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?TRAIN 4 Science“: Spannendes Spielprojekt zum Thema Klimaschutz

Interview mit Biologiedidaktikerin Anna Beniermann Das Team um Anna Beniermann
Anna Beniermann

Anna Beniermann, Foto: privat

?Der Zug f?hrt vor die Wand“ – dieses Gefühl überkommt viele im Hinblick auf Klimakrise und Verlust der Biodiversit?t. Andere Menschen wiederum hegen grunds?tzliche Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Beiden Gruppen ist oft nicht klar, wie Wissen überhaupt entsteht und was sie selbst beitragen k?nnten, um die Situation zu verbessern. Genau an diesem Punkt setzt das von der Klaus Tschira Stiftung erm?glichte Projekt ?TRAIN 4 Science – Stell die Weichen für die Zukunft“.

Als Motiv für das Computerspiel zum Klimaschutz, das Anna Beniermann und Annette Upmeier zu Belzen aus der Abteilung Fachdidaktik und Lehr-/Lernforschung am Institut für Biologie mit ihren Kooperationspartner:innen entwickelt haben, dient ein virtueller Zug. Aufgabe ist es, den aufs richtige Gleis zu setzen. In Schulen, bei 金贝棋牌, auf der Stra?e oder an ?ffentlichen Orten k?nnen Interessierte ab sofort im Spiel ihre individuellen Weichen stellen. Wie das funktioniert, erkl?rt Biologiedidaktikerin Anna Beniermann im Interview.

Frau Benierman, worum geht es bei ?TRAIN 4 Science“?

Wir wollten Kommunikation zu kontroversen 金贝棋牌 der Wissenschaft so gestalten, dass lebhafte Diskurse entstehen. Dazu haben wir uns mit Game-Designern vernetzt. Gemeinsam kamen wir darauf, dass Zielgruppen, die nicht an die Universit?t kommen oder sich Science Slams anschauen, m?glicherweise über Spiele zu erreichen sind. Au?erdem waren wir, aus der Biologiedidaktik kommend, natürlich auch daran interessiert, niedrigschwellige Lernspiele und Diskussionsanl?sse für die Anwendung in der Schule zu schaffen. Ob uns das gelungen ist, wird sich jetzt in der Praxis zeigen.

Wo findet der Praxistest statt?

In Berliner Schulen, in Fu?g?ngerzonen und auf ?ffentlichen Pl?tzen, aber auch im Museum für Naturkunde, bei der Immatrikulationsfeier unserer Universit?t und als Begleitprogramm in der Neuk?llner Oper.

Für welche 金贝棋牌 ist ?TRAIN 4 Science“ gedacht?

Potenziell ist das Spiel so konzipiert, dass es als ?Hülle“ auch für andere wissenschaftliche Inhalte dienen kann, bei denen Wissen, Einstellungen und Verhalten in der Gesellschaft eine Rolle spielen. In unserer ersten Spielversion dreht sich alles um Klimawandel und Klimaschutz, in Zukunft wollen wir andere gesellschaftlich kontrovers diskutierte 金贝棋牌, wie Impfungen oder Gentechnik, adressieren.

Wie funktioniert das Spiel?

Jeder und jede Teilnehmende w?hlt einen virtuellen Zug im Spiel und setzt ihn auf die Schienen. Dann beantworten die Spielenden Fragen, indem sie neue Gleise legen und Hindernisse umfahren. Zun?chst gibt es ein paar Wissensfragen, dann geht es weiter zu pers?nlichen Einstellungen und Handlungsentscheidungen. Beispielsweise gilt es einzusch?tzen, inwieweit der Klimawandel die Spielenden selbst überhaupt betrifft und für wie dringlich Ma?nahmen zum Klimaschutz gehalten werden. Bei den Handlungsentscheidungen regen knifflige Dilemmata zu Elektro-Autos, veganer Ern?hrung oder Energiesparen zum Nachdenken an. Für jede Antwort gibt es im Spiel einen Waggon, und am Ende steht ein Ergebnis und die M?glichkeit, weiter am Thema dran zu bleiben. Im Idealfall soll das Spiel dazu anregen, in Gruppen über das Thema zu diskutieren.

Was zeigt die Praxis?

Unsere ersten praktischen Erfahrungen – beispielsweise bei der Langen Nacht der Wissenschaft und im Museum für Naturkunde Berlin sowie in Schulen – zeigen, dass es tats?chlich funktioniert. Uns geht es vor allem darum, dass sich die Mitspielenden bewusst werden, wie sie pers?nlich zum Thema Klimawandel stehen und welche klimarelevanten Entscheidungen sie in ihrem Alltag treffen. Richtig gefreut hat uns das ausführliche Feedback vor allem der jungen Spielerinnen und Spieler, als sie mitbekommen haben, dass sie so zur Verbesserung eines Forschungsspiels beitragen k?nnen. Auch das ist schon ein wichtiger Schritt, um vom Wissen ins Handeln zu kommen.

Was hat Sie überrascht?

Die Vielfalt der Reaktionen und die Begeisterung. Viele Eltern und Gro?eltern sind mit den Kindern ins Gespr?ch gekommen und waren überrascht, wie viel diese schon über Klimawandel und -schutz wissen. Und überall gab es intensive und auch kontroverse Diskussionen, insbesondere über die Handlungsfragen. Und das ist letztlich genau das Ziel: Dialoge und Diskussionen in der Gesellschaft anzusto?en.

Wie kamen Sie darauf, die Klaus Tschira Stiftung wegen einer F?rderung anzufragen?

Die Klaus Tschira Stiftung ist mir im Laufe meiner wissenschaftlichen Karriere immer wieder als wichtiger Akteur in der Wissenschaftskommunikation begegnet. Ich wusste, dass die Stiftung auch mutig Projekte und Ideen f?rdert, die innovativ sind, aber sich erst noch entwickeln müssen.

Wie kamen Sie auf das Motiv der Bahn?

Zugfahren ist in die Zukunft gerichtet, dynamisch und zudem noch klimafreundlich. Das selbstst?ndige Weichenstellen ist eine sch?ne Metapher fürs eigene Handeln. Au?erdem gibt es da noch im Englischen das Wortspiel mit ?train“ als Zug, aber auch als ?trainieren“, das schien uns sehr stimmig, weil wir ja Wissen kommunizieren und Menschen fit für Entscheidungen in wissenschaftlichen Kontexten machen wollen.

Wie geht es weiter?

Ende des Jahres wird ?TRAIN 4 Science“ auch als App frei zur Verfügung stehen und dann hoffentlich noch gr??ere Verbreitung erfahren.

Interview: Klaus Tschira Stiftung