Schreibhemmung
Wissenschaftliches Schreiben ist zentraler Bestandteil im wissenschaftlichen Diskurs und h?ufig mit Hemmungen und Blockaden verbunden. Hier finden Sie hilfreiche Strategien zur ?berwindung.
Das Thema
Mein Thema ufert immer wieder aus und ich wei? gar nicht mehr, worüber ich eigentlich schreibe.
Nutzen Sie die W-Fragen. Fragen Sie sich:
- Was will ich herausfinden? (Formulierung einer zentralen Fragestellung)
- Welche Fragen ergeben sich daraus? (Formulierung von Unterfragen)
- Welche ?hnlichkeiten weisen meine Fragen zu anderen Fragen auf? (Hier geht es um eine Kontextbetrachtung in Ihrem Forschungsfeld)
- Worin unterscheiden sich meine Fragen von anderen im Forschungsfeld? (Dies ist das Profil Ihrer Arbeit. Es geht darum, Unterschiede zu entdecken. Sind sie in der Methode zu finden oder in einer anderen Kombination bestimmter Aspekte etc.?)?
- Was k?nnte ich an meinem Thema noch ?ndern? (Hier loten Sie verschiedene Varianten aus. Vielleicht müssen Sie Ihr Thema begrenzen, weil es zu viel Material gibt oder den Schwerpunkt verschieben.)
- Was soll an meinem Thema unbedingt so bleiben? (Es handelt sich um den Kern Ihrer Arbeit. Was ist warum wichtig; was wollen Sie beweisen oder herausfinden?)
- Welchen Platz hat mein Thema in der Forschungslandschaft? (Hierbei verorten Sie sich im wissenschaftlichen Diskurs und kl?ren, welchen Beitrag Sie leisten.)
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Ich wei? zwar ungef?hr, worüber ich schreiben will, aber ich habe keine Frage.
Eine Methode ist der 金贝棋牌f?cher. Sie gehen dabei schrittweise vor und differenzieren einzelne Aspekte bis zur konkreten Fragestellung.
- Legen Sie zun?chst den Bereich Ihres Themas fest. (Bsp.:?Psychotherapie)?
- Definieren nun verschiedene Problemstellungen, die Sie betrachten k?nnten. (Bsp.:?a.?Wirksamkeit von Therapien; b.?Ausbildung; c.?Methoden und d.?historische Entwicklung)?
- W?hlen Sie nun eine dieser Problemstellungen. (Bsp.:?c.?Methoden)?
- Notieren Sie nun m?gliche Methoden, die für diese Problemstellung infrage k?men. (Bsp.: i.?Metaanalyse zum Vergleich der Effektst?rken; ii.?Strukturierte Interviews mit Expert*innen; iii.?Literaturanalyse)?
- Aus 3. Und 4. k?nnen Sie nun konkrete Forschungsfragen kreieren. (Bsp.: c+i.?Welche Therapiemethoden zeigen die h?chsten Effektst?rken in katamnestischen Untersuchungen?; c+ii.?Welche Interventionsstrategien halten tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeut*innen bei sozialer Phobie für wirksam?; c+iii.?Welche neuen Therapiemethoden haben sich in den letzten fünf Jahren im Bereich Verhaltenstherapie vs. Tiefenpsychologie entwickelt?)
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Die Struktur und Gliederung?
Ich habe inzwischen so viele Textfragmente und Zitate, dass ich nicht mehr wei?, wo ich anfangen soll.
Probieren Sie die Kartengliederung aus.
- Sie nehmen verschieben farbige Karteikarten und ordnen diesen Elemente Ihrer Arbeit (Argumente pro vs. contra, Thesen, Zitate, Verweise etc.) zu, z.B. grün für Pro-Argumente, rot für Contra-Argumente, gelb für Thesen.
- Lesen Sie nun alle Textfragmente und übertragen Sie die darin enthaltenen Elemente auf die Karteikarten.
- Spannen Sie dann einen roten Faden als Symbol für den roten Faden Ihrer Arbeit an eine Arbeitsfl?che, evt. die Wand vor Ihrem Schreibtisch.
- Ordnen Sie Ihre Karteikarten einzelnen Abschnitten/Kapiteln auf dem roten Faden zu.
Sie erhalten mit dieser Methode schnell einen ?berblick, welche Kapitel was brauchen: Kürzungen, Erweiterungen, Nachbesserungen. Viel Erfolg!
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Ich habe mehrere Versionen geschrieben und habe den roten Faden verloren.
Versuchen Sie es mit dem Rückstrukturieren.
- Nehmen Sie sich den ersten Text vor und markieren Sie?Ihre zentralen Gedanken. Diese k?nnen Sie als kurze Stichpunkte auf eine Seite bringen.
- Nun verfahren Sie mit den restlichen Texten ebenso.
- Am Ende vergleichen Sie die verschiedenen Bl?tter mit Ihren Stichpunkten und entscheiden, in welcher Reihenfolge Sie Ihre Gedanken bringen wollen. Sie brauchen diese nicht neu auszuformulieren. Nutzen Sie stattdessen bereits fertige Textpassagen.
Auch hierbei gilt: Unterscheiden Sie zwischen der Phase der Textproduktion und der ?berarbeitungsphase. Noch sind Sie in der Textproduktion und k?nnen sich unsaubere Formulierungen und Wiederholungen leisten.
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Der Schreibprozess
Ich habe alle Materialien für meine Abschlussarbeit beisammen und muss nur noch schreiben, bin aber total blockiert.
Schreiben Sie zun?chst in Stichpunkten.
- Die meisten Studierenden überfordern sich mit dem Anspruch, perfekte S?tze gleich am Anfang formulieren zu müssen. Aber zun?chst geht es darum, ihre Ideen aufs Papier zu bringen und diese in eine logische Reihenfolge anzuordnen. Unterscheiden Sie also zwischen Rohtexten und ?berarbeitung.
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In der Schule habe ich Schreiben gemocht, aber in der Uni ist es nur noch ein Krampf.
Versuchen Sie, sich diese Frage mithilfe eines Schreibsprints zu beantworten.
- Hierfür nehmen Sie sich nicht mehr als fünf Minuten Zeit.
- Schalten Sie alle Ger?te, die Sie ablenken k?nnten aus.
- Nehmen Sie ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand (keinen Laptop, nicht sinnlich genug).
- Notieren Sie nun Ihre Frage und schreiben fünf Minuten, ohne den Stift abzusetzen, assoziativ und automatisch, was Ihnen dazu in den Sinn kommt. Wenn Ihre Gedanken stocken, schreiben Sie einfach solange den gleichen Gedanken auf bis sich Ihr Gedankenfluss wieder in eine andere Richtung wendet.
- Nach fünf Minuten legen Sie den Stift hin und lesen sich Ihren Text noch einmal durch. Auch hierfür limitieren Sie unbedingt Ihre Zeit. Drei Minuten reichen.
- Markieren Sie im Text interessante, neue, überraschende Passagen und formulieren Sie hierzu einen Fokussatz. Dieser k?nnte als ?berschrift für einen weiteren Schreibsprint dienen, wenn Sie ihre Erkenntnisse vertiefen wollen.
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Meist fange ich voller Elan an, doch über die Tage und Wochen habe ich immer weniger Lust.
Jeder l?ngere Schreibprozess ist meist mühsam. Folgendes kann helfen:
- Setzen Sie sich ein Zeitlimit für Ihre Abgabe. Dies ist ein Signal an Ihre Psyche, dass Ihre Mühen auch ein Ende haben werden.
- Gleiches gilt für Ihre Schreibtage: Setzen Sie sich einen Feierabend und verbinden Sie ihn mit einem Arbeitsverbot. Anspannungszeiten von Entspannungszeiten zu trennen hilft, Ihre Kraftreserven in der Freizeit wieder aufzufüllen.
- Arbeiten Sie mit Belohnungen; sowohl für den absolvierten Schreibtag als auch für die schlussendliche Abgabe. Halten Sie kurz inne und schreiben Sie sich auf, was m?gliche Belohnungen für Sie sein k?nnten.
- Tauschen Sie sich mit Kommiliton*innen über Ihr Thema aus. Austausch h?lt den inneren Denkprozess lebendig.
- Holen Sie sich so früh wie m?glich Rückmeldung über Ihre geschriebenen Texte und warten Sie nicht bis Sie einen ?perfekten“ Text kreiert haben. Teilen Sie Ihrem Gegenüber mit, worüber Sie eine Rückmeldung haben wollen, z.B. über die Logik der Argumente oder die Sprache oder die Lesbarkeit etc.
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Mein Thema ist sehr spannend, aber es frustriert mich, dass ich nicht alle Aspekte unterbringen kann.
Legen Sie ein Forschungstagebuch an. Hierin k?nnen Sie alles Interessante notieren: Artikel, Autor*innen, Notizen und Einf?lle usw., die Sie zwar in Ihrer Arbeit nicht aufnehmen k?nnen, die aber wertvoll für eine m?gliche sp?tere Fortführung Ihrer Arbeit im Rahmen eines Masters oder Promotionsstudiums ist.
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Ich habe Angst zu schreiben.
Eine heitere, neugierige und mutige Stimmung ist günstiger für den Schreibprozess als ?ngstlichkeit, Zweifel und Hoffnungslosigkeit. Eine günstige Schreibstimmung k?nnen Sie wecken, wenn
- Sie die Aufgabe verstehen, die vor Ihnen liegt
- Sie sich eine Aufgabe vornehmen, die Sie bew?ltigen k?nnen
- Sie einen Sinn in Ihrer Aufgabe erkennen k?nnen
Wenn Sie sich Erfolgserlebnisse verschaffen, gehen Sie positiver gestimmt?an die n?chste Aufgabe heran. Auch kleine Rituale am Beginn einer jeden Schreibeinheit k?nnen f?rderlich und einstimmend?wirken, z.B. eine sportliche ?bung, eine Entspannungsübung, der Lieblingskaffee, eine kleiner Spaziergang etc.
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Ich verzettle mich andauernd und gerate immer wieder unter Zeitdruck.
Zeitmanagement bedeutet vor allem?Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Zentrale?Regeln sind:
- Setzen Sie Priorit?ten und entscheiden Sie, was ansteht, was Sie verschieben und was Sie abgeben k?nnen.
- Definieren Sie Ihre Arbeitsauftr?ge realistisch und machbar in einer vorgegebenen Zeit. Sie k?nnen z.B. To-Do-Listen mit kleinschrittig formulierten Arbeitsauftr?gen nutzen.
- Schalten Sie Ablenkungen aus. Gehen Sie offline.
- Achten Sie auf Pausen.
Weitere 金贝棋牌 zum Zeitmanagement finden Sie auf der Info-Seite Prokrastination.
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Quellen: Esselborn-Krumbiegel, H.?(2015).?Tipps und Tricks bei Schreibblockaden. Verlag Ferdinand Sch?ningh, Paderborn.?Kruse, O.?(2007).?Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main.?Scheuermann, U.?(2011).?Die Schreibfitness-Mappe. Linde Verlag, Wien.