Wettlauf an die Grenzen des Planeten: 148 L?nder auf dem Prüfstand
Kein Land der Erde erreichte in den vergangenen drei Jahrzehnten soziale Mindestanforderungen, ohne dabei ?kologische Grenzen zu übertreten. Das fand ein britisches Forschungsteam unter Beteiligung der an der Universit?t für Bodenkultur (BOKU) Wien in Zusammenarbeit mit einem von der Humboldt Universit?t zu Berlin koordinierten Forschungsprojekt heraus. Ihre Ergebnisse gehen sogar noch weiter, denn: Kein Land steuert bis 2050 überhaupt darauf zu soziale Grundbedürfnisse mit fairen Ressourcenanteilen zu stillen.
Reichere L?nder verbrauchen wesentlich mehr Ressourcen als ihrem gerechten Anteil (gemessen an der Bev?lkerungszahl) entspricht, w?hrend ?rmere L?nder ihre sozialen Ziele nicht oder zu langsam erreichen, so lautet das Fazit der Forschenden. Insgesamt 148 L?nder nahm das Team unter die Lupe. Im Fokus: Elf soziale Grundbedürfnisse, darunter Ern?hrung, Lebenserwartung, Einkommen oder demokratische Qualit?t, sowie sieben ressourcenbezogene Faktoren wie CO2-Emissionen, Materialverbrauch oder die Intensit?t der Landnutzung. Die Studie misst und vergleicht erstmals, wie gut es einzelnen L?ndern gelingt die Grundbedürfnisse der Menschen zu erfüllen und dabei nachhaltig zu agieren.?
Zuckerbrot und Peitsche für Deutschland
Deutschland f?llt dabei besonders auf:??Deutschland ist eins von vier L?ndern, die in 2015 alle sozialen Grundbedürfnisse erfüllten. Gleichzeitig überschreitet Deutschland aber durch hohen Konsum seinen fairen Anteil an fast allen planetarischen Ressourcen“,?erkl?rt Nicolas Roux vom Institut für Soziale ?kologie an der BOKU Wien. Er arbeitet im Rahmen des EU-Forschungsprojektes zu globaler Nachhaltigkeit COUPLED (www.coupled-itn.eu), koordiniert von der Humboldt-Universit?t zu Berlin. ?Im Durchschnitt verursacht der?Konsum in Deutschland doppelt so viel Umweltbelastung als das was der gerechte Anteil des Landes an globalen Ressourcen erlauben würde“, so Nicolas Roux.?Und das schon seit Beginn der 1990er-Jahre, wenn nicht sogar l?nger.
Soziale Grundversorgung verbessert, aber zu langsam
Global gesehen l?sst eine gute Nachricht aufhorchen: Auch wenn bei?kollektiven Zielen wie Gleichberechtigung und demokratischer Qualit?t immer noch erhebliche Defizite bestehen, konnten diemeisten L?nder ihre soziale Grundversorgung in den letzten drei?ig Jahren insgesamt verbessern. Der Anteil an Nationen, die ihren fairen Ressourcenanteil überschreiten, steigt allerdings parallel dazu,?insbesondere in Bezug auf Kohlendioxidemissionen und Materialverbrauch. Erschwerend hinzu kommt, dass viele L?nder diesen gerechten Anteil schneller überbeanspruchen als es ihnen gelingt die sozialen Grundbedürfnisse ihrer Bev?lkerung zu erfüllen. ?Das Ziel muss sein, soziale Mindestanforderungen zu erreichen und dabei m?glichst wenig Ressourcen zu verbrauchen“, so Roux.?Reichere L?nder sollen deshalb ihren Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren, um eine kritische Zerst?rung des Planeten zu vermeiden, w?hrend ?rmere L?nder ihre soziale Leistung rasch beschleunigen sollen, um kritische menschliche Entbehrungen zu beseitigen. Globaler Spitzenreiter, obwohl diesem Ziel ebenfalls relativ fern, ist derzeit Costa Rica mit drei überschrittenen ?kologischen Grenzen.
Wirtschaftssysteme müssen sich ?ndern
?Jeder braucht ein ausreichendes Ma? an Ressourcen, um gesund zu sein und in Würde an der Gesellschaft teilzunehmen, aber wir müssen auch sicherstellen, dass der globale Ressourcenverbrauch nicht so hoch ist, dass wir Klima- und Umweltzerst?rung verursachen“, so der Hauptautor der Studie Dr. Andrew Fanning vom?Sustainability Research Institute?in Leeds und dem?Doughnut Economics Action Lab?in Oxford. Dieser ?bergang sei allein durch technologische Ans?tze zur Verbesserung der Ressourceneffizienz kaum zu erreichen. Wohlhabende L?nder müssen über das Streben nach Wirtschaftswachstum als nationales Ziel hinausgehen und stattdessen eine Politik verfolgen, die das menschliche Wohlergehen verbessert, sowie die den Ressourcenverbrauch direkt reduziert, erkl?rt Fanning weiter. Eine weitere Entwicklung wie bisher ist keine Option. Die Ergebnisse zeigen, dass Wirtschaftssysteme umgedacht werden müssen – weg von unendlichen Wachstumsparadigmen, hin zu weniger Konsum und mehr globaler Gerechtigkeit.
Die Studie ist aktuell im Fachmagazin Nature Sustainability erschienen.
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Kathrin Trommler
IRI THESys?
Humboldt-Universit?t zu Berlin?
Tel.: +49 30 20939341
kathrin.trommler@geo.hu-berlin.de
Nicolas Roux, MSc
Universit?t für Bodenkultur Wien?
Institut für Soziale ?kologie (SEC)
Tel.: +43 670 4040540
nicolas.roux@boku.ac.at