Bildungssprachliche Kompetenzen (BiSpra II): Anforderungen, Sprachverarbeitung und Diagnostik

Auf einen Blick

Laufzeit
03/2013  – 07/2016
F?rderung durch

Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt

Projektbeschreibung

Die Beherrschung der sogenannten Bildungssprache, die sich unter anderem durch einen semantisch anspruchsvollen Wortschatz und die Verwendung vergleichsweise komplexer grammatischer Strukturen sowie differenzierte Sprechhandlungen, Diskurs- und Textarten auszeichnet, gilt als wichtige Voraussetzung für schulischen Erfolg. Obwohl bildungssprachlichen Kompetenzen in Bildungsforschung und Bildungspraxis eine gro?e Bedeutung zugeschrieben wird, fehlt bislang eine klare Beschreibung derjenigen Aspekte von Sprache, die Bildungssprache kennzeichnen. Zugleich existieren – insbesondere im deutschen Sprachraum – noch keine validen Instrumente zur Erfassung von Kompetenzen im Umgang mit diesen sprachlichen Anforderungen. Vor diesem Hintergrund verfolgte das Projekt ?Bildungssprachliche Kompetenzen: Anforderungen, Sprachverarbeitung und Diagnostik“ (BiSpra) vor allem zwei Ziele: (1) Zum einen sollten bildungssprachliche Merkmale, von denen vermutet wird, dass sie eine zentrale Rolle im Bildungserfolg spielen und spezielle Hürden für Kinder mit unterschiedlichem famili?ren Hintergrund darstellen, identifiziert werden. Hierauf aufbauend sollte (2) zum anderen ein linguistisch und (sprach-) entwicklungspsychologisch fundiertes Instrument zur Erfassung bildungsbezogener sprachlicher Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der Primarstufe entwickelt und validiert sowie die Bedeutung entsprechender F?higkeiten für den Schulerfolg empirisch geprüft werden. W?hrend in der ersten F?rderphase das erste Ziel im Fokus stand, lag der Schwerpunkt der zweiten F?rderphase auf dem zuletzt genannten Ziel.
Hierzu wurden in der zweiten F?rderphase in enger Zusammenarbeit der beiden Teilprojekte in Bamberg und Berlin und basierend auf Vorarbeiten und Ergebnissen der ersten F?rderphase Aufgaben zum funktional-integrativen H?rverstehen bildungssprachlich anspruchsvoller Texte sowie Aufgaben zur Erfassung sprachkomponenten-bezogener bildungssprachlicher F?higkeiten (Wortschatz, Verst?ndnis von Satzverbindungen mit Konnektoren) weiter- bzw. neu entwickelt. Die Weiterentwicklung der textbasierten H?rverstehensaufgaben (Federführung: Berlin) hatte vor allem die Bereitstellung zus?tzlicher, besonders anspruchsvoller Texte und Aufgaben zum Ziel, die sich für den Einsatz in h?heren Grundschulklassen eignen sollten. Bei der Neuentwicklung der Skalen zum bildungssprachlichen Wortschatz und zum Verst?ndnis von Satzverbindungen mit Konnektoren (Federführung: Bamberg) galt es nicht nur, unterschiedliche Aufgabenformate (Lückensatzformat vs. bildgestütztes Format) zu erproben und auf Basis itemstatistischer Kennwerte ein geeignetes Aufgabenformat zu identifizieren. Die Entwicklung der Wortschatzaufgaben setzte zudem eine empirische Fundierung und linguistisch und sprachpsychologisch reflektierte Auswahl der für schulische Lernprozesse relevanten Ausdrücke voraus. Hierzu kooperierte insbesondere das Bamberger Teilprojekt für einen Zeitraum von sechs Monaten mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Angelika Redder (Universit?t Hamburg).
Für das textbasierte H?rverstehen zeigen die Ergebnisse der Pilotierungsstudie, dass es gelungen ist, reliable Testaufgaben zu entwickeln, die sich für den Einsatz bei Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Klassenstufen und mit unterschiedlichem Sprachhintergrund eignen. Für die Erfassung des bildungssprachlichen Wortschatzwissens und des Verst?ndnisses von Satzverbindungen mit Konnektoren erwies sich das Lückensatzformat jeweils als besser geeignet als das bildgestützte Format. Das Lückensatzformat erzielte gute Reliabilit?ten und differenzierte erwartungsgem?? zwischen den Klassenstufen und Sprachgruppen. Es wurde daher für die anschlie?ende Validierungsstudie ausgew?hlt.
Bei der Validierungsstudie handelte es sich um eine Messwiederholungsstudie mit zwei Kohorten von Schülerinnen und Schülern (2. und 3. Jahrgangsstufe), an der rund 1.000 Kinder teilnahmen. Zus?tzlich zu den drei BiSpra-Skalen wurden in der Studie verschiedene Validierungsvariablen (z. B. allgemeiner Wortschatz, Grammatik, kognitive Grundf?higkeiten, Leseverst?ndnis, mathematische Kompetenzen) erhoben. Die Ergebnisse der Analysen unterstützen zum einen den Befund, dass die Skalen grunds?tzlich geeignet sind, die erreichten Kompetenzniveaus, interindividuelle Kompetenzunterschiede und individuelle Kompetenzentwicklungen im Grundschulalter zu erfassen. Sie deuten ferner daraufhin, dass die neu entwickelten Skalen in erwartbarer Richtung und H?he mit anderen Kompetenzen (z. B. allgemeiner Wortschatz, kognitive Grundf?higkeiten) zusammenh?ngen, was als erster Hinweis auf das Vorliegen von konvergenter und diskriminanter Validit?t interpretiert werden kann. Vorl?ufige Analysen zur prognostischen Validit?t, die bislang noch auf kleinen Substichproben basieren, deuten zudem daraufhin, dass die mit den BiSpra-Skalen erfassten Kompetenzen auch unter Kontrolle relevanter Hintergrundvariablen (z. B. Alter, sozio-?konomischer Status der Familie) bedeutsam zur Vorhersage schulischer Kompetenzen sowie Leistungseinsch?tzungen durch die Lehrkr?fte (z. B. im Lesen und im Sachunterricht) beitragen. Ferner scheint der Einfluss des famili?ren sozio?konomischen Hintergrunds auf die Schulnoten vor allem auch durch die bildungssprachlichen F?higkeiten der Kinder vermittelt zu sein.
Die bislang vorliegenden Befunde werden in der anschlie?enden dritten Projektlaufzeit (BiSpra-Aufgaben) vertieft und erweitert. Neben einer l?ngsschnittlichen Betrachtung von Ver?nderungen über die Zeit ist dabei beispielsweise geplant, auch Angaben der Lehrkr?fte zu Aspekten der Klassenzusammensetzung und/oder der Unterrichtsgestaltung zu berücksichtigen, um so einen genaueren Einblick in die Bedeutung von Bildungssprache für den schulischen Kompetenzerwerb zu erhalten.

Projektwebsite ?ffnen

Projektleitung

Beteiligte Personen

  • Person

    Dr. Birgit Heppt

    • Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakult?t
    • Institut für Erziehungswissenschaften