Phantasie an der Macht. Literarische und politische Autorschaft im heutigen Russland
Auf einen Blick
Literaturwissenschaft
Volkswagen Stiftung

Projektbeschreibung
Das Projekt hinterfragt radikal diejenigen diskursiven Zuschreibungen und Dichotomien, die in den literatursoziologischen Untersuchungen in der Regel als selbstverst?ndlich angenommen werden. Dies betrifft vor allem die Grenze zwischen ?sthetischer Autorschaft und ideologischer Anonymit?t sowie zwischen staatskonformer und oppositioneller Kunst in modernen autorit?ren Regimes am Beispiel des heutigen Russlands. Die so gewonnene Perspektive erlaubt einen besseren Einblick in die Funktions- und Wirkungsweisen der ideologischen Mechanismen und erkl?rt zugleich die Entt?uschung der Hoffnungen, die bis zuletzt mit der sogenannten "kreativen Protestkultur" verbunden waren. W?hrend man in liberalen Kreisen weiterhin Kreativit?t und Phantasie als quasi "natürlichen" Ausdruck einer demokratischen Gesinnung feiert, setzen die autorit?ren Regierungen ebenfalls auf kreative Strategien. Indem ich ideologische Narrative als fiktionale Texte lese, schaffe ich die Basis für das Verst?ndnis einer sehr spezifischen Konstellation, die im heutigen Russland zwischen dem politischen Machtzentrum und den Schriftstellern besteht, die sich um eine unabh?ngige Position bemühen und doch umso st?rker in ein Konkurrenzverh?ltnis zum Pr?sidenten als dem erfolgreichsten "Nationalautor" verwickelt werden, was eine implizite Anpassung an das System zur Folge hat.