Humboldt-Universit?t zu Berlin

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Verdr?ngung der Wohnbev?lkerung auf angespannten Wohnungsm?rkten am Beispiel von Berlin

Dr. Fabian Beran ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Angewandte Geographie und Raumplanung am Geographischen Institut der Humboldt-Universit?t zu Berlin. Für seine Dissertation wurde er mit dem Humboldt-Preis 2019 ausgezeichnet.

Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Anspannung der Wohnungsm?rkte in Gro?st?dten durch ein seit etwa Mitte der 2000er Jahre zu verzeichnendes St?dtewachstum steht die Frage nach einer Verdr?ngung alteingesessenen Bewohner_innen vermehrt im Fokus stadtpolitischer Debatten. Zu Ausma? und Folgen von Verdr?ngung gibt es wenig belastbare Zahlen. Die vorliegende Dissertation will diese Forschungslücke schlie?en und die Verdr?ngung der Mietwohnbev?lkerung auf einem angespannten Wohnungsmarkt empirisch untersuchen. Die Arbeit quantifiziert das Ph?nomen der Verdr?ngung, liefert tiefergehende Kenntnisse über Verdr?ngungsprozesse und die Wohnstandortentscheidungen von Verdr?ngten und untersucht die Folgen der Verdr?ngung für die Betroffenen. Die Arbeit bedient sich Ans?tzen und Ergebnissen bisheriger Forschung zu Verdr?ngung, die das Ph?nomen überwiegend im Kontext von Gentrifizierung untersuchen und bezieht Erkenntnisse aus der Wanderungsforschung über Entscheidungsprozesse von Haushalten vor Umzügen mit ein. Die Forschung wird aus einer handlungstheoretischen Perspektive durchgeführt, nach der Haushalte eine bewusste Entscheidung für einen Umzug treffen.

Als Fallbeispiel für einen angespannten Wohnungsmarkt dient Berlin. Innerhalb der Stadt stehen die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte als potentielle Verdr?ngungsorte im Fokus. Die zwischen 2013 und 2015 umgezogenen Personen werden über eine zuf?llig aus dem Melderegister gezogene Stichprobe ermittelt und standardisiert befragt. ?ber die so ermittelten Umzugsgründe wird Verdr?ngung operationalisiert.

Die Studie führt zu der Erkenntnis, dass 15,4 Prozent der untersuchten Umzügler_innen verdr?ngt sind. Am h?ufigsten werden sie durch Mieterh?hungen, z.B. als Folge baulicher Aufwertungen, verdr?ngt. Neben Verdr?ngungsausl?sern haben auch andere Gründe (z.B. der Wunsch nach einer gr??eren Wohnung) zu den Umzugsentscheidungen der Befragten beigetragen. Verdr?ngungsausl?ser gehen zwar mit einem Gefühl an Unfreiwilligkeit einher, aber durch das gemeinsame Auftreten von Verdr?ngungsausl?sern und anderen Umzugsgründen werden die Umzüge von den Verdr?ngten als eher freiwillig bewertet. Eine erh?hte Vulnerabilit?t für Verdr?ngung haben Einkommensschwache, ?ltere, Alleinerziehende und Umzügler_innen mit einem niedrigen Bildungsabschluss.

Entscheidender als diese soziodemographischen Merkmale scheinen die Eigentumsverh?ltnisse der Mietwohnungen zu sein, aus denen die Umzügler_innen verdr?ngt werden. Am h?ufigsten verdr?ngen private Kleinanbieter_innen und privatwirtschaftliche Wohnungsunternehmen. Kleinr?umig sind unterschiedliche Verdr?ngungsraten innerhalb des Untersuchungsraums festzustellen, die sich aber nicht auf r?umliche Merkmale wie die Bebauungsstruktur, den soziale Status oder die soziale Dynamik zurückführen lassen. Verdr?ngten gelingt es überwiegend, ihre r?umlichen Wohnwünsche zu realisieren und nahr?umlich umzuziehen. Kosten für Wohnraum stellen bei der Suche eine wesentliche Restriktion dar. W?hrend ihrer Wohnungssuche – wie auch im gesamten Prozess von den ersten Gedanken an einen Umzug bis hin zum Einzug in die neue Wohnung – sind Verdr?ngte sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Verdr?ngte k?nnen zwar ihre Wohnsituation und Wohnzufriedenheit leicht verbessern, ohne jedoch das Niveau der nicht Verdr?ngten zu erreichen. Zudem müssen viele Verdr?ngte nach dem Umzug hohe Mietbelastungsquoten in Kauf nehmen.