Humboldt-Universit?t zu Berlin

Gru?wort des Pr?sidenten

Liebe Leserinnen und Leser,

Jan-Hendrik Olbertz
Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz
Foto: Matthias Heyde

vor genau 80 Jahren, am 10. Mai 1933, gingen auf dem Opernplatz gegenüber der heutigen Humboldt-Universit?t Bücher von Schriftstellern, Wissenschaftlern und Publizisten in Flammen auf. Es verbrannten Werke von Bertolt Brecht, Sigmund Freud, Erich K?stner, Irmgard Keun, Heinrich und Klaus Mann, Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Kurt Tucholsky und vielen anderen Autorinnen und Autoren. Erich K?stner, der sich in der Menschenmenge verborgen hatte, verfolgte die Bücherverbrennung in Berlin pers?nlich und musste zusehen, wie auch seine Werke in Flammen aufgingen.

Besonders erschreckend: Es waren Studierende und Professoren, die die Bücher unter dem Ausruf von "Feuersprüchen" in die Flammen warfen. Die Aktion wurde nicht unmittelbar von der NSDAP oder einem Ministerium, sondern von der Deutschen Studentenschaft organisiert und durchgeführt. Sie trug die Bücher von jüdischen und regimekritischen Autoren, die mit Hilfe von "Schwarzen Listen" aus den Volksbüchereien und Leihbibliotheken aussortiert wurden, zusammen.

Die Mitglieder der Humboldt-Universit?t wissen um dieses furchtbare Erbe. Jedes Jahr am 10. Mai erinnern Studierende und Besch?ftigte der Universit?t an das Geschehen auf dem heutigen Bebelplatz, vor allem um sich ihrer historischen Verantwortung zu vergewissern und aufmerksam zu bleiben, damit sich ein Geschehen wie dieses niemals wiederholt. Deshalb müssen wir uns mit unserer Geschichte auseinandersetzen, deshalb ist es so wichtig, für die Freiheit des Wortes, des geschriebenen wie des gesprochenen, einzutreten.

Zur 80-j?hrigen Wiederkehr des Ereignisses knüpft die Humboldt-Universit?t an diese Tradition an und veranstaltet vom 10. bis 17. Mai 2013 eine Gedenkwoche. Unter der ?berschrift "Verbranntes Wissen?" werden Ausstellungen, Vortr?ge, Lesungen und Podiumsdiskussionen zu sehen und zu h?ren sein.

Ich wünsche mir, dass uns diese Gedenkwoche, in die viele gute Ideen aller Mitgliedsgruppen der Universit?t eingeflossen sind, anregende Diskussionen, neue Einsichten, aber auch Raum zum Nachdenken bietet.

Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz
Pr?sident der Humboldt-Universit?t zu Berlin