Humboldt-Universit?t zu Berlin

Dr. Justus von Daniels

Religi?ses Recht als Referenz. Jüdisches Recht im rechtswissenschaftlichen Vergleich

Juristische Fakult?t, ?ffentliches Recht und V?lkerrecht

Zusammenfassung der Dissertation

Das jüdische Recht unterscheidet sich fundamental von modernen Rechtsordnungen. In der jüdischen Religion spielt das Recht für die Gestaltung der Religion eine entscheidende Rolle; sie ist eine Rechtsreligion. Das Recht wiederum basiert auf religi?sem Fundament; es ist - ?hnlich dem islamischen Recht -? religi?ses Recht. Erst in den letzten Jahrzehnten ist in den USA und Israel ein Verst?ndnis gewachsen, dass das jüdische Recht einen wichtigen kulturgeschichtlichen und rechtstheoretischen Bezugspunkt darstellt und als Vergleichssystem genutzt werden kann. Der Kulturtheorie des Rechts und der Rechtsgeschichte dient das Recht des Judentums als Projektionsfl?che für die Herkunft von rechtlichen Konzepten und Begriffen, die als s?kularisierte Reste auch in modernen Rechtssystemen fortwirken. Die Rechtstheorie entdeckt im jüdischen Recht ein Rechtssystem, dass mit einem g?ttlichen Gesetzgeber über einen anderen Geltungsgrund verfügt und eine eigenst?ndige Auspr?gung erlebt hat. Die Rechtsvergleichung sieht das jüdische Recht als aktuelle, religi?se Ordnung, die umstrittene Rechtsfragen aus religi?ser Sicht beantworten muss, und in der aktuelle Herausforderungen wie die Transnationalit?t des Rechts, der Pluralismus im Recht oder die Integration religi?sen Rechts in weltliche Rechtsordnungen reflektiert werden.

In dieser Arbeit werden diese Forschungszweige aufgegriffen, indem das jüdische Recht im juristischen Diskurs begreifbar gemacht und gezeigt wird, in welchen Bereichen es als Referenzmodell, das hei?t als Bezugspunkt, für einen Rechtsvergleich dienen kann. Dies nicht allein deswegen, weil es ein wichtiger kultureller Vorl?ufer für das westliche Rechtsverst?ndnis ist, sondern gerade weil es eine alternative Auspr?gung erfahren hat. Es ist ein Recht ohne Staat, ohne institutionalisierte Hierarchie und mit umfassender Ewigkeitsklausel; 金贝棋牌, die in der neueren Forschung zum Recht wieder aktuell geworden sind.

Untersucht werden unter anderem Fragen der Bioethik, der Transnationalit?t, des Rechtspluralismus und der Rechtsmethodik. Um es als Vergleichsmodell in die Rechtswissenschaft zu integrieren, wird in der Untersuchung zudem eine vergleichende Rechtstheorie dargestellt, auf deren Grundlage ein sorgf?ltiger Umgang mit dem jüdischen Recht m?glich ist. Diese Rechtsordnung liefert in ihrer Andersartigkeit Erkenntnisse, wie Recht jenseits des Staates ausgeübt werden kann und wie die Einheit des Rechts trotz eines ausgepr?gten Pluralismus erhalten wird. Zudem ?ffnet die Untersuchung des jüdischen Rechts Perspektiven für den staatlichen Umgang mit religi?sen Rechtssystemen.


Lebenslauf

Justus von Daniels
Ausbildung

Aug.? 2009
2. Juristisches Staatsexamen

2007 - 2009
Referendariat am Kammergericht Berlin

Jan. - Mai 2007
Visiting Scholar an der Columbia University, New York, USA

Sept. 2005 - Apr. 2006
Visiting Scholar an der Benjamin N. Cardozo School of Law, Yeshiva University, New York, USA

2005 - Aug. 2008
Promotion an der Humboldt-Universit?t zu Berlin

Jan. 2004
1. Juristisches Staatsexamen in Berlin (Freischuss)

2003 - 2009
Studium der Philosophie an der Freien Universit?t Berlin

Okt. 1998 - 2003
Studium der Rechtswissenschaften an der Universit?t Leipzig, der E?tv?s Lorand Universit?t Budapest und der Humboldt-Universit?t zu Berlin

Weitere T?tigkeiten

2005??? - 2008
Berliner Studien zum Jüdischen Recht, HU Berlin
Projektmitarbeiter am Lehrstuhl Prof. Dr. Bernhard Schlink,
Assistenz der Gastprofessuren

Seit 2001
Freier Mitarbeiter im Bereich Journalismus, ua für Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel, Stern online und Jüdische Allgemeine

2000-2001
diverse Praktika, u.a. SPD-Fraktion des Deutschen Bundesstages, Berlin; Deutsche Botschaft, Budapest; Wirtschaftsrechtskanzlei Hengeler Müller, Budapest; Strafrechtskanzlei Bonell, Leipzig

Stipendien

2002-2004
Studienf?rderung der Friedrich Ebert Stiftung

2005-2008
Promotionsstipendium des Bankhauses Sal. Oppenheim