Moritz Schulz
Humboldt-Preis für seine Disseration
Dissertation: Counterfactuals and Probability
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Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit untersucht das Ph?nomen des hypothetischen Denkens,?so wie es in Was-w?re-wenn?-Ausssagen (im Fachjargon: kontrafaktischen?Konditionalen) zum Ausdruck kommt.
?Kontrafaktischen Konditionalen kommt eine besondere Bedeutung für die?Philosophie im Allgemeinen zu, da sie sich zu einem prominenten Analysewerkzeug innerhalb der Philosophie entwickelt haben. Viele Versuche, grundlegende?philosophische Begriffe zu analysieren, arbeiten wesentlich mit kontrafaktischen?Konditionalen; dies gilt beispielsweise für die Begriffe eines Naturgesetzes,?einer Disposition, der Willensfreiheit, der Kausalit?t oder eines Gedankenexperiments. So wird zum Beispiel versucht, die Kausalaussage, dass ein Seebeben?einen Tsunami verursacht hat, durch die kontrafaktische Aussage zu analysieren,?dass der Tsunami nicht entstanden w?re, wenn es das Seebeben nicht gegeben?h?tte.
?Daneben spielen hypothetische Urteile eine vielschichtige Rolle in unserer?allt?glichen Weltorientierung. So helfen uns kontrafaktische ?berlegungen, aus?Fehlern zu lernen. Wenn wir beispielsweise zu dem Schluss gelangen, dass sich die?Dinge besser entwickelt h?tten, wenn wir uns anders verhalten h?tten, so k ?nnen?wir zukünftig in ?hnlichen Situationen unsere Handlungsstrategien optimieren.
?Meine Dissertation greift die gegenw?rtige philosophische Debatte über Realismus?und Anti-Realismus hinsichtlich kontrafaktischer Aussagen auf. W?hrend?Realisten kontrafaktische Aussagen für objektiv wahr oder falsch halten, vertreten?Anti-Realisten den Standpunkt, dass solche Aussagen weder wahr noch falsch sind?sondern lediglich einer rein subjektiven Bewertung offen stehen.
?Ich entwickle in der Arbeit eine Position, auf deren Basis sich die Vorzüge des?Realismus mit den Einsichten der Anti-Realisten vereinbaren lassen. Die Grundidee?ist, einen drohenden Anti-Realismus durch einen partiellen Skeptizismus zu?ersetzen. Ich weise nach, dass die einschl?gigen Daten, auf deren Basis ein Anti-Realimus motiviert werden kann, auch so interpretiert werden k?nnen, dass sie auf?systematische Weise die Grenzen der Wissbarkeit kontrafaktischer Tatsachen reflektieren. Um diese erkenntnistheoretische Hypothese sprachphilosophisch erkl?ren?zu k?nnen, entwickele ich im Rückgriff auf den ursprünglich von Hilbert eingeführten?Epsilon-Operator eine formale Semantik für kontrafaktische Konditionale, welche?die derzeit als Standard geltende m?gliche-Welten-Semantik weiter entwickelt.