Wissenschaft und Verantwortung

Die neue Galerie im Foyer der Humboldt-Universit?t wurde im April angebracht.
Hier?auf dem Bild zu sehen: Rahel Hirsch und Günter Tembrock
Foto: HU/ P. Plum) ? ? ? ?
Mehr als zehn Jahre lang empfingen die Portr?ts von 29 eng mit der Humboldt-Universit?t verbundenen Nobelpreistr?gern die Mitglieder und G?ste der Universit?t vor dem Sitzungssaal des Akademischen Senats im Hauptgeb?ude Unter den Linden. Eine neu gestaltete Galerie erweitert nun die Gruppe erinnerungswürdiger Humboldtianer:innen um Pers?nlichkeiten, die das Selbstverst?ndnis und das Profil der ?ltesten Berliner Universit?t in ihrer gesamten Geschichte gepr?gt haben.
In der neuen Portr?t-Ausstellung ?Exzellenz in der Wissenschaft – Universit?t für die Gesellschaft“ vor dem Senatssaal werden Besucher:innen und Mitglieder der Universit?t mehr als 40 Frauen und M?nnern begegnen, die die? Entwicklung der Humboldt-Universit?t und der Wissenschaft national und international entscheidend gepr?gt haben: Exzellente Wissenschaftler:innen mit einem gro?em Verantwortungsgefühl und hohem Engagement für die Gesellschaft, aber auch herausragende Forscher mit problematischen Biografien. Die Ausstellung l?st die seit 2011 h?ngende Nobelpreistr?ger-Galerie ab.
Immer wieder hatte es in den letzten Jahren Kritik an der Fokussierung der Erinnerung an diesem besonderen Ort auf die Nobelpreistr?ger gegeben – vor allem aus den Reihen der Studierenden. So ?entführten“ im Dezember 2013 Aktivist:innen das Portr?t von Adolf Butenandt. Der Biochemiker war Mitglied der NSDAP, arbeitete eng mit NS-Forschern zusammen und geh?rte zu den Mitunterzeichnern eines ?Bekenntnisses“ von Professoren ?zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“ 1933. Butenandt war von 1938 bis 1944 Professor an der Berliner Universit?t. 1939 erhielt er für seine Forschungen über weibliche Sexualhormone den Nobelpreis.
Breiteres Verst?ndnis für wissenschaftliche Exzellenz
Die neue Ausstellung wurde von den Mitgliedern der Historischen Kommission der Humboldt-Universit?t konzipiert und geplant. ?Wei?e M?nner, die einen Nobelpreis gewonnen haben, taugen grunds?tzlich nicht mehr als alleinige Identifikationsfiguren für eine Universit?t, deren Verst?ndnis für wissenschaftliche Exzellenz heute viel breiter ist“, sagt Prof. Dr. Gabriele Metzler, Vorsitzende der Historischen Kommission. ?Unser Verst?ndnis darüber, wofür die Humboldt-Universit?t steht und stehen will, geht über hervorragende Leistungen in der Wissenschaft hinaus. Es umfasst immer auch Fragen der Verantwortung in der Wissenschaft und des Engagements für die Gesellschaft, ganz besonders, wenn damit Zivilcourage und au?ergew?hnlicher Mut verbunden waren. Dabei ist Erinnerung immer kontrovers und soll es auch bleiben.“?
Zu sehen sind zum Beispiel die Portr?ts von?Regine Hildebrandt,?W.E.B. du Bois,?Alice Salomon,?Dietrich Bonhoeffer,?Robert Havemann,?Rahel Hirsch,?Günther Tembrock,?Karl Marx,?Jurek Becker,?Elisabeth Schiemann,?Magnus Hirschfeld?oder auch?Lieselotte Richter?– allesamt Wissenschaftler:innen und Pers?nlichkeiten, die sich nicht nur durch ihre wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch durch ihren Kampf gegen Ungerechtigkeit und für andere Menschen auszeichneten.
Zu finden sind aber auch herausragende Wissenschaftler, die auf Grund ihres Handelns, den Folgen ihrer Forschung oder ihrer ethischen Werte heute kritisch betrachtet und bewertet werden. Zum Beispiel der Chemiker und Nobelpreistr?ger?Fritz Haber, dessen Forschung die Massenproduktion von Stickstoffdünger erm?glichte und damit einen wichtigen Beitrag zur Ern?hrung der stetig wachsenden Weltbev?lkerung leistete, der aber auch den Einsatz von Giftgas im 1. Weltkrieg f?rderte.?
Universit?t ist kein abgewandter Elfenbeinturm
Der Anspruch einer Forschungsuniversit?t, schon vom Gru?nder Wilhelm von Humboldt formuliert, bleibt klar erkennbar erhalten. Dokumentiert wird nun die Leistung der Universit?t und ihrer Mitglieder über ihre gesamte Geschichte und über die Praxis aller Disziplinen.
Gleichzeitig soll sichtbar werden, dass die Universit?t zu Berlin nie ein weltabgewandter Elfenbeinturm, sondern immer Teil der Gesellschaft war. Das geschah auch in problematischen Bu?ndnissen. Man denke nur an militaristische und rassistische Forschung, an die Beteiligung an der nationalsozialistischen Genozidplanung oder die Legitimation diktatorischer Herrschaft. Das wurde auch in der Ausgrenzung unerwünschter Gruppen praktiziert: Jüd:innen, Frauen, Katholik:innen, People of colour oder politische Dissident:innen – um hier nur einige Beispiele zu nennen – haben dies erlebt.
Im Blick auf Lehre und Forschung, auf die Leistung der Studierenden will die HU – exemplarisch, aber offen für Erweiterungen in der Zukunft – vor allem zeigen, welche produktiven Impulse fu?r die Gestaltung und Erneuerung von Staat und Stadt, Kultur und Politik, Wissenschaft und Gesellschaft von dieser Universit?t ausgegangen sind.
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Die neue Ausstellung wird am 26. April der ?ffentlichkeit übergeben. Sie befindet sich im Hauptgeb?ude in der ersten Etage vor dem Senatssaal der Humboldt-Universit?t.
Mehr über die Pers?nlichkeiten der neuen Ausstellung auf HU-Homepage erfahren.
Pressedownloads
Bilder zum Download (Fotos: Philipp Plum / HU)
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Hans-Christoph Keller
Pressesprecher der Humboldt-Universit?t zu Berlin