Karl Weierstra?
Mathematiker – ?Unser aller Meister“
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Karl Weierstra? /
Universit?tsbibliothek der HU,
Portr?tsammlung: Karl Weierstra?,
Fotograf: E. Milster
Karl Weierstra? hat wesentliche Beitr?ge zu den Grundlagen der Analysis geleistet?und die Theorie komplexer Funktionen entwickelt. Nach einer Karriere im Schuldienst an die Friedrich-Wilhelms-Universit?t berufen, repr?sentierte er, zusammen mit Ernst Eduard Kummer und Leopold Kronecker, die Berliner Mathematik des 19. Jahrhunderts.?Charles Hermite nannte ihn ?notre?ma?tre à tous“ (?unser aller Meister“).
Karl Weierstra??geh?rte zur zweiten Generation eminenter Mathematiker an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universit?t. Mit dem Naturforscher Alexander von Humboldt (1769-1859) und dem Bauingenieur und Mathematiker August Leopold von Crelle (1780-1855) hatte sich die Etablierung Berlins als eines auch international sichtbaren Zentrums der Mathematik früh angebahnt; mit den Berufungen von Ernst Eduard Kummer (1810-1893), Leopold Kronecker (1823-1891) und eben Karl Weierstra?‘ setzte die ?Goldene Zeit der Berliner Mathematik“ ein, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts w?hrte.
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Werdegang
In Weierstra?‘ frühem Werdegang deutete allerdings nur wenig auf eine besondere Karriere hin. Als er geboren wurde, war sein Vater als Sekret?r des Bürgermeisters einer kleinen westf?lischen Gemeinde t?tig, trat dann aber bald in den Dienst der preu?ischen Steuerverwaltung, dann des Paderborner Hauptzollamts ein. Aus bescheidenen Verh?ltnissen kommend, begann Karl Weierstra? zun?chst das Studium der Kameralistik in Bonn mit dem Ziel, sich dadurch für den h?heren Verwaltungsdienst zu qualifizieren. Für dieses Studium interessierte er sich freilich nur?wenig und verlie? die Universit?t 1838 ohne Abschluss. Als Autodidakt hatte er sich schon l?nger mit mathematischen Problemen befasst, und so lag es nahe, ein Studium der Mathematik mit dem Ziel, Gymnasiallehrer zu werden, in Münster anzuschlie?en.
Nach dem Staatsexamen war Weierstra? zuerst in Münster Lehrer, dann im westpreu?ischen Deutsch Krone, dem heutigen Wa?cz.?Seine Studien zur komplexen Analysis, die er als Referendar in Münster begonnen hatte, führte er neben dem Beruf – teils in Nachtarbeit und unter Vernachl?ssigung seiner Schüler – weiter und publizierte bereits 1843 seine ?Bemerkungen über die analytischen Facult?ten“ in der Schulzeitschrift. 1848 wechselte er an das katholische Gymnasium in Braunberg, dem heutigen Braniewo. Sein hohes Ziel, in ?Crelle‘s Journal“, der führenden deutschen Zeitschrift für Mathematik seiner Zeit, zu publizieren, erreichte Weierstra? 1854: Der von ihm eingereichte Beitrag ?Zur Theorie der Abelschen?Functionen“ erregte in der Fachwelt so gro?es Aufsehen, dass?die Universit?t K?nigsberg Weierstra? wenig sp?ter die Ehrendoktorwürde antrug.
Weierstra??sche Approximationssatz
Auf Betreiben Alexander von Humboldts wurde Weierstra? 1856 an das K?nigliche Gewerbe-Institut (einer Vorl?uferinstitution der Technischen 金贝棋牌/Technischen Universit?t) nach Berlin berufen, im selben Jahr wurde er Mitglied der Preu?ischen Akademie der Wissenschaften. 1864 konnte er auf ein Ordinariat an die Friedrich-Wilhelms-Universit?t wechseln. Hier betrieb er Grundlagenforschung auch zur Variationsrechnung, Differentialgeometrie, elliptischen Funktionen und Potenzreihen. 1874 konstruierte er eine stetige, aber nirgends differenzierbare Funktion, was der damaligen Intuition seiner Kollegen heftig widersprach. Daneben entfaltete Weierstra? eine ungemeine?Popularit?t in der Lehre, die weit zirkulierenden Mitschriften seiner Vorlesungen wirkten vielleicht sogar noch st?rker als seine Publikationen. Noch heute fehlen in keinem mathematischen Grundstudium der Weierstra?’sche Approximationssatz und der Satz von Bolzano-Weierstra?. ?
Zu seinen vielen berühmten Schülern geh?ren Lazarus Fuchs, Leo K?nigsberger, ?Georg Cantor Ferdinand Frobenius und G?sta Mittag-Leffler, der Weierstra?‘ Nachlass in seinem Institut in Djursholm (Schweden) sicherte. Besonders zu erw?hnen ist Sofja?Kowalewskaja, der als Frau das Studium in Berlin offiziell verwehrt war, die aber von Weierstra? im Privatunterricht gef?rdert wurde und schlie?lich 1884 Dozentin, vier Jahre sp?ter Mathematikprofessorin in Stockholm werden sollte.
Das Zentralinstitut für Mathematik, 1981 in Berlin unter dem Dach der Akademie der Wissenschaften der DDR gegründet, trug ab 1985 den Namen ?Karl-Weierstra?-Institut für Mathematik“. Das 1992 in seiner Nachfolge neu gegründete Institut, heute ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft, nennt sich seit 1994 ?Weierstra?-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik“. Im Hauptgeb?ude der Humboldt-Universit?t Unter den Linden erinnert der ?Weierstra?-H?rsaal“ an den Mathematiker.
Schriften (in Auswahl)
- Ausgew?hlte Kapitel aus der Funktionenlehre. Vorlesung, gehalten in Berlin 1886. Mit der akademischen Antrittsrede, Berlin 1857, und drei weiteren Originalarbeiten aus den Jahren 1870 bis 1880/86, hg. von Reinhard Siegmund-Schultze, Leipzig 1988.
- Mathematische Werke. Herausgegeben unter Mitwirkung einer von der K?niglich Preu?ischen Akademie der Wissenschaften eingesetzten Commission, hg. von Rudolf Rothe u.a., mehrere B?nde, Cambridge 2014.
- Briefwechsel zwischen Karl Weierstra? und Sofja?Kowalewskaja, hg. von Reinhard B?lling, Berlin 1993.
- Ein Beispiel für eine Vorlesungsmitschrift: Schwarz, Hermann: Formeln und Lehrs?tze zum Gebrauche der elliptischen Functionen. Nach Vorlesungen und Aufzeichnungen des K. Weierstra?, G?ttingen o.J. [1893].
Literatur (in Auswahl)
- Cantor, Moritz: Weierstra?, Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 55, 1910, S. 11-13.
- K?nig, Wolfgang/Jürgen Sprekels (Hg.): Karl Weierstra? (1815-1897). Aspekte seines Lebens und Wirkens – Aspects?of?his Life and Work, Wiesbaden 2016.
- Gr?tschel, Iris: Das mathematische Berlin. Historische Spuren und aktuelle Szene, Berlin 2017.
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Karl Weierstra?
31st October 1815 (Ostenfelde) – 19th February 1897 (Berlin)
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Mathematician – “Master of us all”
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Karl Weierstrass belonged to the second generation of eminent mathematicians at the Friedrich-Wilhelms-Universit?t in Berlin. With the natural scientist Alexander von Humboldt (1769–1859) and the civil engineer and mathematician August Leopold von Crelle (1780–1855), Berlin’s establishment as an internationally visible centre of mathematics had been in the making at an early stage; with the professorial appointments of Ernst Eduard Kummer (1810–1893), Leopold Kronecker (1823–1891), and, now, Karl Weierstrass, the “golden age of Berlin mathematics” began, which lasted until the end of the 19th century.
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Career
In Weierstrass’s early professional path, however, there was little to suggest an exceptional career. When he was born, his father worked as the secretary of the mayor of a small Westphalian municipality, but he soon entered the service of the Prussian tax authorities, and then the chief customs office in Paderborn. Coming from a humble background, Karl Weierstrass first began studying cameralistics (the science of the management and administration of public revenue) in Bonn with the aim of qualifying for the senior civil service. In 1838, he left the university without attaining his degree. He had long been occupying himself with mathematical problems as his own teacher, and so it seemed an obvious choice to pursue a degree in mathematics, in Münster, with the aim of becoming a secondary school teacher. After passing the state examination, Weierstrass was first a teacher in Münster (still undergoing further training), then in Deutsch Krone in West Prussia, today Wa?cz. His studies in complex analysis, which he had begun while a teacher in training in Münster, he continued alongside his profession – partly working by night and neglecting his students – and he published his “Remarks on the Analytical Faculties” (Bemerkungen über die analytischen Facult?ten) in the school magazine in just 1843. In 1848, he moved to the Catholic Gymnasium in Braunberg, today Braniewo. In 1854, Weierstrass achieved his lofty goal of publishing in Crelle’s Journal, the leading German journal for mathematics of his day: his paper “Zur Theorie der Abelschen Functionen” (On the theory of abelian functions) caused such a sensation among experts that the University of K?nigsberg offered Weierstrass an honorary doctorate shortly afterwards.
Weierstrass?approximation theorem
At the instigation of Alexander von Humboldt, Weierstrass was appointed to the Royal Institute of Trade (the K?nigliche Gewerbe-Institut – a predecessor of the Technische 金贝棋牌/Technische Universit?t) in Berlin in 1856, and, that same year, he became a member of the Prussian Academy of Sciences. In 1864, he moved to a chaired professorship at the Friedrich-Wilhelms-Universit?t. Here, he also conducted basic research on the calculus of variations, differential geometry, elliptical functions and power series. In 1874, he constructed a continuous, but nowhere differentiable, function, which vehemently contradicted the intuition of his colleagues at the time. Furthermore, Weierstrass became tremendously popular as a teacher, and the widely circulated transcripts of his lectures may, in fact, have had an even stronger impact than his publications. Even today, there is no foundation course in mathematics that does not include the Weierstrass approximation theorem and the Bolzano–Weierstrass theorem.
His many famous students include Lazarus Fuchs, Leo K?nigsberger, Georg Cantor Ferdinand Frobenius and G?sta Mittag-Leffler, who secured Weierstrass’s estate at his institute in Djursholm (Sweden). Of particular note is Sofja Kowalewskaja, who, as a woman, was officially denied the opportunity to study in Berlin, but was supported by Weierstrass in private lessons and was ultimately to become a lecturer, in 1884, then, four years later, a professor of mathematics in Stockholm.
The Central Institute for Mathematics (Zentralinstitut für Mathematik), founded in Berlin in 1981 under the umbrella of the Academy of Sciences of the GDR, was renamed the Karl Weierstrass Institute for Mathematics in 1985. Its successor institute, newly founded in 1992, and today an institute of the Leibniz Association, has been called the “Weierstrass Institute for Applied Analysis and Stochastics” (Weierstra?-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik) since 1994. In the main building of the Humboldt-Universit?t on Unter den Linden, the “Weierstrass Lecture Hall” (Weierstra?-H?rsaal) commemorates the mathematician.
Written works (selection)
- Ausgew?hlte Kapitel aus der Funktionenlehre. Vorlesung, gehalten in Berlin 1886. Mit der akademischen Antrittsrede, Berlin 1857, und drei weiteren Originalarbeiten aus den Jahren 1870 bis 1880/86, hg. von Reinhard Siegmund-Schultze, Leipzig 1988.
- Mathematische Werke. Herausgegeben unter Mitwirkung einer von der K?niglich Preu?ischen Akademie der Wissenschaften eingesetzten Commission, hg. von Rudolf Rothe u.a., mehrere B?nde, Cambridge 2014.
- Briefwechsel zwischen Karl Weierstra? und Sofja?Kowalewskaja, hg. von Reinhard B?lling, Berlin 1993.
- Ein Beispiel für eine Vorlesungsmitschrift: Schwarz, Hermann: Formeln und Lehrs?tze zum Gebrauche der elliptischen Functionen. Nach Vorlesungen und Aufzeichnungen des K. Weierstra?, G?ttingen o.J. [1893].
References (selection)
- Cantor, Moritz: Weierstra?, Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 55, 1910, S. 11-13.
- K?nig, Wolfgang/Jürgen Sprekels (Hg.): Karl Weierstra? (1815-1897). Aspekte seines Lebens und Wirkens – Aspects?of?his Life and Work, Wiesbaden 2016.
- Gr?tschel, Iris: Das mathematische Berlin. Historische Spuren und aktuelle Szene, Berlin 2017.
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