CL Topoi II / ?: Scheitern - Qantir-Pi-Ramesse

Auf einen Blick

Laufzeit
11/2017  – 12/2018
F?rderung durch

DFG Exzellenzinitiative Cluster

Projektbeschreibung

?Zum Scheitern verurteilt?“ – Indikatoren für In-/Stabilit?t in Pi-Ramesse nach Ramses II.

(Alexandra Verbovsek/Henning Franzmeier/Mary Ownby)
Vom Exzellenzcluster TOPOI von November 2017 bis Dezember 2018 gef?rdert

Am Ende der Sp?tbronzezeit in der ersten H?lfte des 12. Jh. v. Chr. brechen sowohl einzelne Staaten als auch jahrhundertealte internationale Netzwerke zusammen. Die Suche nach den Gründen für diesen tiefgreifenden Wandel steht derzeit im Fokus des wissenschaftlichen Interesses und wirkt aufgrund seines Gegenwartsbezuges auch über den akademischen Bereich hinaus.
Als Fallstudie dient die Stadt Pi-Ramesse, die im 13. Jh. v. Chr. von Ramses II. als Hauptstadt ?gyptens gegründet wurde und zun?chst eine zentrale Stellung im Machtgefüge der Sp?tbronzezeit einnahm. Ihre gro?fl?chige Ausstattung mit monumentaler Architektur und Bildprogrammen sowie die ostentative materielle und textliche Assoziation mit ?gyptischen Zentren, die eine jahrhundertealte Tradition und damit nachhaltige Stabilit?t besa?en, best?tigen die Absicht, dass hier eine dauerhafte st?dtische Siedlung und zugleich ein in allen macht- und aktionsrelevanten Bereichen ?solider“ Standort gegründet werden sollte. Ebenso wie frühere Hauptst?dte ?gyptens, z. B. Memphis oder Theben, sollte Pi-Ramesse über Jahrhunderte die Stabilit?t des Landes und die daraus resultierende kulturelle Kontinuit?t repr?sentieren.
Tats?chlich konnte die Stadt diesen Anspruch jedoch nicht erfüllen. Auch wenn sie den tiefgreifenden Wandel am Ende der Sp?tbronzezeit zun?chst übersteht, wird die politische Situation zunehmend instabiler: Nach au?en verliert ?gypten seine Stellung als Gro?macht, im Inneren kommt es zu sozialen Verwerfungen, die sich u. a. in dem bekannten Streik der Nekropolenarbeiter im Tal der K?nige auspr?gen. Zu Beginn des 11. Jh. v. Chr. muss das ambitionierte Projekt Ramses’ II., eine ?gyptische Residenz gezielt in Grenzn?he zu etablieren, um Stabilit?t zu erhalten und zu demonstrieren, aufgegeben werden.

Das Projekt und seine Ziele
Das Projekt will den Wandel, der der Aufgabe der Stadt vorausging, nachvollziehbar machen. Dabei werden zwei sehr unterschiedliche Quellengattungen genutzt. Auf der einen Seite werden zeitgen?ssische Texte insbesondere der 20. Dynastie untersucht, in denen die Stadt genannt wird. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Funktion der Stadt und die (monumentale) Baut?tigkeit in der Stadt gelegt, soweit diese erfasst werden kann. Zum anderen wird die Keramik des 12. und 11. Jh. v. Chr. untersucht, die im Zuge der Grabungen in den Jahren 2000 bis 2004 zutage trat.
Konkret soll so die Frage beantwortet werden, wie abrupt der Bedeutungsverlust der Stadt war und welche Prozesse diesem vorangingen. Dies betrifft etwa eine vermutlich deutliche Abschw?chung des monumentalen Bauens, einen Funktionswandel von Geb?uden (offizielle Geb?ude werden als Wohngeb?ude wiedergenutzt) und die in der Keramik sichtbare Abkopplung der Stadt vom nationalen und insbesondere internationalen Handel.
Die im Zuge der Auswertung beschriebenen Ph?nomene sollen schlie?lich zu der gesamtstaatlichen Instabilit?t in Beziehung gesetzt werden und so einen Beitrag zum detaillierten Verst?ndnis der Prozesse am Ende der Sp?tbronzezeit in ?gypten leisten.

Projektleitung