
Wiege der deutschen Motorluftfahrt
Im Jahr 1909 wurde auf dem Gel?nde nordwestlich der heutigen Universit?tsgeb?ude der erste Motorflugplatz Deutschlands er?ffnet. Ab 1912 errichtete die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrtforschung (DVL), Vorl?uferin des heutigen Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), hier umfangreiche Forschungs- und Produktionsanlagen. Mit dem Aufschwung der Luftfahrt ab Ende der 1920er Jahre entwickelte sich auch die Luftfahrtforschung rasant. Sie profitierte ab Mitte der 1930er Jahre stark vom Rüstungsprogramm der Nationalsozialisten. Ein mit dem Reichsluftfahrtministerium abgestimmtes ?erweitertes Ausbauprogramm für die Jahre 1932-1936“ erm?glichte unter anderem den Bau des Gro?en Windkanals, des Trudelwindkanals und des Schallged?mpften Motorenprüfstands. W?hrend des Zweiten Weltkrieges liefen die Forschungsarbeiten der DVL an diesem Standort auf Hochtouren.
Im Rahmen der Aufrüstung begannen die Henschel-Werke ab Mai 1933 in Johannisthal mit der Entwicklung und dem Bau von Milit?rflugzeugen. W?hrend des Krieges kamen in ihren Werken in Johannisthal und Sch?nefeld Zwangsarbeiter*innen zum Einsatz. Eines der gr??ten Berliner Lager befand sich am heutigen Gro?-Berliner Damm.
Akademie der Wissenschaften
Die Akademie der Wissenschaften der DDR wurde von der sowjetischen Milit?radministration in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg zun?chst als Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW) errichtet. Bereits ab Ende Oktober 1946 konnte die Akademie eigene Forschungsinstitute unterhalten. Mehrere ehemalige Kaiser-Wilhelm-Institute wurden integriert, wodurch sich der traditionelle Forschungsschwerpunkt stark auf den naturwissenschaftlich-technischen Bereich verlagerte. Ein Teil dieser Institute siedelte sich auf dem Adlershofer Gel?nde zwischen Bahnlinie und Teltowkanal an. Im Rahmen des Fünfjahresplans 1956-1960, der unter anderem den Aufbau moderner Industrien im Rahmen der Wiederbewaffnung enthielt, entwickelte sich die DAW zur zentralen Forschungsorganisation der DDR, die durch Gutachten und die Beratung der Regierung auch gro?en forschungspolitischen Einfluss hatte.
In den 1960er und 1970er Jahren wurde die Akademie als zentrale Wissenschafts- und Forschungsinstitution gefestigt und direkt in die Herrschaftsstruktur der SED integriert. Sie wurde am 7. Oktober 1972 in ?Akademie der Wissenschaften der DDR“ (AdW) umbenannt und umfasste nunmehr fast ausschlie?lich naturwissenschaftlich-technische Sachgebiete. Zum Zeitpunkt der Wende arbeiteten in den 58 Forschungseinrichtungen der AdW mehr als 20.000 Menschen, davon allein 5.400 in den 15 Einrichtungen der chemischen und physikalischen Forschung, die in Adlershof angesiedelt waren.
Deutscher Fernsehfunk DFF
Das denkmalgeschützte Ehrlich-Ensemble nahe des Bahnhofs Adlershof zeugt von der Zeit, als der ?Sandmann“ und ?Die aktuelle Kamera“ aus Adlershof gesendet wurden. Die Fernsehstudios in Berlin-Adlershof wurden Anfang der 1950er Jahre gebaut und stetig erweitert. In zweieinhalb Jahren wurde mit 60 Millionen Ostmark das damals gr??te Fernsehstudio Europas errichtet. Am 3. Januar 1956 nahm das DDR-Fernsehen seinen regul?ren Sendebetrieb auf. Regul?re Farbfernsehsendungen gab es ab dem 7. Oktober 1969, dem 20. Jahrestag der Gründung der DDR. Ein paar Tage zuvor war bereits das 2. Programm auf Sendung gegangen. In den 70er und 80er Jahren machte die SED das ?Fernsehen der DDR“, wie es seit 1972 genannt wurde, immer mehr zu ihrem Propaganda-Instrument. 1991 wurde der DFF aufgel?st und der Besitz sowie Teile der Mitarbeiterschaft entweder in die bereits bestehenden ARD-Rundfunkanstalten West überführt oder in neue ?ffentlich-rechtliche Anstalten umgewandelt.
Wachregiment Feliks Dzierzynski
Wer vor 1989 die S-Bahnbrücke am Bahnhof Adlershof unterquert hatte und die Rudower Chaussee entlangfuhr, kam an einem Geb?udekomplex vorbei, der durch hohe Mauern hermetisch abgeriegelt und durch Wachtürme geschützt war. Hier residierte seit dem Frühjahr 1950 das Wachregiment des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, das 1967 den Namen Feliks Dzierzynski erhielt. Das zum Zeitpunkt seiner Gründung etwa 1.000 Mann umfassende Wachregiment hatte bei seiner Aufl?sung 1989 mehr als 11.000 Mitglieder. Zu den Aufgaben der Soldaten im Wachregiment geh?rten vor allem die Sicherung von Geb?uden des Staatsapparates der DDR und der SED und der Schutz der 1958 errichteten Waldsiedlung in Wandlitz bei Berlin. Die Angeh?rigen des Wachregiments waren in der Regel ?normale“ Wehrpflichtige, die sich allerdings für mindestens drei Jahre verpflichtet hatten. Das Wachregiment war an der Niederschlagung des Aufstands von 17. Juni 1953 ebenso beteiligt wie an der Sicherung der Berliner Mauer bei ihrem Bau 1961.
Einige der ehemaligen Kasernenbauten sind nach der Wende erhalten geblieben und wurden modernisiert und umgebaut. Vier von ihnen beherbergen heute das Institut für Psychologie und das Geographische Institut und das Center for the Science of Materials der Humboldt-Universit?t.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands
Adlershof erhielt im Rahmen der ?St?dtebaulichen Entwicklungsma?nahme Berlin-Johannisthal/Adlershof“ neue Stra?en, eine moderne technische Infrastruktur und architektonisch anspruchsvolle Neubauten. Aufbauend auf die Wissenschafts- und Medientradition und die noch erhaltenen Strukturen des Standortes wurde die Entscheidung getroffen, Adlershof zu einem international renommierten Wissenschafts-, Wirtschafts- und Medienstandort zu entwickeln.
Bereits im Jahr 1991 war die Entscheidung getroffen worden, Teile der Humboldt-Universit?t am ehemaligen Wissenschaftsstandort der DDR anzusiedeln. Die mathematisch-naturwissenschaftlichen Institute sollten neben au?eruniversit?ren Forschungseinrichtungen und technologieorientierten Unternehmen tragende S?ulen des Wissenschafts- und Technologieparks innerhalb der ?Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien“ werden. Im Zuge eines st?dtebaulichen Wettbewerbs entstand 1993 der erste Rahmenplan für die Entwicklung des Gesamtgebietes. Die Humboldt-Universit?t legte 1995 ein umfassendes Konzept für ihren Campus vor. 1997 beschloss das Land Berlin die Finanzierung. Unter der Regie der Senatsbauverwaltung wurden die Neubauten geplant und bis 2003 errichtet.
Die mit dem Einigungsvertrag beschlossene Aufl?sung der Akademie der Wissenschaften der DDR und die zum Teil umstrittene, grunds?tzlich jedoch mit positiven Ergebnissen abgeschlossene Evaluierung der Adlershofer Institute führte zu einer Umstrukturierung der Forschungslandschaft am Standort. Die chemischen Institute, die zum gro?en Teil mit ?industrietypischer“ Anwendungsforschung befasst waren, wurden wesentlich reduziert. Es gelang jedoch, die technischen und physikalischen Forschungspotenziale in st?rkerem Ma?e zu erhalten und in au?eruniversit?re Forschungseinrichtungen zu überführen.
Der Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof ist heute von der r?umlichen N?he und Zusammenarbeit der Humboldt-Universit?t, zehn au?eruniversit?rer Forschungsinstitute und rund 600 Unternehmen, unter anderem der Hochtechnologie, gepr?gt.
Auf dem ehemaligen Gel?nde des DDR-Fernsehens hat sich Berlins gr??ter Medienstandort entwickelt.