Kontextuelle Faktoren, die terminale Funktionsverluste regulieren: Das Ende des Lebens als natürliches Experiment
Auf einen Blick
DFG Sachbeihilfe
![]()
Projektbeschreibung
Theorien der Lebensspanne argumentieren seit langem, dass Menschen in Kontexten leben, die ihnen f?rderliche Strukturen bieten aber auch individuelle Entwicklungen einschr?nken k?nnen (Baltes, 1987). Perspektiven wie der ?kosystemische Ansatz (Bronfenbrenner, 1979) oder die ?kologische Gerontologie (Wahl, 2001) betonen die Bedeutung von Faktoren der Lebensumwelt für Entwicklungsprozesse bei Jung und Alt. Zum Beispiel geht das Person-Umwelt-Modell (Lawton, 1990) davon aus, dass Faktoren der Lebensumwelt zunehmend wichtiger werden, je st?rker individuelle F?higkeiten abnehmen. Die Akkumulation von systemischen Dysfunktionen am Lebensende wie gesundheitliche und kognitive Einschr?nkungen fordern die adaptiven Fertigkeiten oftmals aufs ?u?erste heraus und machen es zunehmend schwierig, Wohlbefinden aufrechtzuerhalten. Wir gehen davon aus, dass die letzten Lebensjahre ein natürliches Paradigma für das Austesten von Grenzen darstellen, deren Untersuchung Aufschluss über Gr??e und Richtung von Ver?nderungen geben und uns helfen, Faktoren und Mechanismen besser zu verstehen, die diese Entwicklungsprozesse regulieren. Unsere Annahme ist, dass individuelle und Lebensumwelt-Faktoren gleichsam eine wichtige Rolle hierbei spielen. Unser Ziel ist es, strukturelle Faktoren der Lebensumwelt zu identifizieren, die durch Pr?vention und Intervention ver?nderbar w?ren. Von der Idee ausgehend, dass das Lebensende ein natürliches Experiment darstellt, in dem individuelle Unterschiede aufgrund der überm??igen Herausforderungen besonders stark zu Tage treten, untersuchen wir individuelle und regionale Faktoren, die Wohlbefinden im Angesicht des nahen Todes regulieren. Wir kombinieren psychologische und demographische Perspektiven und analysieren L?ngsschnittdaten von inzwischen verstorbenen Teilnehmer*innen in repr?sentativen Studien aus drei hoch-industrialisierten L?ndern. Unsere spezifischen Ziele hierbei sind wie folgt: (1) Wir beschreiben individuelle Unterschiede in Wohlbefindensverl?ufen am Lebensende und untersuchen die Rolle von proximalen individuellen Faktoren (Todesalter, Geschlecht, Bildung, Einkommen, soziale Einbettung, Kontrollwahrnehmung, Kognition und Pers?nlichkeit). Von Bedeutung ist au?erdem, wie sich k?rperliche Einschr?nkungen (Timing, Schwere, Verlauf) in Wohlbefindensverl?ufen widerspiegeln. (2) Wir explorieren die Bedeutung distaler regionaler Faktoren bei der Regulierung von Wohlbefindensverl?ufen am Lebensende. Wir quantifizieren den Anteil an individuellen Unterschieden, der durch regionale Faktoren erkl?rt werden kann und untersuchen die ?konomischen, sozialen, r?umlichen und Service-Faktoren, die individuelle Prozesse der Adaptation unterstützen oder behindern. (3) Wir replizieren unsere Befunde in drei national-repr?sentativen Datens?tzen. Durch die direkte Prüfung auf Replizierbarkeit k?nnen wir die Robustheit unserer Ergebnisse testen und eventuell erste Hinweise auf Kontext- und L?nderspezifika gewinnen.