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?Beeindruckt von dem Interesse und der Wissbegierde“

Schülerinnen und Schüler geh?ren in die Schule und Studierende in den H?rsaal? Dr. Carl-Friedrich Schleu?ner sieht das anders. Er hat die Vorlesungsreihe ?Humboldt for Future “ ins Leben gerufen. Der Klimaphysiker leitet eine Nachwuchsgruppe am Geographischen Institut der Humboldt-Universit?t zu Berlin und arbeitet für das Forschungsinstitut Climate Analytics. Er unterstützt aus wissenschaftlicher Sicht die Forderungen der ?Fridays-for-Future-Bewegung“.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Vorlesungsreihe für Schülerinnen und Schüler zu Klima-金贝棋牌 zu organisieren?

Es gab einerseits Proteste und andererseits auch Diskussionen darüber, wie viel Schülerinnen und Schüler wissen – und was ihre Motivation ist. Ich finde, dass wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine wichtige Rolle dabei spielen, Wissen zu Klimawandel-金贝棋牌 zu vermitteln. Das war ein zus?tzlicher Beitrag zu dem, was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler machen, die sich zu ?Scientists für Future“ zusammengefunden habe. Ich habe die Initiative zur Vorlesungsreihe nicht bereut. Im Gegenteil, der Austausch war für mich sehr bereichernd. Zuerst habe ich eine einzelne Vorlesung angeboten. Weil die Resonanz sehr positiv war, habe ich danach gemeinsam mit dem Faktenvermittlungsteam von ?Fridays for Future“ eine Vorlesungsreihe konzipiert. Um herauszufinden, welche 金贝棋牌 die Schülerinnen und Schüler interessieren, haben wir eine Umfrage in Berliner WhatsApp-Gruppen durchgeführt. Zu 金贝棋牌, die die Schülerinnen und Schüler besonders spannend fanden, habe ich dann Expertinnen eingeladen.

Sie unterrichten normalerweise Studierende. Wie waren Ihre Erfahrungen mit dem jüngeren Publikum?

Ich bin sehr beeindruckt von dem Interesse und der Wissbegierde der Schülerinnen und Schüler. Das hat mir gro?e Freude gemacht. Ihre Fragen sind detailliert, kritisch, und zeugen von gro?em Vorwissen und Interesse. Die Schülerinnen und Schüler sagen beispielsweise: ?Da sind Argumente im Umlauf, die wollen wir besser verstehen“. Es war sch?n, dass Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Generationen an den Vorlesungen teilgenommen haben. Tendenziell ist das ein anspruchsvolles Thema – und das Format Vorlesung ist eher für ?ltere Semester gedacht. Aber es hat sich gezeigt, dass wir damit auch Jüngere erreichen k?nnen. Beispielsweise hat mich die Mutter einer Elfj?hrigen gefragt, ob sie die Folien meiner Pr?sentation haben k?nne. Das M?dchen wollte das Thema selbst in der Schule vorstellen.

Sie haben zum 1,5-Grad-Ziel geforscht. Warum ausgerechnet diese Marke – und nicht 1,8 oder 2 Grad?

Die Tendenz zu runden Zahlen hat sicher mit der Kommunizierbarkeit zu tun. Man darf nicht vergessen: Das sind politische Ziele. Die Wissenschaft sagt: Wir werden bestimmten Klimarisiken begegnen – je nachdem, welches Level von Erw?rmung wir erreichen. Weil wir die Klimarisiken recht gut mit dem Anstieg der globalen Mitteltemperatur beschreiben k?nnen, ist sie schon lange in der Diskussion. Dabei ging es historisch gesehen vor allem um das Zwei-Grad-Ziel. Schon 2008 aber haben sich die besonders vom Klimawandel betroffenen L?ndern dieser Welt, darunter zum Beispiel kleine Inselstaaten, zum 1,5-Grad-Ziel bekannt. Sie sagten: ?Wir haben nicht mal ein Grad Erw?rmung, aber die Folgen des Klimawandels sind für uns sehr spürbar. Mehr als Doppelte ist für uns schlichtweg kein akzeptables Ziel.“ Ich glaube, dass wir diese Forderungen und Sorgen als Europ?er und auch als Wissenschaftler früher nicht so wahr- oder ernstgenommen haben. Unsere Forschungen haben aber gezeigt, dass die Unterschiede zwischen 1,5 Grad und 2 Grad erheblich sind. Unsere Erkenntnisse wurden auch im Sonderbericht des Weltklimarates zur Vorbereitung der UN-Klimakonferenz 2018 in Katowice zusammengefasst. Man kann sagen, dass die kleinen Inselstaaten und die besonders vulnerablen L?nder von der Wissenschaft Recht bekommen haben.

Sie unterstützen die Forderungen der ?Fridays-for-Future-Bewegung“. Warum? Was wird sich ver?ndert haben, wenn die Jugendlichen von heute erwachsen sind?

Wenn wir das 1,5-Grad-Ziel überschreiten, wird ein heute 16-J?hriger mehr als die H?lfte seines Lebens in einer Welt über 1,5 Grad leben – und m?glicherweise fast die H?lfte seines Lebens in einer Welt über zwei Grad. Das hei?t: Die Frage, ob wir die Erw?rmung auf 1,5 Grad oder zwei Grad begrenzen – oder ob wir sogar beides überschreiten – ist für das Leben heutiger junger Menschen bestimmend. Darin liegt auch die Verbindung zwischen meiner wissenschaftlichen Arbeit und Fridays-for-Future. Die Bewegung hat die Problematik begriffen und fordert von politischen Entscheidungstr?gern Konsequenzen.

Das Interview führte Inga Dreyer.

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