Urbanes Vertrauen. Die Metropole und unser ?ffentliches Leben

Auf einen Blick

Laufzeit
12/2024  – 05/2026
DFG-Fachsystematik

Empirische Sozialforschung

F?rderung durch

Volkswagen Stiftung Volkswagen Stiftung

Projektbeschreibung

Warum ist es wichtig, mit Menschen zusammenzukommen, die wir vielleicht nie kennenlernen werden? Warum ist es gut, Zeit in der Gegenwart von Fremden in der Stadt zu verbringen? Welchen Wert haben Orte, an denen wir von Angesicht zu Angesicht mit anderen Bürger:innen und mit staatlichen Akteuren auf der Street-Level-Ebene interagieren? Urban Trust ist ein Buch für alle, die sich für die soziale Bedeutung des Zusammenseins mit anderen Menschen, die wir nicht kennen, an st?dtischen Orten und Institutionen interessieren. Es argumentiert, dass koh?sive, gerechte und demokratische St?dte ein zusammengeworfenes Miteinander erfordern: Schaupl?tze für ungeplante, zuf?llige und oft scheinbar oberfl?chliche, fluide Begegnungen zwischen Bürger:innen untereinander und zwischen Bürger:innen und staatlichen Akteuren auf der Street-Level-Ebene. Solche St?dte erfordern Institutionen, die wir auch mit anderen au?erhalb unseres inneren Kreises teilen. Sicherlich finden Menschen Gemütsruhe in der effizienten Organisation ihrer t?glichen Routine, indem sie Lebensmittel online bestellen oder in die Elternversammlung der Schule hineinzoomen. Aber isolierende Praktiken schirmen etablierte, ressourcenreiche Stadtbewohner:innen in nach innen gerichtete Kreise ab. Eine solche Abschirmung reduziert die allt?gliche Relevanz "der Anderen" auf die Frage, ob das gemietete Auto, das bestellte Abendessen so schnell ankommt, wie es die App versprochen hat. In diesem Buch werden drei Konsequenzen diskutiert: Erstens gelingt es uns nicht, uns gegenseitig in Praktiken der Zuwendung (Care) und des Vertrauens mit Menschen zu engagieren, die uns r?umlich nahe, aber sozial fern sind. Zweitens beeintr?chtigt dies die Qualit?t der Beziehungen im Rahmen der Street-Level-Begegnungen zwischen Bürgern:innen und Staat. Dort h?ren wir Geschichten über einen "nicht zugewandten" (uncaring) Staat. Die Erfahrungen, die die Menschen in ihren St?dten machen, tragen, wie dieses Buch zeigt, zu einem Rückzug in nach innen gerichtete Kreise bei, w?hrend andere Teile der Stadt als unsicher definiert werden. Drittens er?ffnet der Rückzug aus dem ?ffentlichen Raum der Beziehung zwischen Bürger:innen untereinander (citizen-citizen relations) über die Kategorien Ethnizit?t, Klasse, Geschlecht und Sexualit?t hinweg in einer zunehmend ungleichen sozio?konomischen Struktur Raum für Verrohung, die diesen Rückzug noch verst?rken kann. Indem es Geschichten aus über 20 Jahren empirischer Studien in Europa und den USA mit allgemeineren Ideen oder "Theorien" kombiniert, zeigt das Buch, dass wir das zusammengeworfene Miteinander an st?dtischen Orten und Institutionen brauchen, um durch Erfahrungen zu einer bürgerlichen Moral zu sozialisieren. Das Buch l?dt uns ein, einen zweiten Blick darauf zu werfen, was wir in Zeiten der Digitalisierung unserer Kommunikation, Gemeinschaft und sozialen Kontrolle mit unserem gro?st?dtischen ?ffentlichen Leben machen.