?An ethical evaulation of lethal functions in autoregulative weapons systems“
Für ihre Dissertation an der Theologische Fakult?t wurde Nicole Kunkel mit dem Humboldt-Preis 2023 ausgezeichnet.
Die Dissertation besch?ftigt sich mit der ethischen Frage nach der Entwicklung und dem Einsatz sog. letaler autonomer Waffensysteme, und zwar vornehmlich aus der Perspektive des bedingten Pazifismus, also einer friedensethischen Position, die gewaltfreie und friedliche L?sungen zwar bevorzugt, aber – zur Wahrung von Rechtssicherheit und als ultima?ratio – auch die M?glichkeit bewaffneter Gewalt in Betracht zieht.
Dafür wird zun?chst der Begriff der autonomen Waffe als unzutreffende Anthropomorphisierung kritisiert, da Autonomie ein philosophisch vorgepr?gter Terminus ist, der das eigengesetzliche ethische Handeln eines Menschen impliziert - was jedoch au?erhalb der Funktionsweise von Maschinen?liegt. Stattdessen wird der Terminus der Autoregulation eingeführt, um so anthropomorphisierenden Missverst?ndnissen vorzubeugen. Zudem geht die Arbeit davon aus, dass (hochautomatisierte) Technik nicht sinnvoll als Werkzeug beschrieben werden, sondern vielmehr als ein Transzendental gesehen werden kann, durch das sich Menschsein ausdrückt und das in Wechselbeziehung zur Lebenswelt des Menschen steht. Damit geraten Paradigmen, in denen die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine fokussiert werden st?rker in den Mittelpunkt, etwa das Paradigma Joint Cognitive Systems,?welches davon ausgeht, dass Mensch und Maschine unterschiedliche kognitive F?higkeiten haben, die in der Zusammenarbeit am besten zum Tragen kommen.
In Fazit werden drei Argumente gegen den Einsatz dieser Technologie angeführt: Zun?chst ist davon auszugehen, dass das Risiko Unbeteiligte zu sch?digen durch Autoregulation in Waffensystemen eher steigt als sinkt. Des Weiteren kommt eine Diskussion des Begriffs der Verantwortung zu dem Ergebnis, dass nur dann, wenn die Kontrolle über das Gesamtsystem beim Menschen liegt, dieses auch verantwortlich genutzt werden kann. Schlie?lich wird diese Argumentation in theologische Termini übertragen, indem Dietrich Bonhoeffers Gedankenfigur des Schuldigwerdens in verantwortlichem Handeln auf autoregulative Waffensysteme angewendet wird. In diesem Sinne bieten solche Ger?te scheinbar die M?glichkeit sich der Verantwortung und somit dem Schuldigwerden zu entziehen.