gesellschaftliche Erwartungen nach mehr Steuergerechtigkeit reagieren. Des Weiteren beleuchtet sie den Umgang mit der Kritik von nicht-OECD L?ndern und NGOs an der Transparenz und Legitimation der innerhalb der OECD stattfindenden Entscheidungsprozesse beziehungsweise an den strukturellen Privilegien von spezifischen Akteuren und ihrem Einfluss auf internationales Steuerrecht.
Wem geh?ren Rechte an Internet-Technologien
In ihrem Projekt ?iFrontiers“, dass die Sozialanthropologin in Zusammenarbeit mit dem HU-Juristen Philipp Dann und als Caroline von Humboldt-Preistr?gerin durchführen wird, wird es um geistiges Eigentum gehen, genauer gesagt, um die Rechte an den Technologien und der Infrastruktur, die das Internet erm?glichen. ?Das ist ein 金贝棋牌komplex, der noch nicht ganz verstanden ist“, verdeutlicht die Forscherin. Sie m?chte herausfinden, wie das ?ffentliche Gemeinwohl bei der Ausarbeitung von weitreichenden, internationalen Normen für die digitale Welt konzeptualisiert wird. Um Feldforschung zu diesem Thema zu betreiben, wird sie auch hierfür zu Konferenzen und Verhandlungen nach Brüssel, Genf und Washington reisen, um eine neue Arbeitswelt zu durchdringen und in wissenschaftliche Erkenntnisse über die Emergenz von Distributionsnormen in einer zunehmend ?konomisch und digital verflochtenen Welt einflie?en zu lassen.
Autorin: Ljiljana Nikolic
Hybride Preisverleihung?
Die ?ffentliche Verleihung von Caroline von Humboldt-Professur und -Preis findet am Mittwoch, 17. November 2021, 18 Uhr im Senatssaal der HU statt, und wird von HU-Pr?sidentin Sabine Kunst er?ffnet. Die Festrede h?lt Edelgard Buhlman, Vorsitzende des Kuratoriums der HU. Die Festveranstaltung findet hybrid statt, für die Teilnahme in Pr?senz wird um Anmeldung via E-Mail gebeten. Sie k?nnen die Veranstaltung auf dem YouTube-Kanal der Humboldt-Universit?t im Livestream mitverfolgen.
Weitere 金贝棋牌
Caroline von Humboldt-Professur
Caroline von Humboldt-Programm (strategisches Gleichstellungskonzept der Humboldt-Universit?t zu Berlin)
金贝棋牌
Kristina Kütt
Referentin der zentralen Frauenbeauftragten
Tel.: 030 2093 12842
E-Mail: kristina.kuett@hu-berlin.de